BARDOWELL, PHILIP - In The Cut
Mehr über Bardowell, Philip
- Genre:
- Melodic Rock
- Label:
- Frontiers / Soulfood
- Release:
- 19.09.2005
- In The Cut
- Through My Eyes
- Heart Of A Hero
- I Gotta Believe
- She Will Never Know
- Never Too Late For Love
- It's A Long Road
- One Day In January
- Dreamin' With My Eyes Wide Open
- Voices Of The Heart
Kennt jemand von euch PHILIP BARDOWELL? Ich behaupte einfach mal, der in Kingston/Jamaika geborene und in Kalifornien aufgewachsene Sänger dürfte zumindest in Europa weitestgehend unbekannt sein und nur eingefleischten Melodic-Rock- und AOR-Fans ein Begriff sein. Und genau das ist eigentlich ziemlich erstaunlich, verfügt Mr. Bardowell doch über ein sehr angenehmes Organ, das ihm schon längst den Posten bei einer der führenden Rockbands unserer Zeit hätte einbringen müssen. Manchmal muss man die Musikindustrie nicht wirklich verstehen.
Philip Bardowell gehörte früher einmal der Soloband des ehemaligen KISS-Schlagzeugers Peter Criss an, bei der sogar Ace Frehley, ebenfalls KISS, mitwirkte. In der letzten Zeit war er mit den Bands UNRULY CHILD, mit denen er 2003 das Album "UCIII" veröffentlichte, und MAGDALEN mit Musikern der Band HOUSE OF LORDS beschäftigt. Im Jahre 2001 brachte Bardowell sein erstes Soloalbum "In A Perfect World" auf den Markt und bekam damit speziell in Amerika viel Sonderlob.
Mit "In The Cut" wagt sich Philip Bardowell erneut auf Solopfade und weiß damit auf ganzer Linie zu überzeugen. Es ist wie eine Zeitreise in die goldenen Achtziger, als der Heavy Rock seine Hochkonjunktur hatte und Kalifornien einen Millionenseller nach dem anderen hervorbrachte. Würde man es böse meinen, könnte man auch sagen, dass sich Bardowell schamlos auf diesem Album bei allen erfolgreichen Trademarks seiner Kollegen bedient hat, denn irgendwie klingt alles wie bereits schon einmal gehört. Hier stehen SURVIVOR, GIANT und WINGER neben HOUSE OF LORDS und BON JOVI; nicht von ungefähr, haben doch einige bekannte Songwriter der einstigen Giganten der Rockgeschichte Mr. Bardowell auf diesem Album unter die Arme gegriffen. Sei's drum, gute Musik bleibt gute Musik. Er hat auch nicht den Anspruch, diesem Genre einen neuen Stempel aufzudrücken, nein, hier geht es um klassischen Melodic AOR mit großen Melodien und netten Hooklines. Das ist ihm zweifelsohne gelungen.
Gerade in dieser Musikrichtung ist der Grat zwischen belanglosem Klischeetopf und Meilenstein sehr schmal. Die entscheidenden Unterschiede sind meist nur an Nuancen festzumachen und auch ab und an nicht wirklich erklärbar. Wichtig dabei ist auch eine lebendige Produktion, die einerseits alles an seinen richtigen Platz setzt und auf der anderen Seite nicht zu steril klingt, was in diesem Sektor leider viel zu oft vorkommt. Der schwedische Gitarrist Tommy Denander (RADIOACTIVE) hat die zehn Songs perfekt in Szene gesetzt und damit eine hervorragende Basis für die Musik geschaffen.
Die Stücke auf "In The Cut" bewegen sich (fast) ausschließlich auf einem hohen Niveau. In der ersten Hälfte des Albums überzeugt Philip Bardowell mit klassischen Rocksongs der Marke Radiorock. Ob nun der harte Titelsong oder die rockigen 'Through My Eyes', 'Heart Of A Hero' und 'She Will Never Know', alles Songs, die problemlos im amerikanischen Radio funktionieren dürften. Im zweiten Teil der Scheibe greift er zwar zweimal in den Klischeetopf ('Never Too Late For Love' und 'Dreamin' With My Eyes Wide Open'), überrascht aber ansonsten mit leichten Spielereien in der B-Note ('One Day In January'), der Stadionhymne 'It's A Long Road' und dem abschließenden 'Voices Of The Heart', das alle positiven Eigenschaften einer grandiosen Achtzigerballade vorweisen kann.
Abschließend kann ich nur sagen, dass dieses Album auf jeden Fall prädestiniert ist für lange und sonnige Autofahrten auf den amerikanischen Highways. Aber nicht nur auf der schier endlosen Route No. 1 dürfte "In The Cut" funktionieren, sondern auch im verregneten Europa tut ein bisschen kalifornische Wärme gut. Liebhaber von klassischem Melodic AOR müssen hier unbedingt zugreifen, und wenn ihr nicht allzu großen Wert auf Originalität legt, wird das neue Werk von PHILIP BARDOWELL oft und gerne in euren Playern rotieren.
Anspieltipps: Voices Of The Heart, It's A Long Road, One Day In January
- Redakteur:
- Chris Staubach