BELTEZ - A Grey Chill And A Whisper
Mehr über Beltez
- Genre:
- Melodic Black Metal / Atmospheric Back Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Avantgarde Music
- Release:
- 30.10.2020
- In Apathy And In Slumber
- The City Lies In Utter Silence
- Black Banners
- A Taste Of Utter Extinction
- The Unwedded Widow
- From Sorrow Into Darkness
- A Grey Chill And A Whisper
- I May Be Damned But At Least I've Found You
- We Remember To Remember
Perfekte Melange aus Literatur und Black Metal
Beim aktuellen Ansturm an Black-Metal-Veröffentlichungen ist es nicht gerade einfach, sich als Band duchzusetzen, und noch schwieriger kann es sein, nach langer Inaktivität einen Neustart zu schaffen. Doch genau das gelang den Kölnern BELTEZ mit ihrem letzten Langspieler "Exiled, Punished ... Rejected", der mich im Jahr 2017 förmlich aus den Socken gehauen hat. So einen Neustart hatte ich 15 Jahre nach dem Debüt "Beltane", das 2002 für viel Aufsehen im hiesigen Underground sorgte, wahrlich nicht erwartet. Drei Jahre später steht nun mit "A Grey Chill And A Whisper" das vierte Werk des Fünfers in den Startlöchern - und dieses Mal haben sich die Herren etwas ganz Großes vorgenommen.
So ist der Silberling, der von Mario Dahmen in den Liquid Aether Studios aufgenommen und gemischt wurde, nicht einfach nur ein "reguläres" Album, sondern vertont die Kurzgeschichte "Black Banners" der Autorin Ulrike Serowy. Wer selbst Musiker ist, der wird wissen, was für ein komplexes Unterfangen es sein kann, ein gesamtes Album an einer zentralen Geschichte auszurichten und die Stimmung selbiger musikalisch einzufangen. Nicht wenige Bands sind an dieser Aufgabe kläglich gescheitert und haben sich mit der konzeptuellen Ausrichtung ein Album versaut. Dieser Fehler unterläuft BELTEZ allerdings ganz klar nicht, das beweist schon der eigentliche Opener 'The City Lies In Utter Silence', der dem instrumentalen Intro 'In Apathy And In Slumber' auf dem Fuße folgt und den Hörer musikalisch direkt in die glorreichen Schwarzmetall-Neunziger befördert. Angebtrieben von einem melodischen Riff, den keifenden Growls von Fronter Marc und wunderbar tightem Drumming präsentiert der epische Track, der die Zehn-Minuten-Marke locker knackt, sämtliche Stärken der Kölner, die den Vorgänger für mich zu einem meiner Black-Metal-Favoriten im Jahr 2017 gemacht haben.
Im Gegensatz zu "Exiled, Punished ... Rejected" fällt es mir beim neuen Langeisen allerdings schwer, einzelne Highlights herauszugreifen. Stattdessen will dieser Silberling im besten Falle mit einem paar ordentlicher Kopfhörern und den begleitenden Songtexten, sowie der Kurzgeschichte in seiner Gesamtheit genossen werden. Genau dann entfalten die Songs auf "A Grey Chill And A Whisper" ihre fesselnde Wirkung und erzeugen eine wunderbar düstere Atmosphäre, die perfekt zu den Worten Ulrike Serowys passt und mir nicht nur einmal kalte Schauer den Rücken herunter jagt. Neben den melodischen Referenzen an die nordischen Black-Metal-Vorbilder sind es vor allem die Post-Metal-Einschübe, die dem Hörer immer wieder eine kleine Verschnaufpause gönnen, bevor sich die beiden Gitarristen Dominic und Jens erneut in eine massive Klangwand stürzen und ihre Gitarren zu eiskalten Mauern auftürmen. Untersrichten wird diese massive Sechsaiter-Dampfwalze von der unheimlich luftigen und dennoch druckvollen Produktion der Scheibe, die jegliche moderne Trends in Sachen Loudness und zu Tode getriggerten Drums glücklicherweise weitläufig umschifft und stattdessen auch in Sachen Sound den glorreichen Neunzigern huldigt.
So kann man unterm Strich nur den Hut vor BELTEZ und dieser gelungenen Melange aus Literatur und Musik ziehen. Selten habe ich gehört, dass sich ein zugrundeliegendes Konzept und Musik so perfekt ergänzen und schon lange habe ich nicht mehr mit solch lebhaftem Kopfkino vor dem heimischen Stereo-System gesessen wie während des Genusses von "A Grey Chill And A Whisper". Dank des komplexen Konzepts ist das Album natürlich nicht unbedingt fürs easy listening geeignet, doch die Zeit, die man in die Scheibe investiert, wird mehr als belohnt, denn im Gegensatz zu vielen modernen Veröffentlichungen nutzt sich das Material von "A Grey Chill And A Whisper" auch nach zig Durchläufen nicht ab.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs