BEFORE AND AFTER SCIENCE - Relics And Cycles
Mehr über Before And After Science
- Genre:
- Instrumental Post Rock
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Shunu Records
- Release:
- 15.09.2017
- Downburst
- Howling
- Foe¦êhn
- Nostalgia
- Labirinto
- Nai¦êve
- Poinsettia
Instrumentaler Post-Rock-Trip in altbekannte Sphären
Es ist und bleibt die alte Schwierigkeit instrumentaler Rockbands, dass viele Hörerinnen und Hörer allzu häufig an den Punkt gelangen, an dem sie sich und der gerade bedachten Band sehnlichst jemanden ans unbesetzte Mikro wünschen. Natürlich leben Post-Rock-Kapellen in erster Linie von atmosphärischen Klangmalereien, die von echoenden Gitarren, wabernden Bässen und ausgebreiteten Schlagzeugteppichen erzeugt werden. Doch den absoluten emotionalen Höhepunkt vermag zumeist eben doch nur die menschliche Stimme zu setzen.
So oder so ähnlich habe ich meine Unzufriedenheit mit instrumentaler Rockmusik von wenigen Ausnahmen abgesehen schon des Öfteren zum Ausdruck gebracht – und genauso geht es mir mit den Portugiesen BEFORE AND AFTER SCIENCE, bzw. ihrem Debütalbum "Relics And Cycles". Die sieben Tracks fahren fast alles auf, was aus der klassischen Gitarre-Bass-Drums-Instrumentierung herausgeholt werden kann, ohne noch zusätzliche künstliche Stilmittel zu verwenden. Raues, treibendes Gitarrenriffing, flirrende Ober- und Hintergrundtöne und ein markanter Bass kennzeichnen den groovigen Opener 'Downburst'; das Schlagzeug fügt sich in jede notwendige Rolle, zwischen Ambient-Untermalung und aggressivem Taktgeber. Mit dem folgenden 'Howling' wird es für den Rest des Langspielers aber eine ganze Ecke ruhiger.
Die Songs sind angenehm kompakt gehalten mit Spielzeiten zwischen einer und knapp acht Minuten – Langeweile lassen die Iberer also nicht aufkommen. Das Soundgewand ist für diese Spielart eher schlicht gehalten, weniger aufgeweicht, dafür kernig-rockig, womit der Vierer definitiv keinen Fehler macht und sich ein Wiedererkennungsmerkmal erhält, das in diesem mit vielen gleichklingenden Vertretern gespickten Genre Seltenheitswert hat. Einen harten Kontrast zu den bedächtigen, aber eher heiteren Klängen bildet das düster-morbide Coverartwork; bei den sphärischen Sounds der Südwesteuropäer denke ich eher an ausgedehnte Segelflüge durch atemberaubende Gebirgslandschaften, weniger an Tierskelette in toten Wäldern – aber gut, künstlerische Freiheit und so...
Wer wie der Verfasser dieser Zeilen immer wieder auf entrückte Gesangspassagen oder markerschütterndes Geschrei wartet, den wird "Relics And Cycles" mit einer gewissen Unzufriedenheit entlassen. Wer aber grundsätzlich auf andächtigen, instrumentalen Post Rock steht, ohne sich von den eher nuancierten Unterschieden zwischen Bands wie AURORA BOREALIS, THE GREAT COLD oder eben BEFORE AND AFTER SCIENCE stören zu lassen, der liegt auch mit den Portugiesen goldrichtig. Von gelegentlichen wohligen Glücksschauern abgesehen weckt deren Erstling bei mir leider kein dauerhaftes Interesse, da die sieben Nummern das Schicksal vieler Artgenossen teilen und in nullkommanix zur wenig beachteten Hintergrundmusik mutieren. Da sind, und dies sei als Letztes noch gesagt, die Genrespitzenreiter OMEGA MASSIF und RUSSIAN CIRCLES doch noch eine gute Spur spannender unterwegs.
Anspieltipps: Downburst, Nostalgia, Labirinto
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause