BIG BIG TRAIN - Goodbye To The Age Of Steam (Re-release 2011)
Goodbye To The Age Of Steam (Re-release 2011)
Mehr über Big Big Train
- Genre:
- Melodic/Progressive Rock
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- English Electric Recordings / Just For Kicks
- Release:
- 21.04.2011
- Wind Distorted Pioneers
- Head Hit The Pillow
- Edge Of The Known World
- Landfall
- Dragon Bone Hill
- Blow The House Down
- Expecting Snow
- Blue Silver Red
- Losing Your Way
- Far Distant Thing
- Expecting Dragons
- Losing Your Way (extended)
17.05.2011 | 08:02
Hat jedes Album, nur weil es alt und nicht mehr erhältlich ist, ein Recht auf Wiederveröffentlichung?
"Goodbye To The Age Of Steam" war 1994 das erste Album der heute in der Prog-Szene gefeierten BIG BIG TRAIN. Da das Album zuletzt einige Jahre "out of print" war, hat die Band es heuer einem kompletten remixing unterzogen und es mit neuem Artwork und drei Bonustracks nochmal veröffentlicht. Dabei ist es schön zu sehen, dass man sich bei diesem Rerelease auch wirklich Mühe gegeben hat, da sich das neue Cover, sowie das ebenfalls neugestaltete Booklet durchaus sehen lassen können und unter den Bonustracks sogar ein absolutes Albumhighlight steckt. Aber dazu später mehr...
Versuchen wir einmal "Goodbye To The Age Of Steam" musikalisch zu beschreiben: Ist es auch größtenteils in die NeoProg-Szene einzuordnen, so finden sich von Zeit zu Zeit - besonders im weiteren Verlauf des Albums - auch Elemente aus dem RetroProg, d. h. verstärkter Einsatz von klassischem Piano und Akustikgitarre. Besonders ist dies in den beiden Instrumentals 'Dragon Bone Hill' und 'Expecting Snow' der Fall, wo größtenteils vollakustisch vorgegangen wird. Der Rest des Materials ist vom Stil her (leider) sehr ähnlich und lässt oft nur in bestimmten Momenten eines Songs wirklich aufhorchen. Dabei wären z.B. die Mittelteile von 'Blow The House Down' und 'Losing Your Way' zu nennen.
Das Problem des Albums ist zum einen seine Harmlosigkeit: Es ist oft zu lange zu unrockig und man wartet vergebens auf eine Steigerung oder Dramatisierung der Musik, alles plätschert etwas orientierungslos vor sich hin. Bis sich manchmal eben doch plötzlich ein toller Part im jeweiligen Song auftut. Die Gleichförmigkeit wird zum anderen noch vom Gesang von Martin Read unterstützt: Sein immergleicher, unspektakulärer Gesang kreiert absolut keine im Ohr bleibenden Gesangsmelodien. Stattdessen scheint er garkeinen Bezug auf die jeweiligen Textstellen zu nehmen, denn egal ob er positive oder negative Textaussagen vorträgt, er klingt absolut immer gleich, so als wäre er nur das Sprachrohr der Band. Als variabler und spannungserzeugender Geschichtenerzähler tritt er hier nicht auf.
Mir fällt es auch nach mehrmaligen Hördurchgängen sehr schwer, dieses Album fair zu bewerten: Einerseits wird musikalisch alles höchstsauber und professionell präsentiert. Auch das remixing des Albums scheint gelungen, da der Sound stets klar und angenehm ist. Und doch fesseln mich die Songs viel zu wenig: Es gibt auf diesem Album Lieder (wie z.B. 'Head Hit The Pillow'), die ich mir fünf mal hintereinander anhören könnte, um danach immernoch nicht zu wissen, wie der Refrain dieses Songs klingt. Interessanter wird es immer dann, wenn die Band ihre Progressivität etwas zurückschraubt und einfach mal abrockt. Plötzlich nimmt man richtig tolle Gitarrensolos wahr und das Keyboard agiert eher im Europe-Stil, akzentuiert und melodiefördernd. Ein tolles Beispiel dafür ist der bereits angedeutete Bonustrack 'Far Distant Thing': Er stellt den ältesten Song dieser CD dar, da er 1993 vor dem anderen Albummaterial für eine Radioübertragung geschrieben wurde. Und siehe da: Diese Band kann - wenn sie denn will - auch melodischen Hard Rock spielen, der mich gleich viel mehr überzeugen kann als ihre oft gezwungen klingenden Ausflüge in die Prog-Welt.
Da sich BIG BIG TRAIN im Verlauf ihrer Karriere noch weiterentwickeln und verbessern sollten, möchte ich ihnen hier keinen allzugroßen Vorwurf machen. Wir hören hier eine Band, die noch auf der Suche nach sich selbst ist und dafür schon recht abgeklärt klingt. Übrigens sagen die beiden verbliebenen Gründungsmitglieder Gregory Spawton und Andy Poole heute selbst, dass "Goodbye To The Age Of Steam" wahrlich nicht ihr bestes Album war. Ich denke diese Aussage kann ich nur bestätigen und die Review dieses Albums hiermit angemessen beenden.
Versuchen wir einmal "Goodbye To The Age Of Steam" musikalisch zu beschreiben: Ist es auch größtenteils in die NeoProg-Szene einzuordnen, so finden sich von Zeit zu Zeit - besonders im weiteren Verlauf des Albums - auch Elemente aus dem RetroProg, d. h. verstärkter Einsatz von klassischem Piano und Akustikgitarre. Besonders ist dies in den beiden Instrumentals 'Dragon Bone Hill' und 'Expecting Snow' der Fall, wo größtenteils vollakustisch vorgegangen wird. Der Rest des Materials ist vom Stil her (leider) sehr ähnlich und lässt oft nur in bestimmten Momenten eines Songs wirklich aufhorchen. Dabei wären z.B. die Mittelteile von 'Blow The House Down' und 'Losing Your Way' zu nennen.
Das Problem des Albums ist zum einen seine Harmlosigkeit: Es ist oft zu lange zu unrockig und man wartet vergebens auf eine Steigerung oder Dramatisierung der Musik, alles plätschert etwas orientierungslos vor sich hin. Bis sich manchmal eben doch plötzlich ein toller Part im jeweiligen Song auftut. Die Gleichförmigkeit wird zum anderen noch vom Gesang von Martin Read unterstützt: Sein immergleicher, unspektakulärer Gesang kreiert absolut keine im Ohr bleibenden Gesangsmelodien. Stattdessen scheint er garkeinen Bezug auf die jeweiligen Textstellen zu nehmen, denn egal ob er positive oder negative Textaussagen vorträgt, er klingt absolut immer gleich, so als wäre er nur das Sprachrohr der Band. Als variabler und spannungserzeugender Geschichtenerzähler tritt er hier nicht auf.
Mir fällt es auch nach mehrmaligen Hördurchgängen sehr schwer, dieses Album fair zu bewerten: Einerseits wird musikalisch alles höchstsauber und professionell präsentiert. Auch das remixing des Albums scheint gelungen, da der Sound stets klar und angenehm ist. Und doch fesseln mich die Songs viel zu wenig: Es gibt auf diesem Album Lieder (wie z.B. 'Head Hit The Pillow'), die ich mir fünf mal hintereinander anhören könnte, um danach immernoch nicht zu wissen, wie der Refrain dieses Songs klingt. Interessanter wird es immer dann, wenn die Band ihre Progressivität etwas zurückschraubt und einfach mal abrockt. Plötzlich nimmt man richtig tolle Gitarrensolos wahr und das Keyboard agiert eher im Europe-Stil, akzentuiert und melodiefördernd. Ein tolles Beispiel dafür ist der bereits angedeutete Bonustrack 'Far Distant Thing': Er stellt den ältesten Song dieser CD dar, da er 1993 vor dem anderen Albummaterial für eine Radioübertragung geschrieben wurde. Und siehe da: Diese Band kann - wenn sie denn will - auch melodischen Hard Rock spielen, der mich gleich viel mehr überzeugen kann als ihre oft gezwungen klingenden Ausflüge in die Prog-Welt.
Da sich BIG BIG TRAIN im Verlauf ihrer Karriere noch weiterentwickeln und verbessern sollten, möchte ich ihnen hier keinen allzugroßen Vorwurf machen. Wir hören hier eine Band, die noch auf der Suche nach sich selbst ist und dafür schon recht abgeklärt klingt. Übrigens sagen die beiden verbliebenen Gründungsmitglieder Gregory Spawton und Andy Poole heute selbst, dass "Goodbye To The Age Of Steam" wahrlich nicht ihr bestes Album war. Ich denke diese Aussage kann ich nur bestätigen und die Review dieses Albums hiermit angemessen beenden.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- René Partucci