BILLY BOY IN POISON - Invoker
Mehr über Billy Boy In Poison
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Elevation PR / Prime Collective
- Release:
- 10.11.2017
- Absolution
- Iron Grip
- Divided State Of Mind
- Morcar
- A Walk On Broken Bones
- Exodus
- Glaciers
- Mara
- Black Gold
Neue Wege, oder: Mehr Death, mehr Metal!
Wer hätte das erwartet: Nach dem bärenstarken 2013er Output "Watchers" - mein persönliches Death-Metal-Highlight des Jahres - drücken die Dänen BILLY BOY IN POISON auf dem Nachfolger "Invoker" mit Nachdruck die Reset-Taste. Verschwunden der corig-trockene Sound, deutlich geringer der Anteil an groovig-mächtigen Knochenbrecher-Breaks, hingegen auffällig zahlreiche lineare Doublebass-Passagen sowie eine deutliche Verdüsterung der Atmosphäre hin zu klassischem Oldschool Death. Ein mutiger Schritt, sich nach einem erfolgreichen Debüt musikalisch nochmal so radikal neu aufzustellen. Ob er sich für BILLY BOY IN POISON als nachhaltig erweisen wird?
Nun, "Invoker" klingt wirklich nur noch in Teilen nach dem vormals vertrauten Sound der Skandinavier, was einerseits bedauerlich ist, weil "Watchers" seinerzeit eine selten so überzeugend gehörte Brücke zwischen traditionellem Death und modernerem Schwermetall schlug. Andererseits gab es im Bandgefüge mit der Neubesetzung am Mic durchaus auch eine einschneidende Veränderung, und so drückt Hjalte Sejr seiner Truppe mit gelegentlich gen Black Metal tendierenden, keifenden Vocals eben klar seinen Stempel auf (seine erdig-monströsen Growls klingen dafür frappierend nach Vorgänger Steven Borgwardt, was für BILLY BOY IN POISON in meinen Ohren auch unerlässlich ist). Und wenn man sich einmal damit abgefunden hat, dass die „Watchers“-Zeiten vorbei sind, eröffnet "Invoker" ein praktisch ebenbürtiges, neues Death-Metal-Universum.
Nun stehen eben konventionellere Todesbleielemente gleichwertig neben den tonnenschweren Genickbrecherpassagen, nun variiert der Gesang eben zwischen schwarzmetallischen Highs und monströsen Lows. Zugleich hat die Band den progressiven Gedanken in ihren Stücken konsequent weiterentwickelt – beim vertrackten Prog-Interlude von 'A Walk On Broken Bones' treiben es die fünf Stiernacken damit überraschend schlüssig auf die Spitze -; diese Weiterentwicklung hat womöglich auch die Abkehr von der Modern-Death-Schiene unabdingbar gemacht. Und im Gegensatz zu vielen ähnlich gelagerten Kapellen funktioniert diese Dreiecks-Gratwanderung bei BILLY BOY IN POISON ganz hervorragend. "Invoker" hat vielleicht nicht die ganz krassen Einzelhighlights im Gepäck, wie sie mit 'The Last Shreds Of Humanity' und 'A Shadow Of My Past' noch auf "Watchers" vertreten waren, dafür klingt das Album homogener, dafür bleibt der Spannungsbogen auch fast durchgängig am Anschlag. Und nach mörderischen Metzelnummern wie 'Iron Grip' oder 'Absolution' überrascht 'Exodus' mit unerwartet balladesk-besinnlichen Klängen; der Albumausklang 'Black Gold' rundet das Gesamtbild schließlich akustisch-nachdenklich ab.
Ich kann mit beidem gut leben: Dem groovig-brutalen Brückenschlag zwischen Death und Core auf "Watchers" und dem metallischeren, progressiv-düsteren Death-Metal-Bastard "Invoker". Allein beim Sound liegt Jacob Hansen diesmal etwas daneben: Die Gitarren sind weniger bissig, das Klangbild fällt insgesamt wärmer, aber auch breiiger aus als der knochentrockene In-Your-Face-Punch-Sound des Vorgängers. Davon abgesehen geht BILLY BOY IN POISON aber mit "Invoker" mutige neue Wege und setzt sich abermals und noch breiter aufgestellt an die Spitze der weltweiten Death-Metal-Szene.
Anspieltipps: A Walk On Broken Bones, Exodus, Iron Grip, Black Gold
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Timon Krause