BERSERKER - Blood Of The Warriors
Mehr über Berserker
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- My Graveyard Productions
- Release:
- 20.11.2007
- Fighting The Fear
- Eternal Life
- Unknown Warrior
- Blood Of The Warriors And Icy Look Of Death
- Walkiries
- And Now You Know
- Marching To The Glory ... (part I)
- ... In The Glory You'll Die! (part II)
Zunächst einmal: Respekt für das Missachten jeglicher musikalischen Strömungen in den letzten fünfzehn Jahren. Ich musste tatsächlich mehrfach im allwissenden Internet nachschlagen, um mich zu vergewissern, dass "Blood Of The Warriors" der italienischen Exportmetaller BERSERKER nicht doch ein Re-Release oder gar ein auf wundersame Weise entdecktes Demo aus den frühen Achtzigern ist, was nun der Menschheit nicht länger vorenthalten werden durfte. Nein, das mir vorliegende Debütalbum wurde tatsächlich 2003 eingezimmert und jetzt offiziell veröffentlicht. Das ist so unglaublich, da die Musik das Jahr 1985 anscheinend niemals verlassen hat, obwohl die Band erst vier Jahre später gegründet worden sein soll. Ein Mysterium nimmt seinen Lauf.
Gut, es gibt in der heutigen Zeit zahlreiche Bands, die absichtlich "zurück zu ihren Wurzeln" gehen möchten, sich dabei selbst kastrieren, um ja keinen Akkord zu spielen, den es so in den Achtzigern noch nicht gab und darüber hinaus mit Kalkül bei der Wahl des Studioequipments auf heute nicht mehr gebaute Produkte zurückgreifen, um damit den Geist der vergangenen Weihnacht ... ähm ... den Metalgott zu beschwören. Doch diese Bands haben ein gemeinsames Ziel: Sie möchten den Vibe der Achtziger in die Neuzeit transportieren. BERSERKER nicht. Ich denke, hätten sie die Wahl gehabt, "Blood Of The Warriors" würde hier als Kassette vor mir liegen.
Versuchen wir aber mal, recht objektiv an die Sache heranzugehen. Die Italiener legen uns acht teilweise überlange Songs vor (nur zwei Songs unterschreiten knapp die Sechs-Minuten-Grenze), die überwiegend in einem flotten Grundtempo gehalten sind. Lange Instrumental- und Solopassagen sind für den von der Band selbst mehrfach ins Spiel gebrachten Begriff "epic" verantwortlich, ohne natürlich jemals wirklich episch zu sein. Tatsächlich erinnert die ganze Chose an frühe OMEN oder in den Solopassagen auch gelegentlich an frühe METALLICA, ohne natürlich deren Klasse zu erreichen.
Das Schlagzeug holpert sich solide durch die Songs, ehe es beim schnellen Abschlussinstrumental '... In The Glory You'll Die' alle Vorschusslorbeeren verspielt. Die Gitarristen präsentieren uns klassische Metalriffs und wissen ebenfalls im Solobereich durchaus zu brillieren. Dass auch hier die eine oder andere Ungenauigkeit drinsteckt, muss ich nicht extra betonen, oder? Bandleader und Gitarrist Alessandro Alioto ist dann auch noch für den Gesang verantwortlich, wobei wir hier ganz klar von Sprechgesang reden. Gerade der italienische Akzent bei englischer Sprache ist mittlerweile ja in einigen Bereichen recht liebgewonnen, bei BERSERKER aber noch einmal einen Zacken deutlicher ausgeprägt – absolut gewöhnungsbedürftig. Da wir es hier nicht mit Gesang im eigentlichen Sinne zu tun haben, sollte natürlich auch niemand hypnotische Melodien oder gar voller Pathos triefende Chöre erwarten. Hier werden Klischeephrasen wiedergegeben, die deutlich jenseits aller Schmerzgrenzen liegen.
Für das größte Stirnrunzeln sorgt bei mir aber der rumpelige Gesamtsound, der schon 1985 nicht mehr als Standard durchgegangen wäre. Es scheppert und poltert an allen Ecken und Enden, so dass ich doch schon fast wieder so weit bin, das Internet zu öffnen. Auf "Blood Of The Warriors" schiebt und drückt rein gar nichts. Wenn das Absicht war, Respekt. Somit kann ich diese Scheibe auch nur allen Metalheads empfehlen, die noch immer vehement alles abfeiern, was in den Achtzigern irgendwie aufgenommen wurde. Hier wird sich ein absoluter Undergroundtipp entwickeln, der ungeachtet jeglicher spielerischer Mängel als Juwel gehandelt werden dürfte. BERSERKER werden so niemals die breite Masse, noch nicht einmal die breite Masse der Heavy-Metal-Fans, erreichen – aber ich denke, selbst das ist Absicht. Nochmals, Respekt.
Anspieltipps: Fighting The Fear, Marching To The Glory
- Redakteur:
- Chris Staubach