BIFFY CLYRO - Ellipsis
Mehr über Biffy Clyro
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Warner Music International (Warner)
- Release:
- 08.07.2016
- Wolves Of Winter
- Friends And Enemies
- Animal Style
- Re-Arrange
- Herex
- Medicine
- Flammable
- On A Bang
- Small Wishes
- Howl
- People
Funktioniert auch nackt.
Die Schotten von BIFFY CLYRO stehen vor einer eigentlich unlösbaren Aufgabe. Sowohl "Only Revolutions" wie auch das 20-teilige Doppelwerk "Opposites" bestanden quasi ausschließlich aus Hits. Nicht die platte, aufdringliche Sorte Hits, sondern vielschichtige, spannende, abwechslungsreiche Songs, die sich irgendwann so tief ins Hirn gebrannt haben, dass zumindest ich und Frau K. nicht anders konnten als textsicher mitzusingen. Da wundert es auch nicht, dass "Opposites" dank Nummern wie 'Biblical', 'Sounds Like Balloons' oder 'Victory Over The Sun' auch in Deutschland den absoluten Durchbruch für das Trio bedeutete.
Doch Simon Neil und die Johnston-Zwillinge sind klug genug, um zu wissen, dass sie jetzt nicht einfach "Opposites" - Teil II vorlegen können. Bereits nach der Veröffentlichung des großartigen letzten Wunderwerks ließen die Glasgower verlauten, dass das nächste Album rauer und reduzierter werden würde. Und bereits die erste, etwas schroffe Single-Auskopplung 'Wolves Of Winter' macht deutlich, dass der Dreizack schon dort eine ungefähre Vorstellung hatte, wo die Reise hingehen würde.
Wo es auf den letzten Werken noch vor ausufernden Streicher-Arrangements, liebevollen kleinen Details und vielspurigen Gitarrenharmonien so wimmelte, ist "Ellipsis" ein klarer Gegenentwurf, ohne dabei den Signature-Sound der Truppe zu verlieren. Simon Neil und seine Zwillinge konzentrieren sich auf Gitarre, Bass und Schlagzeug und transportieren so ihren Live-Sound direkt in die Wohnzimmer.
Natürlich klingt "Ellipsis" dadurch geradliniger, weniger vielschichtig und in gewisser Weise so nackt wie die drei Protagonisten auf dem Cover posieren. Doch die Herren sind einfach so begnadete Songwriter, dass das gar nicht viel ausmacht. Ja, zu Beginn wirkt das ganze Album etwas garstig und unnahbar, doch mit jedem Durchgang entfalten sich mehr Melodien, bleiben Textfragmente im Kopf hängen, und zumindest ich singe schon wieder fast so fröhlich mit wie Hits der Marke 'Mountains', 'Bubbles', 'The Captain', 'Black Chandelier', 'Spanish Radio' oder 'Stingin' Belle'.
Ganz weit vorne in meiner Gunst ist das ganz wunderbare 'Howl', bei welchem man tatsächlich aufheult wie ein Wolf und damit durchaus die Gattin verschrecken kann. Daneben ist auch 'Flammable' ein veritabler Ohrwurm. Aufs Nötigste reduziert, aber herrlich harmonisch, mit simpler, effektiver Gitarrenarbeit und ganz feinem Chorus. Doch auch 'Friends And Enemies', das harsch beginnende 'On A Bang' oder das abschließende 'People' funktionieren nach diesem Prinzip. Es gibt Ecken, Kanten und Narben und doch verliebt man sich mit der Zeit. Es sind eben die inneren Werte, die zählen.
Ein paar kleine Schönheitsfehler gibt es aber auch. Natürlich sind elf Songs und knappe 40 Minuten viel zu kurz. Es hätten durchaus zwei, drei Songs mehr sein dürfen. Dazu kommt mit dem Country-Ausflug (!) 'Small Wishes' auch ein Song, den ich tatsächlich nicht gebraucht hätte. Dafür ist mit das Genre insgesamt dann doch zu fremd.
Unterm Strich ist "Ellipsis" damit zwar kein monumentales Meisterwerk wie sein Vorgänger geworden, aber ein herrlich reduziertes, auf den zweiten Blick wunderschönes Album, mit dem BIFFY CLYRO einen neuen Weg einschlägt, ohne das Gesicht zu verlieren. Ich bin schon heute gespannt, wie die Songs live wirken werden, denn da ist das Terzett beinahe unschlagbar.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Peter Kubaschk