BENZENE RING, THE - Crossing The Divide
Mehr über Benzene Ring, The
- Genre:
- Progressive Rock / Art Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 13.11.2015
- And We Are Become As Strangers
- Jerks In The Obsolaire
- Descension
- Miles Past The Mark
- Alarms
- :XX:
- Voiceless In The Dim
- Wraiths And Spectres
- The Grand Rat Procession
- And We Are Become As Rats
- Ascension
- (...)
Gewaltiges, wirklich gewaltiges Prog-Epos!
Die Veröffentlichung ihrer zweiten Scheibe werden die Herren von THE BENZENE RING wohl aus vielfältigen Gründen niemals vergessen. Just an dem Tag, an dem sich das Trio aus New York nach neunjähriger Pause mit einem weiteren Studio-Output zu Wort meldet, fallen in der französischen Hauptstadt Bomben und Schüsse - traurige Wegbegleiter, die man bei THE BENZENE RING wohl immer im Gedächtnis haben wird. Sollte jedoch tatsächlich nichts ohne Grund geschehen, dann ist das melancholiche, verträumte, oftmals nachdenkliche Stimmungsbild der Tragödie in Paris angemessen. Sollte man eine solche Parallele überhaupt ziehen dürfen, dann wohl die der Gefühlsachterbahn, die auch auf "Crossing The Divide" kein Ende zu finden scheint. Von wilden, zerrissenen Parts über traumdwandlerisch inszenierte Epen bis hin zu fabelhaften, Hook-affinen Momenten beinhaltet das zweite Album das komplette Spektrum - ganz zu schweigen von der grundsätzlich experimentellen Haltung der drei Musiker, die hier nichts unversucht lassen, um ihrem musikalischen Forschergeist deutlich Nachdruck zu verleihen.
"Crossing The Divide" ist in vielerlei Hinsicht ein unglaublich expressionistisches Werk. THE BENZENE RING scheint nach einem ewig währenden Winterschlaf aufgewacht zu sein und all die darin befindlichen Träume in kompositorische Emotionen umgewandelt zu haben. Es ist ein stetes Hin und Her zwischen eindringlichen, fast hypnotisch bedächtigen Augenblicken und aufregenden, oftmals sehr lebendigen Passagen, getrieben von unzähligen Gefühlsregungen und einer instrumentalen Grenzenlosigkeit, wie man sie in einem solch geschlossenen Format selten zu Ohren bekommen hat.
Eine solche Menge plötzlicher Twists gibt es in einem homogenen, zumeist melodischen Setting nur alle Jubeljahre mal, und selbst dann muss man immer noch unterscheiden, ob persönliche Egotrips oder exzentrische Griffbrettwichsereien die Szenerie bestimmen oder wirklich das Songwriting als solches bzw. ein vordergründiges Konzept den Ausschlag geben. Bei "Crossing The Divide" werden hingegen alle Egos befriedigt, die der Musiker ob der eigenen musikalischen Herausforderung, die des Hörers, weil er eine neue Form des progressiven Breitbandkinos erlebt, zuletzt aber auch die des Genießers, der sowohl in den epischen Longtracks als auch in den zielstrebigeren Rocksongs all das erleben darf, was er sonst lediglich von Künstlern wie STEVEN WILSON oder Acts wie THE PINEAPPLE THIEF angeboten bekommt. THE BENZENE RING hat ein grandioses Zweitwerk erschaffen, welches immerzu einen stillen Link nach Paris haben wird, diesem schauerlichen Freitag den 13. aber wenigstens einen letzten großen Lichtblick schenkt.
Anspieltipps: Miles Past The Mark, Alarms, The Grand Rat Procession, And We Are Become As Rats
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Björn Backes