BELIEVER - Gabriel
Mehr über Believer
- Genre:
- Progressive Thrash Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Metal Blade/SPV
- Release:
- 09.04.2009
- Medwton
- A Moment In Prime
- Stoned
- Redshift
- History Of Decline
- The Need For Conflict
- Focused Lethality
- Shut Out The Sun
- The Brave
- Nonsense Mediated Decay
Der Erzengel Gabriel teilt thrashig seine Hiebe aus. Die White-Metal-Legende BELIEVER, welche bedauerlicherweise schon 1994 das Zeitliche segnete, posaunt nun biblisch-lautstark ihre Reunion ins Reich des Weltlichen hinein. Mit "Gabriel" streben die Amerikaner nach dem siebten Thrash-Himmel
Jetzt mal ganz unbiblisch. Im Talmud nimmt Engel Gabriel eine derart potente und mächtige Stellung neben Gott ein, das gar Luzifer sich fürchten müsse bzw. müsste – auch in seiner überheizten, notgeilen Höllenkanalisation. Gabriel, ein Engel, Gottes Urteil aufzeichnend und vollziehend und mystischer Regent der Emotionen und des Unbewussten und Unterbewussten. An so mancher Stelle ist er Erzengel, im evangelischen Glauben bloß ein leuchtend inspiratives Engelsgeschöpf. Blau in all seinen denkbaren Nuancen, Schattierungen und Sättigungen soll insgleichen die seinige Farbe sein und all jene, welche unter diesen Attributen sich seiner in der Kunst annehmen, könnten Ähnliches von sich behaupten…
Assoziiert man all diese Dinge auf BELIEVERs Lebenszeichen "Gabriel" nach fünfzehn Jahren musikalischer Abstinenz, so wird man schnell sich der Bedeutung und Wirkungsmächtigkeit dieses Kunstwerks bewusst. "Gabriel" ist exzentrischer Power-Thrash aufgepeppt mit progressiven und experimentellen Elementen, kraftvoll durchgerifft von 80er-Gitarrenbrettern und groovigen Fusion-Jazz-Anleihen. Diese Scheibe ist schon verdammt fett und macht weder Christus noch Gabriel in all seinen Exegesen und Umdeutungen in irgendeiner Form Schande. Orgelteppiche, Saloon-Pianos, Gruselsynthies und oberhalb dieser Gewässer bratige Lupenrein-Thrash-Licks bestimmen den individuellen Synkretismus, den BELIEVER sich irgendwie vermutlich immer noch verpflichtet fühlen.
Besonders die Gratwanderung zwischen prügelnder Geradlinigkeit und modernen Auskundschaftungen, weiß von den Plätzen zu reißen und in die rechte Kerbe zu hauen. BELIEVER machen auf "Gabriel" mithin so gut wie nichts falsch. Die verrückten Momente und wüsten Soundkollagen (die des Öfteren auf der Platte ihr Stelldichein verlautbaren) mögen zwar den ein oder anderen verstören, aber sind es nicht gerade die offene Vielschichtigkeit und sich selbst behauptende, integrative Vielfalt, die der Gott der Nächstenliebe gerade so hochhält?
Fazit: ein bewegendes, verspieltes, teils kopflastiges, aber nichtsdestotrotz kratzbürstig-fettes und nach vorne preschendes Album, das sich sowohl bei Scheuklappenhasser als auch bei Thrashern einige Zeit halten werden kann. Satanic-Black-Metaller und Prügelpuristen sollten natürlich die Finger davon lassen, aber das ist sicher auch im Sinne der Band.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Markus Sievers