BENTHIC - Sanguine
Mehr über Benthic
- Genre:
- Post Hardcore / Alternative Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Lifeforce Records
- Release:
- 28.02.2025
- Sanguine
- Moloch
- Murmur
- Pitch And Tar
- The Stranger
- The Living Torch
- All Is Vanity
- Faded
- Godot
- Sanguine Pt. II
Starkes Alternative-Postcore-Grunge-Gerüst mit Schwächen beim Gesang.
"Sanguine", das Debütalbum der Hamburger Formation BENTHIC, muss erst einmal verarbeitet werden. Wobei der Zehntracker mit seiner ganz eigenen Mischung aus Postcore und Alternative Metal in weiten Teilen trotz des gepflegten musikalischen Chaos schon ziemlich ausgereift wirkt. Nach dem introviert-bedrückten, titelgebenden Intro poltern die Norddeutschen mit 'Moloch' los, mit rauchigen Gitarrenwänden, drückenden Basslinien, einem aufgekratzten Schlagzeugspiel und fließenden Wechseln zwischen dissonanten Gesangsrufen und wüstem Geschrei. Irgendwo zwischen DEFTONES, ALICE IN CHAINS und NORMA JEAN bewegen sich unsere Landsleute, und man hört ihnen fasziniert dabei zu.
Das folgende 'Murmur' treibt deutlich flotter vorwärts, mit einem drückenden Hardcore-Vers, einer fett groovenden Bridge und heiser-gutturalem Gesang, ehe eine gekonnte Entschleunigung samt melodiöser Auflösung folgt. Wunderbar, dieser Flow, diese Eingängigkeit im Chaos! 'Pitch And Tar' liefert ein melancholisches, fast ur-COLDPLAYeskes Gitarrenthema und zeigt die Band von einer zerbrechlicheren Seite. Dann wieder ein Bruch, als 'The Stranger' mit rauchigen Stoner-Klängen und einem malmenden Sludge-Thema einsetzt. Das Teil weist eine bemerkenswert große Bandbreite zwischen vernichtender Brutalität und seliger Entrücktheit auf.
Leider fehlt es dem Gesang auf "Sanguine" oftmals an Nachdruck; zudem liegen die klaren Gesangslinien gelegentlich etwas daneben. Auch die gepflegte Dissonanz, der viele Mikrofonkünstler im Gefolge von Chino Moreno nacheifern, hat gewisse Grenzen, und bei BENTHIC habe ich des Öfteren das Gefühl, dass das Gespür, hier im Bereich des Erträglichen zu bleiben, ausgeprägter sein könnte. An den gutturalen Vocals ist nichts auszusetzen; im klaren Bereich sowie in den Grenzbereichen zwischen soft und hart sehe ich Verbesserungspotential. Dazu passt, dass der Gesang grundsätzlich produktionstechnisch nicht sonderlich präsent in Szene gesetzt wurde. Das Klanggewand der Instrumentalisten ist superb, die Vocals gehen bei der Dominanz von Gitarren, Bass und Schlagzeug jedoch etwas unter.
Also? Spannendes Songwriting, vorzügliche Instrumentalarbeit, starker Sound, wunderbare Grenzauslotung zwischen den genannten Genres - nur die Vocals könnten unterm Strich souveräner sein. Leider packt mich zudem die zweite Hälfte des Albums kompositorisch nicht mehr so stark wie die ersten fünf Nummern. Dass die Truppe Potential hat, wird auf diesem in weiten Bereichen reifen und packenden Werk aber nachdrücklich unterstrichen. Mal sehen, wohin die Reise noch gehen wird.
Anspieltipps: Murmur, Pitch And Tar, The Stranger
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Timon Krause