BENEATH THE MASSACRE - Dystopia
Mehr über Beneath The Massacre
- Genre:
- Technical Death Metal
- Label:
- Prosthetic Records/Soulfood
- Release:
- 14.11.2008
- Condemned
- Reign Of Terror
- Our Common Grave
- Harvest Of Hate
- The Wasteland
- Bitter
- No Future
- Lithium Overdose
- Never More
- Procreationg The Infection
Wieder mal ein technischer Todesblei-Leckerbissen aus dem Land der Mounties und Huskies.
Momentan erfreut sich der technische Todesblei ja immer größerer Beliebtheit. Eben diesem haben sich die Kanadier BENEATH THE MASSACRE verschrieben, deren aktuellen Output "Dystopia" ich hier in Händen halte.
Wie Eingangs erwähnt, verwöhnen die Jungs um Sänger Elliot Desgagnés den geneigten Hörer mit technischem Death Metal der Marke früher CRYPTOPSY. Dem fügen BENEATH THE MASSACRE noch einen Schuss Deathgrind hinzu, fertig ist die höchst anspruchsvolle musikalische Mischung der Herren aus dem Norden. Auffällig ist dabei, dass BENEATH THE MASSACRE die technische Komponente noch ein wenig höher angesetzt haben als viele vergleichbare Combos. Die Musik, die dabei herauskommt, ist unheimlich nervenaufreibend aber dennoch sehr gut. Allerdings glaube ich, dass der ein oder andere mit der schieren Masse an technischen Spielereien schlicht überfordert sein wird. "Dystopia" ist ein wahnwitziger Amoklauf in Tonform, BENEATH THE MASSACRE scheinen beweisen zu wollen, was man alles mit ein paar Instrumenten anstellen kann, ohne dass sie kaputt gehen. Das Riffing ist eigentlich ein ständiges Solo mit tief gestimmter Gitarre, die Songs sind durchzogen mit ruppigen Breaks, der Bass dudelt von unten nach oben und wieder zurück. Und das die komplette Scheibe lang! Mir persönlich gefällt diese akustische Vergewaltigung von Musikinstrumenten unheimlich gut, gerade das wirklich irre Riffing begeistert mich, dieses abartige Tonleiter-hoch-und-runter-gefrickel sorgt bei mir immer wieder für eine offene Kinnlade. Hört euch einfach mal das kranke 'Our Common Grave', den irren Opener 'Condemned' oder das etwas melodischere (sofern man hier von melodisch sprechen kann) 'No Future' an. Insgesamt erscheinen BENEATH THE MASSACRE wie eine Mischung aus DYING FETUS und CRYPTOPSY auf Speed.
Problematisch bei diesem Lehrstück technischer Todesblei-Tricks ist das Songwriting. Aufgrund der Komplexität, Vertracktheit und der vielen Breaks ist es unheimlich schwer, die Songs wieder zu erkennen. Nachdem ich mir die Scheibe inzwischen schon recht oft reingezogen habe, fällt mir dies leichter, allerdings habe ich oft genug immer noch Probleme damit, eine Struktur in die Titel zu kriegen. Nun stellt sich natürlich die Frage, ob man dies "Dystopia" negativ anrechnen muss. Ich tendiere eher zu einem klarem "Nein", was allerdings daran liegt, dass ich der technischen Lehrschau der Jungs einiges abgewinnen kann. Gerade wer aber weniger auf solchen vertrackten Irrsinn steht, wird diesen Punkt wesentlich negativer empfinden. Hinzu kommt, dass gerade der erste Hördurchlauf von "Dystopia" für viele sicherlich der letzte bleiben wird, weil sie das scheinbare Fehlen von jeglicher Songstruktur ziemlich verwirrt. Wer der Scheibe aber mehrere Chancen gibt, wird erkennen, dass es eben doch irgendwie eine Struktur in den Titeln gibt. Diese in Worte zu fassen ist ungefähr so kompliziert wie ein Pferd zum Freeclimbing zu bringen, aber sie ist definitiv vorhanden.
Die Produktion der Platte geht völlig in Ordnung. Der Sound ist gut, die Instrumente lassen sich recht gut heraushören, was allerdings bei dieser kranken Art und Weise Musik zu machen eine absolute Notwendigkeit ist. Einzig die etwas magere Spielzeit von 32 Minuten stößt ein wenig sauer auf. Auf der andern Seite sind diese 32 Minuten eine irre Achterbahnfahrt, die vielen wahrscheinlich sowieso nicht genug Luft für mehr lässt.
"Dystopia" ist eine tolle Scheibe. Wichtig beim Hören ist allerdings, sich wirklich mit der Musik auseinanderzusetzen und richtig zuzuhören. Die Platte einfach im Hintergrund dudeln zu lassen (besonders wenn man sie noch nicht kennt), wird einen die Musik der Kanadier schlicht als Krach empfinden lassen. Wer sich aber Mühe macht und den Irrsinn, den BENEATH THE MASSACRE da zusammengesetzt haben mit Verstand seziert und auf technischen Death Metal steht, dem wird "Dystopia" schöne Stunden mit geöffnetem Mund bereiten können.
Anspieltipps: Condemned, Our Common Grave, No Future, Tharsis
- Redakteur:
- Hagen Kempf