BEYOND SHADOWS - Wolf's Blood
Mehr über Beyond Shadows
- Genre:
- Death Metal / Melodic Death Metal
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 03.05.2020
- Never An Answer
- Wolf's Blood
- Regret Is My Name
- Screaming Eyes (Go Unheard)
Starkes Songwriting mit großen Schwächen in der Ausführung
In den offiziellen Infos der Band wird nicht näher darauf eingegangen, doch eigentlich ist das Duo BEYOND SHADOWS schon so etwas wie ein Urgestein des amerikanischen Undergrounds. Bereits Anfang der 2000er veröffentlichte Daniel Shepherd, der noch als einziges Gründungsmitglied übrig geblieben ist, mit der damals noch vierköpfigen Band die beiden Alben "Descend To Damnation" und "Escape From Reality". Danach wurde es jedoch für viele Jahre still um die Truppe aus New York und Shepherd kämpfte auch privat mit einigen Problemen, die ihn zeitweise sogar vollständig vom Gitarrespielen abhielten. Inzwischen ist er jedoch wieder vollständig genesen, hat sich mit Chris Hawkins seinen ehemaligen MIDIAN-Kollegen ans Schlagzeug geholt und übernahm ansonsten sämtliche Instrumente und den Gesang auf der neuen EP "Wolf's Blood" einfach kurzerhand selbst. Darüber hinaus konnte sich Daniel im Jahr 2008 auch noch bei Frederik Nordstrom im Fredman Studio einiges abschauen, weshalb die EP nun auch vom Bandkopf produziert und aufgenommen wurde.
Herausgekommen ist ein zweischneidiges musikalisches Schwert, das Licht und auch Schatten aufweist. Doch dazu später mehr, denn los geht es erst einmal recht eindrucksvoll mit dem Opener 'Never An Answer', der den Hörer sofort mit donnernden Gitarren-Riffs in bester CARCASS-Manier überrennt. Die Engländer bleiben auch im weiteren Verlauf der Spielzeit der primäre Einfluss für den Sound von BEYOND SHADOWS, denn auch wenn der Stempel US Melodic Death Metal, den sich das Duo selbst verpasst hat, auf schwedische Einflüsse oder sogar Spuren der New Wave Of American Heavy Metal schließen lassen könnte, scheinen nur in den wenigstens Momenten Bands wie IN FLAMES oder AS I LAY DYING in den vier Kompositionen der EP durch. Erst die finalen Sekunden des ersten Tracks lassen dann dank schönen Gitarren-Harmonien ein wenig Göteborg aufblitzen. Dank einer durckvollen und stampfenden Produktion, die zu keiner Zeit vermuten lässt, dass Daniel Shepherd hier alles im Alleingang aufgenommen hat, bleibt so nach den ersten Minuten erst einmal ein guter erster Eindruck zurück.
Das böse Erwachen kommt dann jedoch mit dem folgenden 'Wolf's Blood', das zwar grundsätzlich ähnlich druckvoll aus den Boxen donnert wie der Vorgänger, gleichzeitig aber auch ganz klar die Grenzen der Möglichkeiten von Herrn Shepherd aufzeigt. Denn wo der Fronter ein unheimlich tighter Rhythmusgitarrist ist, lassen seine Soli noch stark zu wünschen übrig. Irgendwie klingt hier alles ein bisschen zu statisch und auch die Intonation der einzelnen Töne ist viel zu oft nicht astrein oder teilweise sind die jeweiligen Noten einfach komplett schief, was im Titeltrack mit seiner ausladenden Solo-Passage natürlich besonders auffällt und fast schon etwas stümperhaft wirkt. Vielleicht hätte sich hier die Verpflichtung eines externen Produzenten doch gelohnt, denn dieser wäre spätestens hier eingeschritten und hätte verhindert, dass es komplett schiefe Passagen auf die Scheibe schaffen. Da nützt es dann leider auch nichts, dass in Sachen Songwriting und Rhythmusarbeit die weiteren Nummer der EP restlos überzeugen, denn immer wieder bremsen die Leads und auch die teilweise etwas eindimensionalen Growls von Daniel den Hörspaß aus.
Insgesamt weiß ich daher nicht so richtig, was ich aus "Wolf's Blood" machen soll. Einerseits steckt hier jede Menge Potential drin, andererseits hapert es einfach an zu vielen Stellen noch an der Ausführung, um mit der Konkurrenz mitzuhalten. Vielleicht sollte Herr Shepherd sich für die Zukunft einfach einen Lead-Gitarristen und einen externen Produzenten ins Boot holen, denn dann könnte aus dem Material eine ordentliche Death-Metal-Vollbedienung werden.
- Redakteur:
- Tobias Dahs