BELTANE - Expressionist
Mehr über Beltane
- Genre:
- Progressive Death Metal
- Verfall
- Air
- Ophelia
- Her Watery Grave
- Ice Crystal
- Exposition Of Choleric Temper
- The Natural Cure
Das ist eine Steigerung - um 90, vielleicht 95 Prozent. Und nach dem 2005er Drei-Track-Demo "Observation Vortex" des Quintetts BELTANE konnte man mit einer solchen Verbesserung nie und nimmer rechnen. Der MySpace-Seite, die es nun gibt, bzw. dem Infozettel, der diesmal beiliegt, ist zu entnehmen, dass die drei Songs damals kurz nach der Bandgründung aufgenommen wurden, was man ihnen auch deutlich anhörte. Aber Proberaumgepolter, unausgegorenes Songwriting, hakendes Zusammenspiel und Timingschwankungen sind Vergangenheit. Auf "Expressionist" herrscht reifer, professionell produzierter Prog-Death-Düster-Metal vor, den man in dieser Qualität wahrlich nicht jeden Monat vorgesetzt bekommt.
Kann man bei dem Intro 'Verfall', das eine Vertonung des gleichnamigen Gedichts des österreichischen Schriftstellers Georg Trakl ist, noch befürchten, dass in den folgenden knapp vierzig Minuten überambitionierte geflüsterte Lyrik der DORNENREICH-Kategorie und bedeutungsschwangeres Akustikgitarren-Gezupfe Leib und Leben bedrohen, gibt die Todesblei-Nummer 'Air' im Anschluss gleich Entwarnung: coole Gitarrenarbeit zwischen BENEDICTION und skandinavischem Melo-Death (die Klampfer Markus Holin und Mirko Weber haben einen mordsmäßig großen Satz nach vorn gemacht und ziehen sich jede Menge Tricks aus dem Ärmel), passende Growls und ein raffinierter Songaufbau. Ein starker Einstieg, der allerdings eher zu wenig als zu viel verspricht. Im weiteren Verlauf steigern sich die Deutschen noch merklich, offenbaren OPETH- sowie dezente CRADLE OF FILTH-Einflüsse und zeigen mit 'Ophelia', einem von vier Songs, in denen Bassist Marius Borjans sehr gute Clean-Vocals beisteuert, dem ruhigen 'Ice Crystal', 'Her Watery Grave' (fabelhaft!) und der zehnminütigen Abfahrt 'The Natural Cure', wie viel Atmosphäre gewieft zusammengestöpselte Nummern verbreiten können.
Dass die "Expressionist"-Verpackung kein Eyecatcher ist und der Bandschriftzug eher nach Jodel-Heidi-Gothic-Metal aussieht, kann man unter den Tisch fallen lassen. Diese Kleinigkeiten ändern ohnehin nichts daran, dass die Musik dieser Combo mittlerweile ein Volltreffer ist und ein Ausrufezeichen hinter den Namen BELTANE setzt: wendungsreich, Plattitüden vermeidend und mit einer nahezu perfekten Balance zwischen Härte und Melodie. In dieser Form muss für die Burschen was zu ernten sein. Auf jeden Fall jetzt schon antesten!
Anspieltipps: Her Watery Grave, Ophelia, The Natural Cure, Ice Crystal
- Redakteur:
- Oliver Schneider