BEHOLDER - Wish For Destruction
Mehr über Beholder
- Genre:
- Heavy / Power Metal
- Label:
- Dragonheart
- Release:
- 11.11.2002
- Creation
- Wish For Destruction
- 7even
- World Leaders
- Beyond Science
- Bleeding Town
- Here Comes The Fire
- Deadlock
- Failure 617
- Ultimate Elimination
Ungewöhnlich, beeindruckend, Pflichtprogramm. Mit diesen Worten könnte ich die Rezension zusammenfassend beschließen und Kaffee trinken gehen. Aber da ich für mein nicht existentes Honorar auch was leisten soll, werde ich mich jetzt zu diesem Wunderwerk in Länge, Breite und Höhe auslassen und euch suggestiv zwingen, den ganzen Buchstabensalat zu lesen.
Die begnadeten Jungspunde von BEHOLDER haben seit 1998 eine ganze Menge Material herausgebracht, aber mit „Wish For Destruction“ liegt erst das zweite Studioalbum vor – allerdings hat sich hier gegenüber dem Erstling so Einiges getan. War „The Legend Begins“ noch im Bereich des Fantasy angesiedelt und die Instrumentierung entsprechend mit mittelalterlichen Strukturen durchsetzt, wendet man sich nun futuristischen Szenarien zu, was sich konzeptionell auf alle Fälle als die geschicktere Wahl erweist. Dass man es mit Frischlingen zu tun hat, geht allerdings nur aus den Biographien von Band und Musikern hervor, die Musik selbst zeigt erstaunliche Reife und Eigenständigkeit. Im Kern ist das Album im Bereich des Power Metal angesiedelt, allerdings ist mir derlei in dieser Klangform noch nicht unter die Ohren gekommen.
Das geht bereits beim ungewöhnlich rauen und kraftvollen – und nicht immer makellosen – männlichen Gesang los, der vom quäkenden Falsett vieler Kollegen weit entfernt ist, setzt sich mit dem gleichberechtigt eingesetzten, rockigen Frauengesang fort und endet nicht zuletzt bei einer ungewöhnlich aggressiven Dosis Mucke, die mir hier bevorzugt mit Hochgeschwindigkeit um die Ohren geprügelt wird und sich einer Vielzahl von Stilelementen bedient, die sich innerhalb der Songs wie auch von einem Track zum nächsten brüderlich die Hand reichen. Das beinhaltet Power Metal, Heavy Metal, progressive Elemente, episch aufgebaute Anteile, Blues Rock, wahre Metzelpassagen, Riffattacken, Soundsamples, verträumte Keyboardteppiche mit klassischen Einflüssen und andre ausladende Instrumentalzaubereien und bei aller Vielseitigkeit ein sich durch das Werk ziehendes Gespür für klasse Melodien, die so geschickt konstruiert sind, dass sie nicht langweilig werden und sich oftmals erst nach mehrfachem Hören so recht entfalten. Das lässt folgerichtig den Schluss aufkommen, dass auch nach dem zwanzigsten Durchhören noch jede Menge Neues zu entdecken und keine Gefahr von Langeweile zu befürchten ist. Ach, nebenbei gefragt: Habt ihr schon mal gehört, wie man auf einer Gitarre „scratchen“ kann? „Failure 617“ zeigt es euch.
Ein kleiner Wehrmutstropfen für mich ist neben der knappen Spielzeit von 40 Minuten die etwas leise Aussteuerung, der man eben durch ein bisschen mehr Pulver auf den Lautstärkeregler entgegensteuern muss. Aber dieses Album der Sieben bereitet durchweg Freude und trägt den Power Metal fernab dessen, was sonst aus italienischen Gefilden zu hören ist in moderne Dimensionen und braucht sich hinter wegweisenden Großmeistern wie GAMMA RAY – Achtung, Blasphemie, steinigt mich! – nicht zu verstecken. Schon jetzt ist das nächste Studioalbum von BEHOLDER für mich ein Muss, denn diese Weiterentwicklung werde ich neugierig beäugen, denn hier lässt sich immer noch einiges ausbauen und ausladender gestalten – ich stehe einfach auf endlose Monstertracks mit jeder Menge abwechslungsreichen Arrangements und Spielereien.
Übrigens habe ich hier einen lustig billig gebastelten Musikclip von „Wish For Destruction“ mit auf der CD und gehe mal schwer davon aus, dass es den auch auf der Ladenversion geben wird.
Anspieltipps: Wish For Destruction / World Leaders / Beyond Science / Failure 617
- Redakteur:
- Andreas Jur