BAUDA - Sporelights
Mehr über Bauda
- Genre:
- Alternative Rock / Progressive Rock / Post Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Temple Of Torturous
- Release:
- 20.10.2015
- Aurora
- Virgil
- Sporelights
- War
- Tectonic Cells
- Asleep In Layers
- Dawn Of Ages
Verträumter, verproggter Alternative Rock
Würde das gesamte Album so nervig ausfallen wie das Intro 'Aurora', bräuchte sich "Sporelights" wahrlich niemand ins Plattenregal stellen. Doch sind die zweieinhalb mit willkürlich modulierten Synthesizer-Klängen gefüllten ersten Minuten überstanden, breiten die vier Chilenen von BAUDA auf ihrem dritten Bandoutput einen bezaubernden Alternative-Rock-Sound aus, der - anders als der anstrengende Auftakt - ganz einnehmend und betörend aus den Lautsprechern strömt.
Wer sich mit BLACKFIELD oder RIVERSIDE wohl fühlt, dazu vielleicht die eine oder andere PORCUPINE TREE-Scheibe sein Eigen nennt und die letzten, etwas nachdenklicheren RED HOT CHILI PEPPERS-Platten mochte, dürfte gleich vom zweiten Track 'Vigil' hingerissen sein. Mit einer warmen, aber nie überemotionalen Stimmlage punktet gerade Sänger und Bandleader César Márquez auf ganzer Linie. Vielleicht haben sich die Südamerikaner von der atemberaubenden Gebirgswelt ihrer Heimat zu diesem sehnsuchtsvollen Höhenflug hinreißen lassen – die sechs Tracks auf "Sporelights" kommen jedenfalls einem wackeren Streifzug durch eine atemberaubende, ehrfurchtgebietende Natur gleich. Die menschlichen Sorgen sind vergessen, kindliches Staunen und verträumtes Schwelgen werden greif- und erlebbar. Der angenehm rockige, eine Spur atemlosere Titeltrack könnte aber auch live gut abräumen – BAUDA legt glücklicherweise nicht nur auf eine durchproduzierte, vielschichtige Studioarbeit wert. Bei 'War' schaltet die Band einen Gang zurück und legt eine andächtige Dreampop-Ballade hin, irgendwo zwischen den schönsten Momenten von DEFTONES, MUSE und COLDPLAY: flächig verschwommene Gitarrenwände beim Chorus, schlichtes, prägnantes Schlagzeugspiel, und über allem der wunderbare Gesang von César Márquez.
Allerdings würde ich mir auch von anspruchsvollen Schmuserockern wie der BAUDA-Mannschaft hin und wieder etwas mehr Spannung und Aufregung im Songwriting wünschen. Ganz oft – und eben auch bei BAUDA – wird der Hörer bei dezent proggigem, sanftem Alternative Rock auf Albumlänge eingelullt vom lang gezogenem Gesang und gleichförmigen Klangkaskaden, ohne nennenswert aufgewühlt oder gar mitgerissen zu werden. Vom lästigen Intro abgesehen gibt es auf "Sporelights" keinen Song, der qualitativ abfällt, doch die ganz große, überwältigende Offenbarung ist unterm Strich eben auch nicht dabei. "Sporelights" ist wunderbare Reisebegleitmusik, für ziellos schweifende Blicke aus dem Fenster, um die Landschaft an sich vorüber ziehen zu lassen und sich in der eigenen Gedankenwelt zu verlieren, ist aber in etwa so mitreißend wie die beschauliche Fahrt mit einem Regionalzug – wobei BAUDA live vermutlich etwas mehr Euphorie entfachen wird. Wer also für die grauen Herbsttage heitere, verträumte Begleitklänge mit Tiefgang und ohne verzerrte Gitarren sucht, dürfte mit "Sporelights" durchaus glücklich werden.
Anspieltipps: Vigil, War
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause