BEYOND TWILIGHT - Section X
Mehr über Beyond Twilight
- Genre:
- Epic Progressive Metal
- Label:
- Massacre Records / Soulfood
- Release:
- 28.03.2005
- Be Careful It's My Head Too
- The Path Of Darkness
- Shadow Self
- Sleeping Beauty
- The Dark Side
- Portrait F In Dark Waters
- Ecstasy Arise
- Section X
Als mir mitgeteilt wurde, dass BEYOND TWILIGHT an einem neuen Album werkeln, hab ich mich gefreut wie ein Schnitzel und aufgeführt wie ein Fan von TAKE THAT, vorausgesetzt, sie hätten sich wiedervereinigt. Ich hielt BEYOND TWILIGHT für ein Projekt, spätestens seit dem Interview mit Finn wissen wir ja, dass dem nicht so ist. "The Devil’s Hall Of Fame" war anno 2001 wirklich eines der Alben schlechthin, und vier ganze Jahre später erscheint nun endlich "Section X", sicherlich eines der Alben, auf das man am längsten gewartet hat.
Eins vorweg: Nein, BEYOND TWILIGHT haben ihr Hammeralbum nicht übertreffen können. Ehrlich gesagt, habe ich eine Steigerung zu "TDHOF" auch nicht für möglich gehalten, denn meiner Meinung nach gibt es nichts Besseres im epischen, progressiven Metal (ganz abgesehen davon, dass BEYOND TWILIGHT sowieso einen sehr eigenständigen Stil besitzen).
Aber wir werfen die Flinte nicht gleich ins Korn. Jorn Landes Nachfolger, Kelly Sundown Carpenter (OUTWORLD), füllt die Lücke des MASTERPLAN-Gesangswunders erstaunlich gut und überzeugt mit seiner Tim-Owens-lastigen Stimme, womit schon mal das größte Fragezeichen beseitigt wäre. Bei vielen Songs hat man sogar das Gefühl, dass Carpenter seine Sache zumindest nicht schlechter macht, denn die etwas aggressiveren Vocals stehen einigen Songs besser zu Gesicht. Der zweite neue Mann in der Band, Jacob Hansen (INVOCATOR; Gitarre), hatte nicht viel mit dem Songwriting zu tun, deswegen wirkt sich diese Umbesetzung zumindest nicht offensichtlich hörbar auf den Sound aus.
Was gibt es sonst noch zu berichten?
Egozentriker Finn Zierler (Keyboard) hat auch dieses Mal die Grenzen seines Bewusstseins ausgelotet, um an sensationellen Songs zu basteln. Dieses Mal komponierte er in einer stockfinsteren, abgeschotteten Zelle, in den letzten Drecksstraßen von London und unter Wasser (!!). Trotz dieser einzigartigen Gegebenheiten wirken einige Songs nicht ganz so rund wie noch auf dem Debüt, das mag vielleicht daran liegen, dass sich Carpenter mit den fertigen Songs identifizieren musste, da er erst nach dem Songwriting-Prozess zur Band stieß, und so wie man Zierler kennt, wird der neue Frontmann kaum Einfluss auf seine Gesangslinien gehabt haben.
Was ist zu den sieben Songs zu sagen? Insgesamt wirkt "Section X" aggressiver, düsterer, epischer und noch bombastischer. BEYOND TWILIGHT haben ihren Stil weiter verfeinert und grenzen sich noch mehr von ähnlichen Bands ab. Wäre ein melancholischer Touch vorhanden, könnte man Verbindungen zu EVERGREY suchen; im Moment fällt mir aufgrund der Horroreinflüsse eigentlich nur noch NIGHTMARE ein, die aber wiederum zu geradlinig und unprogressiv musizieren. Man merkt: BEYOND TWILIGHT haben es tatsächlich geschafft, ihre eigene Metal-Nische zu finden und zu behalten. Die Skandinavier halten ebenso an ihrer Theatralik fest: Kein ähnliches Album kann man im Moment so bildhaft interpretieren, natürlich auch wegen des konzeptionellen Fadens der Lyrics. Ansonsten ist eigentlich nur noch zu sagen, dass "Section X" eindeutiger Richtung Prog geht, seine Epic und Heaviness aber nicht einbüßt.
Wieso toppt "Section X" seinen Vorgänger nicht? Eigentlich ergeben sich die Gründe aus den oben genannten Fakten. Die Atmosphäre ist – wie gesagt – zwar noch krasser geworden, bedient sich aber weniger Einflüsse und ist somit etwas eintöniger geworden. Man merkt den Kompositionen im Gegensatz zum Vorgänger eine gewisse Eindimensionalität an; vielleicht war es ein Fehler von Zierler, zuerst Songs zu schreiben und erst danach einen neuen Sänger zu suchen. Außerdem steht Carpenter Lande eben nur in FAST nichts nach, Jorns Fußstapfen sind einfach rießengroß, egal in welcher Band er sie hinterlässt (MILLENIUM lässt grüßen). Der wichtigste Grund: Allgemein gesehen, bleiben einige Songs knapp hinter den Pendants des ersten Albums zurück (Beispiel: Das Instrumental 'Portrait F In Dark Waters' kommt nicht an das sagenhafte 'The Devil's Waltz' heran).
Somit ist festzuhalten, dass das zweite Album eine Verfeinerung des Debüts darstellt, aufgrund der gesanglichen Neuausrichtung, der progressiveren Ansätze und der verstärkt düsteren Einflüsse fangen BEYOND TWILIGHT praktisch nochmal von vorne an. Ein stabiles Lineup vorausgesetzt, und wir hören hier eine der besten und eigenständigsten Bands der nächsten Jahre. Im Moment kenne ich keine Truppe mit mehr Potenzial! BEYOND TWILIGHT tischen uns einen absoluten Hammer auf - so gut wie jede Band wäre mit diesem zweiten Album hundertprozentig zufrieden. Auch die Skandinavier können es sein, denn "Section X" ist eine überragende Scheibe geworden, bleibt aber trotzdem knapp hinter "TDHOF" zurück.
Anspieltipps: The Path Of Darkness, The Dark Side, Ecstasy Arise, Section X
- Redakteur:
- Christian Hubert