BIG BIG TRAIN - A Stone's Throw From The Line
Mehr über Big Big Train
- Genre:
- Neo Prog
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Just For Kicks
- Make Some Noise
- The First Rebreather
- The Underfall Yard
- Uncle Jack
- Victorian Brickwork
- Kingmaker
- Wassail
- Summoned By Bells
- Judas Unrepentant
- Curator Of Butterflies
- East Coast Racer
- Hedgerow
Breitwand-Emotionen durch Breitwand-Prog!
Ich gestehe: Es ist verdammt lange her, seit ich das letzte Mal BIG BIG TRAIN aufgelegt habe. Zwar gehört die britische Neoprogtruppe zu den ersten Bands, die ich in den 90ern in meinem Neoprog-Rausch toll gefunden habe, aber irgendwie habe ich die Band in der Folgezeit aus den Augen verloren, weil sich meine musikalischen Schwerpunkte in der Zwischenzeit wieder neu justiert hatten. Immerhin gab es in der zweiten Hälfte der 90er eine echte Schwemme von Bands aus diesem Sektor und irgendwann setzte bei mir eine Übersättigung ein. Obendrein sah ich erneut, dass Truppen, die aus dem Antiprogressiven Einheitsbrei ausbrachen – und demnach im Wortsinn progressiv waren – ein Untergrunddasein fristen mussten. Ich denke an die skandinavischen MASQUE oder die britischen LOERMEL, die es sogar nur auf ein Demo brachte. Aber ich schweife ab, was eventuell an der Art der hier zelebrierten Musik liegen mag.
Die Band hat es inzwischen auf zehn Studioalben gebracht und mit Nick D'Virgilio einen echten Spockie an Bord. Der hier vorliegende Doppeldecker ist quasi die Komplettversion des früher im Jahr erschienenen Bonusmaterials der "Live Im Studio"-Scheibe. Die siebenköpfige Band agiert hier mit einem fetten Bläserensemble und auch die Streicher stehen leibhaftig auf der - im herrlich anzuschauenden Booklet - Bühne. Musikalisch bietet BIG BIG TRAIN ausschweifenden Brit-Prog, der in diesen Livefasssungen sehr beschwingt und luftig daherkommt. Von Langatmigkeit oder Langeweile weit und breit keine Spur. Da kommt das feine Drumsolo des Meisters zu Beginn von 'Judas Unrepentant' als tolle Auflockerung genau so wenig selbstverliebt herüber, wie die immer wieder gekonnt zu Schau gestellten Solopassagen. Alles klingt ungezwungen und unaufgeregt. Gentlemen-Art-Rock. Mit oder zum Whisky.
Egal, ob man 'Victorian Brickwork', den Rausschmeißer des ersten Silberlinges, 'The Underfall Yard' oder 'Curator Of Butterflies' als Longtracks mit sehr deutlich zweistelligen Spielzeiten auflegt, man wird genüsslich umgarnt. Mein Highlight ist aber die stimmungsvolle Eröffnungsnummer des zweiten Rundlings 'Kingmaker'. Hier muss ich jedes Mal den Entenparka vom Bügel nehmen. Soll nochmal jemand behaupten, Neoprog sei steril. Die großen, großen Züge beweisen auf diesem tollen Livemitschnitt das Gegenteil. Breitwandohren weit aufgesperrt, zurück gelehnt und genießen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae