BLACK LUNG - Black Lung
Mehr über Black Lung
- Genre:
- Blues/ Rock/ Folk/ Psychedelic
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Noisolution Records/ Grimoire Records
- Release:
- 06.06.2014
- Mind Is Lost
- What It Takes
- The Ghost
- Sonder
- Preacher
- Move
- Black Rainbow
Rauch und Schokolade: Ein Hochgenuss.
Hey, wir teilen ein: Nichtraucher und Raucher.
Nichtraucher: BLACK LUNG schmeckt wie Schokolade. Nicht diese billige Discounterplatten mit den immer gleichen Zutaten. Nein, royal, schwarz, wohltuend bitter, schwer gezuckert, mit einer Kaffeenote obendrein. Geraspelt, geschmolzen, als dünn gegossenes Aperitif und als stopfender Block, der nur an den Rändern etwas von seinem Innersten preisgibt. Schön zwar, doch zerstörerisch.
Raucher: Ihr kennt das ja. BLACK LUNG ist Eure Leidenschaft. Spielereien mit dem Qualm. Aufsteigende Ringe, genussvolle Schwaden, schwer ächzende Strahlen durch die Nase herausgepresst, zitternd und gierig ganz tief eingesogen in die nervösen Innereien. Schön zwar, doch auch zerstörerisch.
An alle: das bisher beste Cover des pubertären Jahres 2014. Eine Stimmung wurde eingefangen, die einfach, nativ schwarz-weiß und doch voller wuchernder Bilder ist. Die Rückseite zeigt abfaulende Barocktapete an einer maroden Tür, die keiner mehr öffnen wird. Und ästhetisch besonders wertvoll, schwarzer Rauch, der sich durch eine Tür windet, um den kahlen Raum nach und nach für sich einzunehmen. Die Tristesse wird zum Thema. Und wird dann zur Schönheit ausgebaut.
Denn vor allem das findet sich auf diesem Debüt: Schöne Kunst. Nachdenkliche, schleichende, nachher tosende und mitreißende Musik. Geschaffen von Musikern, die ihre Qualitäten bereits mehrfach in der Band THE FLYING EYES bewiesen haben. An den Drums sitzt auch bei BLACK LUNG Elias Mays Schutzman, der noch seinen Gitarrenbuddy Adam Bufano mitgebracht hat. Komplettiert wird das Trio durch den Sänger und Bassisten Dave Cavalier. Beide erwähnten Bands finden sich auf dem Berliner Qualitätslabel Noisolution wieder. Und da sind sie auch gut aufgehoben, denn dessen Portfolio zieren viele feine Untergrundperlen. Bei BLACK LUNG bin ich mir sicher, dass sie nicht mehr lange zu diesem Kellersektor gehören werden. Wenn doch, ist das ein grob fahrlässiges Verhalten.
Denn der wache Blues von BLACK LUNG steigt herunter vom hohen Pfad einer verkopften Muckermucke. Pur und direkt werden die markigen Stücke mit schönem Schnörkel versehen. Verführerisch werden hier Themenwechsel und Stimmungsschwankungen eingeflochten und nach dem nächsten und nächsten und nächsten Durchlauf nimmt die Band immer mehr gefangen. Schwer nur kann sich dann diesen Fesseln entzogen werden. Egal, ob man raucht oder nicht.
So ist im Umfeld der etablierten THE FLYING EYES ein Album entstanden, das ursprünglich als Nebenprojekt sofort zu einer dicken Überraschung angewachsen ist. Die sieben Beiträge entwickeln sich. Sie wickeln sich heraus aus einem Flacon aus morbider Americana, sehr dunklem dinglichen Blues, den wir vor allem in der morbiden Folkrockszene Denvers vermuteten. Darüber ächzt die Stimme von Cavalier und zwar so wunderbar bedrückend, dass es uns das Herz schier aufgehen will. BLACK LUNG ist eine der Überraschungen dieses Jahres – ein rundum wundervolles Album. Wer einen Einstieg finden möchte, sollte vor allem 'Sonder' und 'Mind Is Lost' antesten. Aber damit tue ich gleichzeitig dem Boogie 'Preacher“ ziemliches Unrecht an.
Im Herbst 2014 wird sich das Trio auf Tour durch Europa befinden. Hierfür wächst meine Empfehlung zu einem Pflichtbesuch!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben