BARCLAY JAMES HARVEST - Caught In The Light (Re-Release)
Mehr über Barclay James Harvest
- Genre:
- Art Rock
- Label:
- Esoteric Antenna / Cherry Red
- Release:
- 29.04.2016
- Who Do We Think We Are?
- Knoydart
- Copii Romania
- Back To Earth
- Cold War
- Forever Yesterday [Long Version]
- The Great Unknown
- Spud-U-Like
- Silver Wings
- Once More
- A Matter Of Time
- Ballad Of Denshaw Mill
- Who Do We Think We Are? [Edit der deutschen Promosingle]
- Life Is For Living
- John Lennon's Guitar
- Crazy City
- Suicide?
- Rock n' Roll Lady
- Berlin
- Poor Man's Moody Blues
- Stand Up
- Shadows On The Sky
- Hymn
Wiederentdeckung einer fast vergessenen Größe.
Selten habe ich mir beim Durchhören einer CD so den Kopf zermartert, wie ich meine Rezension einleiten solle, dass sie für möglichst viele unserer Leser interessant wird. Aber das dürfte in diesem Fall kaum möglich sein. Was die älteren Leser meiner Generation betrifft, könnte ich gleich mit der Besprechung des Albums loslegen. Den jüngeren müsste ich hingegen erst einmal mitteilen, dass es sich bei dieser Gruppe mit dem komischen, langen Namen vor allem bei uns in Deutschland einst um Superstars handelte, die etliche bekannte Konzertklassiker (etwa 'Mockingbird', 'The Iron Maiden') und Singlehits ('Life Is For Living', 'Hymn', 'Victims Of Circumstance', 'Child Of The Universe') hervorgebracht hatte. Die sich auch über die Wellen von Seichtpop, Grunge und Techno hinweg regelmäßig mit ihren Alben in den Top Ten plazierte, darunter auch mit dem hier angezeigten. Und die spätestens nach zwei legendären Konzerten im Westen wie im Osten Berlins bei den hiesigen Fans einen dicken Stein im Brett hatte. Ende der 90er Jahre zerfiel die Band, indem die beiden kreativen Köpfe John Lees und Les Holroyd mit ihrer jeweiligen Version der Gruppe als Volksfront von Barclay und Barclay'sche Volksfront weitermachten und keiner mehr an die alten Erfolge anknüpfen konnte.
Das vorletzte Album der einigen, authentischen BARCLAY war "Caught In The Light" von 1993, das im April remastert und viel reichlich Bonusmaterial neu herausgegeben worden ist. Mit digitaler Studioausrüstung auf dem damaligen Stand der Technik kehrte die Band nach ihrem leichteren Poprock in den 80ern zu ihrem typischen symphonischen, voluminösen Sound der früheren Jahre zurück. Ebenso ist die introvertierte, elegische bis melancholische Grundstimmung auf weiten Strecken des Albums vorhanden. Verstorbene Familienmitglieder, zerbrochene Beziehungen, vernachlässigte Waisenkinder, das englische Unrecht an den Schotten, der Bürgerkrieg im zerfallenden Jugoslawien - schon rein textlich konnte hier kein fröhliches Partyalbum herauskommen. So sind der Band einige große, aufwendige Stücke wie 'Back To Earth', 'Cold War', 'Once More', 'A Matter Of Time' oder 'Ballad Of Denshaw Mill' gelungen, vor allem aber 'Forever Yesterday', das hier in der vollständigen Fassung mit einer langen instrumentalen Schlußphase und einem emotionalen Gitarrensolo von John Lees zu hören ist. Daneben gibt es mit 'Who Do We Think We Are?' einen eingängigen Eröffner, mit 'Silver Wings' die obligatorische Ballade und mit 'Spud-U-Like' eine griffige Rocknummer, die den Bedeutungsverlust der Rockmusik in der Jugendkultur wahrnimmt und entschlossen dagegen opponiert.
Laut Begleittext gab die Band nach "Caught In The Light" auch einige Konzerte. So verwundert es, dass auf der Bonus-CD Liveaufnahmen von 1992 zu hören sind und dementsprechend kein Material dieser Scheibe enthalten ist. Vom mangelnden Bezug zum eigentlichen Album abgesehen, sind hier hörenswerte Mitschnitte von älteren wie neueren Stücken zu hören, die gut die Liveatmosphäre eingefangen haben und zeigen, dass die verträumten Schöngeister von BARCLAY JAMES HARVEST live auf der Bühne auch rocken konnten. Zudem dokumentiert die Neuauflage von "Caught In The Light" das Album gut mit den Liedtexten, zeitgenössischem Bildmaterial und einem informativen Aufsatz der Bandbiographen Keith und Monika Domone.
- Redakteur:
- Stefan Kayser