BIONIC ANGEL - Masquerade
Mehr über Bionic Angel
- Genre:
- Gothic / Industrial Metal / NDH
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 12.12.2014
- 1000 Jahre
- Masquerade
- Meine Gier
- Night's Dawn
- Spät
- Bad To The Bone
- Sterne & Mond
- Welcome To The Show
- Schattenengel
- Brave New World
- Vöglein
- Kalter dunkler Stern
Routinierte, aber wenig abwechslungsreiche NDH/Dark-Metal-Mixtur.
Schockieren soll es wohl, das Cover von "Masquerade" – in erster Linie erschreckt jedoch vor allem das ziemlich lieblose Rendering des hässlichen Torture-Porn-Artworks. Doch lasst euch nicht täuschen: BIONIC ANGEL hat trotz einer sehr sparsamen Veröffentlichungspolitik (zwei Langspieler in fast 15 Jahren) bislang ohnehin vor allem mit musikalischer Qualität und eindrucksvollen Shows geklotzt, und auch Album Nr. 2 liefert auf Anhieb einen anständigen Höreindruck ab. Vom Gothic-Rock-Klientel setzt sich das Quintett 2014 dezent mit einem erhöhten (ND-)Härtegrad ab; grob gesagt lassen sich die Allgäuer mittlerweile irgendwo zwischen modernem Hard Rock, Dark Metal und Industrial einordnen.
Was anderen Bands besagter Spielart oftmals misslingt, ist für BIONIC ANGEL offenbar kein Problem: Die Elektro-Effekte fügen sich größtenteils ohne zu nerven in den knackigen Sound ein, das Schlagzeug darf sein natürliches Klangbild behalten, wodurch der Industrial-Faktor auf ein unauffälliges, stimmiges Maß eingenordet wird. Zwölf kompakte, konventionell strukturierte Songs werden auf "Masquerade" geboten, garniert mit düsteren Verzierungen, versehen mit spannenden, zumeist deutschen Texten. Der straight rockende Opener '1000 Jahre' dient als eingängiger, kerniger Einstieg in das Album; ein Schocker wie 'Meine Gier' zeigt unsere Landsleute wiederum von ihrer bösartig-dunklen Seite. Nehmt die härteren Momente von HIM und die nachdenkliche Seite von RAMMSTEIN – lässt man nun gelegentliche übertrieben-süßliche Momente (wie bei 'Kalter dunkler Stern') außen vor, stellt BIONIC ANGEL so manch artverwandte Kapelle in ihren finsteren Schatten.
Allerdings liegt auf "Masquerade" auch noch manches im Argen: So mangelt es dem Album beispielsweise erkennbar an Abwechslung und Durchschlagskraft. Das Grundschema der Songs wiederholt sich stetig, und wenn einmal variiert wird, lehnt man sich eben doch an Kollegen wie EISBRECHER oder HÄMATOM an. Die besten Momente hat BIONIC ANGEL jedesmal, wenn der Härtegrad angezogen wird: Groovig rockende Beiträge wie 'Welcome To The Show' oder misanthropische Nummern wie 'Meine Gier' fallen da positiv aus der Reihe. Unverständlich für mich ist auch, wieso sich die Truppe überhaupt gelegentlich der englischen Sprache bedient. Wer sich die Mühe macht, die deutschen, durch den keifenden Schreigesang nicht immer leicht verständlichen Texte nachzuvollziehen, wird feststellen, dass hier durchaus mit Tiefgang gearbeitet wird, unter Einbeziehung deutscher Lyrik oder biblischen Motiven. Die englischen Lyrics hingegen fallen deutlich ab. Unnötig!
BIONIC ANGEL ist mit "Masquerade" ein ordentlicher zweiter Langspieler gelungen, der den Sound der Band offenbar in härtere Breitengrade führen soll – was in meinen Augen auch sehr zu begrüßen ist. Die Spielart aus simpel strukturierten Düster-Rock-Songs mit ihren teils poppig-eingängigen Refrains weist nur trotz guter Produktion, interessanten deutschen Texten und zweckmäßig eingesetzten Effekten zu wenig Abwechslung, zu wenig Spannungsmomente auf, um über die ganze Albumlänge fesseln zu können. Gut anhören kann man sich "Masquerade" trotzdem.
Anspieltipps: 1000 Jahre, Welcome To The Show, Meine Gier
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause