BARSHASKETH - Antinomian Asceticism
Mehr über Barshasketh
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- World Terror Committee
- Release:
- 07.01.2025
- Radiant Aperture
- Nitimur In Vetitum
- Lebenswelt Below
- Charnel Quietism
- Phaneron Engulf
- Antinomian Asceticism
- Exultation Of Ceaseless Defiance
Black Metal, der eher mit handwerklicher Klasse und konzeptioneller Abstraktion punktet als mit Hooks und Charisma.
Die erste Band der etwas jüngeren Black-Metal-Generation, die anno 2025 unseren Soundcheck unsicher macht, ist also BARSHASKETH. Die Truppe wurde 2007 in Neuseeland gegründet und veröffentlichte zunächst auf allerlei Undergroundlabels einige Alben und Splits. Doch inzwischen haben die vier Zweibuchstabenpseudonymiker neue Heimstätten gefunden, und zwar geographisch in Schottlands Hauptstadt, und was die Plattenfirma angeht in Sachsen-Anhalt. Ja, dort wo wenigstens nominell der Weltschrecken kommittiert wird. Es gibt also, wenn man danach suchen mag, einige Gründe, warum es nicht allzu überraschend ist, falls ihr bisher nicht von BARSHASKETH gehört haben solltet. Das fängt beim nicht unbedingt eingängigen Bandnamen an, geht mit den kapuzentragenden Initialpseudonymen weiter, und endet mitunter bei der Labelwahl, die bestimmt auch nicht jedem genehm oder geheuer ist.
Da mir das thematische Oeuvre indes auf den ersten und zweiten Bick nicht allzu problematisch deucht, wollen wir uns nun der schönen Muse widmen, denn die Band erreicht ihre Volljährigkeit pünktlich zur Veröffentlichung des fünften Studioalbums "Antinomian Asceticism", dessen musikalische Darbietung durchaus dem einen oder anderen davon künden mag, dass er etwas verpasst haben könnte. Denn was den zeitgemäßen Black Metal angeht, kann BARSHASKETH durchaus ganz gut mitschwimmen: Ein kurzes, dräuendes Totengeläut, dann ein lärmiger, kakophonischer Sturm der Dissonanzen, und los geht die schwarzmetallische Abfahrt mit 'Radiant Aperture' zum Auftakt der Scheibe. Viel erschlagender Krawall auf einmal, doch schon sehr bald schält sich langsam eine klagende Leadgitarrenmelodie heraus. Das Tempo wird gedrosselt und so schaffen die schottischen Neuseeländer Raum für den dunklen, tiefen, im gesteckten Rahmen halbwegs variablen Leadgesang von Frontmann KG (sic!). Das folgende 'Nitimur In Vetitum' zeigt sich über weite Strecken im Hochgeschwindigkeitsrausch, doch es flicht immer wieder sehr feine, melancholische Melodien ein, die schließlich in einer kurzen, mystischen Zupfgitarren-plus-Synth-Coda enden. Hübsch gemacht. Warum und inwieweit die Herren Musici jedoch auf Verbote setzen, erfährt der Rezensent leider nicht, da der Bemusterung keine Lyrik beigefügt ist. Wäre interessant gewesen zu wissen.
'Lebenswelt Below' geht den umgekehrten Weg des vorigen Stücks. Es beginnt getragen und bricht dann aus, wobei auch im späteren Verlauf wieder schleppende Passagen auftauchen. Die Band arbeitet geschickt mit verschiedenen Geschwindigkeitsebenen, sowohl was den Herzschlag des einzelnen Songs angeht, als auch von Song zu Song. Das hält die Scheibe abwechslungsreich und verhindert ein eintöniges Gesamtbild. In diesen Bereichen kann BARSHASKETH also durchaus mit stilistisch vergleichbaren Truppen wie DEATHSPELL OMEGA, ONDSKAPT oder auch AOSOTH mithalten. Was mir indes ein wenig abgeht, das ist eine charismatische Note, die für einen erhöhten Wiedererkennungswert sorgt. So ist beispielsweise 'Charnel Quietism' ein wirklich wuchtiger Brecher mit flirrenden, höhenlastigen Gitarren, der Gesamtsound ist ausgewogen, und auch die innere Dramaturgie des Stückes vermag einen mitreißenden Drive zu vermitteln. Was aber nur ansatzweise durchschlägt, das sind die Hooks. Ja, da gibt es einen entrückten, ambienten Einschub mit Horrorfilmsamples und geisterhaften Sprachfetzen, der durchaus aufhorchen lässt; ebenso einige wunderbar dissonante Klanggebilde, und den gesanglichen Kontrast am Ende zwischen beschwörendem Heulen im Attila-Csihar-Stil und wüstem Bellen.
Dennoch stellt sich mir heutzutage in Anbetracht der unfassbaren Anzahl von handwerklich exzellenten Black-Metal-Bands immer wieder die Frage, ob ich genau diese Band, dieses Album wiedererkennen würde, und woran. Wenn ein Stück wie das instrumental dominierte 'Phaneron Engulf' läuft, bin ich versucht, die Band hierfür zu feiern, denn das Ding hat perkussiv echt extrem viel zu bieten, und ist auch rhythmisch verdammt ungewöhnlich arrangiert. Auch der spielerische Anspruch der Gitarren des folgenden, wieder gesangsbetonten Titelstücks ist bestechend. So bleibt mir am Ende nur, all jenen zu empfehlen, der Band ein Ohr zu gönnen, die den heutigen, in der Wirkebene eher kühlen, abstrakten Black-Metal-Ansatz verehren. Denn in dieser Disziplin kann BASHASKETH voll überzeugen. Wer indes von der alten Black-Metal-Schule geprägt ist, die von charismatischen Frontleuten, dramaturgischen Ausrufezeichen, von emotional mitreißendem Irrsinn und von... ja... eben auch von Hooks geprägt war, die man nimmer vergisst, dem wird hier ein bisschen was fehlen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle