BLACK ELEGY - Deconstruct : Reconstruct
Mehr über Black Elegy
- Genre:
- Dark Gothic Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigen
- Release:
- 11.11.2009
- Deconstruct: Turning The Tides
- Reinventing Interpretation
- Reconstruct: Mare's Nest
Kann Underground kommerziell klingen?
Was unterscheidet BLACK ELEGY von anderen, bekannteren Gothic-Combos? Nicht viel, bis auf die Tatsache, dass sich diese erst kürzlich gegründete Band dem Underground verschrieben hat - was immer das heißen mag. Denn stilistisch beackern die Deichkinder dasselbe düstere, neblige Feld, dem Genre-Größen vor ihnen bereits dunkle Früchte entrungen haben. Man lasse sich davon nicht täuschen, dass diese in Eigenregie veröffentlichte EP nur drei Songs umfasst - die letzten melancholischen Noten von ''deconstruct : reconstruct'' verklingen erst nach einer knappen halben Stunde. Ist diese Überlänge notwendig, um unglaublich vielen Ideen Platz zu lassen? Nur zum Teil.
In den drei Songs wird moderner Gothic Metal mit death-doomiger Note geboten - nicht allzu zuckersüß, aber auch nicht übermäßig originell. Das Aufeinandertreffen von Ann-Kristins klarem, nicht ganz eigenständigem Gesang und Fabians Standard-Growling ist keine Sensation, wurde dieses ''Geheimrezept'' bereits von vielen Bands im melodischen Sektor entzaubert. Auch das lyrische Konzept strenger Religionskritik kommt, gerade im Metal-Genre, kaum revolutionär. Bekanntes alleine verursacht schwerlich Begeisterung.
Die Songs brauchen Zeit, um in Fahrt zu kommen - es klingt, als sei man sich nicht ganz sicher um die Richtung; als wollte das norddeutsche Quintett pflichtbewusst alle gotischen Elemente wie Synthie-Orchester aufnehmen, dem Gemisch dabei aber eine authentische Note verleihen - und eben das gelingt nicht hundertprozentig, sondern bläht die Stücke auf. Auch wenn die Kompositionen ganz nett, atmosphärisch und melancholisch anmuten, fehlen letztendlich überzeugende Melodienlinien und ein Songwriting, das auf Dauer mitreißen könnte. Hier wird noch experimentiert, ohne immer auf den Punkt zu kommen. So bleibt etwa 'Deconstruct: Turning The Tides' kurzfristig wegen seines 'Tell me why?'-Refrains hängen, ansonsten fehlt dieser Nummer echte Dringlichkeit. Positiv fallen allerdings die Leadgitarren auf, die sich meist im späteren Songverlauf entwickeln und durch schöne Soli überraschen - wie es im letzten Song, 'Reconstruct: Mare's Nest' der Fall ist.
Man merkt allerdings doch, dass die jungen Musiker ihre Sache mit Hingabe machen. Qualitäten wie Authenzität kommen meist erst über die Zeit und haben bei den brauchbaren handwerklichen Ansätzen durchaus eine Chance, sich zu entwickeln. Alles in allem dürfte es für die Goths nicht schwer sein, demnächst ein Label zu finden, denn es gibt immer Abnehmer für derartige Kost - und BLACK ELEGY verarbeiten vertraute Elemente doch ganz anständig. Die EP ist durchaus schön für zwischendurch, wenn man neugierig und in der richtigen Stimmung dafür ist.
Anspieltipps: 'Reconstruct: Mare's Nest'
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Regina Löwenstein