BEEHOOVER - The Sun Behind The Dustbin
Mehr über Beehoover
- Genre:
- Psychedelic Doom
- Label:
- Exile On Mainstream Records
- Release:
- 22.01.2007
- Yellow Mile
- A Foul Smelling Wheel Called Downhill
- Paraffin Oiler
- Nice Romantic Evening
- Damn You, Charlie Brown
- The Hospice Inn
- Spinster
- The Sun Behind The Dustbin
- Arrrgh!
- Erebus
Was für eine krank-göttliche Scheiße ist das denn, was hier BEEHOOVER hinter ihrem privaten Papierkorb hervorzaubern? Mein Gott, "The Sun Behind The Dustbin" ist eine schlichtweg verstrahlte Einheit aus vielen Farben. Und aus Licht und seinen Strahlen. Und Tönen. Warum diese Zeilen so klingen, als hätte der Schreiber gerade selber einen amtlichen Acid-Film der schlimmeren Sorte? Es liegt an BEEHOOVER. Denn die nur zwei (!) Musiker dieser völlig irren Kapelle spielen auf ihrem Debüt eine Mischung aus Psychedelic, Doom und Post-Grunge, die alle musikalischen Konventionen in Stücke reißt. Und, noch erstaunlicher: Zufällig ist dieser Wahnsinn einmal in Beamten-Deutschland komponiert und aufgenommen worden - eigentlich sind ja solche abgefahrenen Bands eher in Landstrichen wie Norwegen oder Seattle zu Hause.
Doch der Reihe nach: BEEHOOVER sind der Drummer Claus-Peter Hamisch und der Bassist Ingmar Petersen, der auch noch singt. Mit dieser Minimalausstattung, die öfters noch um eine Gitarre oder andere Instrumente ergänzt wird, treten die beiden Musiker allerdings dermaßen dynamisch-langsam in den Allerwertesten, dass unwillkürlich die Frage kommen muss, wie sie dieses Kunststück hinbekommen. Sie verlassen sich schlicht auf die Kraft sehr doomiger Riffs, die sie in fast schon MESHUGGAH-artiger Manier wild aneinander basteln und dadurch eine extreme Abwechslung erzeugen - und Disharmonien spielen, für die sie Liebhaber progressiver Klänge vergöttern werden. Die Songs sind dabei fast durchweg im langsamen Geschwindigkeitsbereich gehalten, jedoch gibt es immer wieder grandios-energetische Ausbrüche wie bei dem überragenden Titelsong von "The Sun Behind The Dustbin". Solche Stellen sind es denn auch, die die Musik grooven lassen: Das abschließende 'Erebus' ist hier ein ebenso perfektes Beispiel wie das Titelstück. In solchen Songs scheint es keine Zeit geben, auch weil sich die Musiker trauen, ihre fast schon manisch-nervös benutzten Instrumente zwischendrin immer wieder minutenlang jammen zu lassen. Zwischen solche ellenlangen Instrumentparts platzt dennoch immer wieder die anfangs gewöhnungsbedürftige, später aber umso markantere Stimme von Ingmar Petersen, die irgendwo zwischen Ozzy Osbourne (BLACK SABBATH), Mike Patton (FAITH NO MORE) und anderen Stimmakrobaten ihre eigene Nische besetzt. Für die 63 Minuten dauernde Platte spricht zudem die extrem erdige Produktion, in der definitiv eine Menge Stoner-Sound-Sand steckt.
Mit solchen CD-Hörerlebnissen im Hinterkopf sind auch die fantastischen Reaktionen zu verstehen, die BEEHOOVER bei ihren Konzerten so auslösen. "It's melancholic, painful, but still full of hope. It's angry, pushing and very epic. It makes you fully addicted as it is so natural, so human, so emotional", soll ein begeisterter Hörer beim vergangenen South Of Mainstream-Festival nach dem Gig von BEEHOOVER geäußert haben. Dieser wahren Aussage ist fast nichts hinzuzufügen. Denn BEEHOOVER bieten einfach großes, fast schon avatgardistisches Progessiv-Hörkino. Und dürften mit ihrem Stil-Mischmasch wohl einzigartig in Deutschland sein, wenn nicht sogar weltweit. Und dies ist, jenseits der überragenden Qualität der Musik, eigentlich die größere Sensation an BEEHOOVERs Debüt: Einen neuen Klang erschaffen zu haben in einem Business, dass nur noch wenige Innovationen zu kennen scheint. Auch wenn die dargebotene Musik, das sollte jedem am Ende dieses Reviews klar geworden sein, nicht leicht zu konsumieren ist.
Anspieltipps: Alles!
- Redakteur:
- Henri Kramer