BECOMING THE ARCHETYPE - Terminate Damnation
Mehr über Becoming The Archetype
- Genre:
- Metalcore
- Label:
- Abacus / EMI
- Release:
- 02.12.2005
- March Of The Dead
- Into Oblivion
- One Man Parade
- Elegy
- Night's Sorrow
- The Epigone
- Beyond Adaptation
- No Fall Too Far
- Ex Nihilo
- Denouement
- The Trivial Paroxysm
BECOMING THE ARCHETYPE dürfte man in Sachen Bekanntheitsgrad wohl noch einwandfrei in den Underground packen. Aber mit ihrem Longplayer "Terminate Damnation" dürfte sich das schneller ändern, als es den etablierten Genre-Führern lieb ist. Denn die US-Combo zielt mit massivem Geschütz auf die Größen des Metalcore, nimmt sich deren Outputs zur Brust, dreht sie mit großer Präzision durch den epischen Fleischwolf und bringt ein elf Tracks starkes Bombastwerk heraus, das UNEARTH, AS I LAY DYING oder HEAVEN SHALL BURN das Fürchten lehren wird.
Das Album strotz nur so vor Druck, Dynamik und Einfallsreichtum, und sticht damit achtzig Prozent des überfullten *.core-Marktes ohne Probleme aus. BECOMING THE ARCHETYPE gehen wesentlich breiter arrangiert zu Werke, kombinieren die Moshtauglichkeit von Hard- und Metalcore mit der kolossalen Wucht schwedischer Oldschool-Death-Combos. Dazu gesellt sich der Mut zum Experiment – akustische Einlagen, waschechte Klavierpassagen & sphärische Synthies sind keine Seltenheit.
'Into Oblivion' knallt nach dem melancholisch-bedrohlichen Klavier-Einstimmer 'March Of The Dead' wunderbar fordernd ins Hirn und rührt dort schon mal ordentlich durch, macht Lust auf mehr. Schreihals Jason Wisdon spuckt große Töne von Tod und Vernichtung, was sehr gut zur Untergangsstimmung der Platte passt. "Termination Damnation" überall. Besonders stechen die progressive Gitarrenarbeit und das vertrackte Songwriting hervor. Nicht selten setzen BECOMING THE ARCHETYPE ihre Achterbahnfahrt nach einem Break, der nach typischem Songende klang, noch minutenlang fort. Dabei machen sie zum Glück nicht den METALLICA-Fehler, sich nur noch zu wiederholen, sondern schreiben noch mal einen komplett neuen Track, der sich nahtlos anfügt. Das pumpt die Songs ausnahmslos an die 6-Minuten-Grenze auf. Allein deshalb sind BECOMING THE ARCHETYPE nicht ganz leicht zu verdauen. Faszinierend, wie moshfähig diese Mucke dennoch ist. Denn zwischen all dem Epos, der Brutalität und der Frickelei verbaut die Truppe in schönster Regelmäßigkeit Hardcore-Beats und Groove-Panzer, die schon auf CD versprechen, dass diese Band live die Hölle ist. Blaue Flecken vorprogrammiert. Das beste Beispiel dafür ist die Titan-Brechstange 'Ex Nihilo', die ihrem Namen vollkommen gerecht wird.
BECOMING THE ARCHETYPE schaffen es, musikalische Ästhetik mit gnadenloser Aggression zu verbinden, und hinterlassen beim Hörer schon während des ersten Durchlaufs und spätestens am Albumende den Eindruck einer bis an die Zähne bewaffneten Kampfmaschine. Einen großen Teil dazu trägt das 11-Minuten-Epos 'Elegy' bei, das in den ersten Minuten alles von den Füßen reißt und dann in traurigste Melancholie verfällt, lediglich getragen von den einsamen Klängen eines Flügels. BECOMING THE ARCHETYPE unterteilen den Song im Booklet in die Kapitel 'Deception', 'Lament' und 'Triumph' und transportieren genau diese drei Stimmungen in Vollendung ans Ohr des Zuhörers. Wer im Laufe des Songs nicht innehält, um sich dem Ganzen einfach hinzugeben, sollte sich Gedanken um seine Seele machen.
Leider hat die CD einen kleinen Schwachpunkt: die Texte. Zwar ist es faszinierend, wie Fronter Jason mit nur wenigen Sätzen Songs jenseits der sechs Minuten zu füllen weiß, rein inhaltlich kommen BECOMING THE ARCHETYPE jedoch nur selten über die Wir-sind-alle-am-Arsch-Thematik hinaus. Das passt zwar genial zu Musik und Artwork, lässt mich als Textfetischisten jedoch den Tiefgang etwas vermissen. Das ist aber nur ein kleiner Wermutstropfen, denn die Platte knallt dermaßen durch, dass man wahrscheinlich eh mehr mit Moshen beschäftigt sein wird als mit Textbooklet-Lesen. Und die wahre Melancholie erzeugen BECOMING THE ARCHETYPE sowieso instrumental. Und genau dort werden sie ihrem Bandnamen auch gerecht. Sich selbst als Ikone kommender Generationen zu betiteln, ist mehr als selbstbewusst... bezogen auf Songwriting und fettes Arrangement sind die Jungs auf jeden Fall mit ganz großen Schritten auf dem Weg dorthin. Ein strahlender, fett produzierter Diamant im Dickicht des überfluteten Metalcore-Marktes, der auch dann noch strahlen wird, wenn die Welt schon lange nicht mehr ist. Absolutes Reinhör-Muss!
Anspieltipps: Elegy, Ex Nihilo, Into Oblivion, The Epigone
- Redakteur:
- Dennis Hirth