BLACK MOUNTAIN - IV
Mehr über Black Mountain
- Genre:
- Psychedelic Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Jagjaguwar / Cargo Records
- Release:
- 01.04.2016
- Mothers Of The Sun
- Florian Saucer Attack
- Defector
- You Can Dream
- Constellations
- Line Them All Up
- Cemetery Breeding
- (Over And Over) The Chain
- Crucify Me
- Space To Bakersfield
Ein Hochgenuss in bunten Farben.
Das letzte Lebenszeichen von BLACK MOUNTAIN liegt nun schon eine Weile zurück. Zwischenzeitlich konnte man sich nicht mal mehr sicher sein, ob es die Band überhaupt noch gibt, denn da sind ja noch diverse andere musikalische Projekte, in denen die Bandmitglieder mitmischen. Doch plötzlich ist sie zurück, die BLACK MOUNTAIN Army aus Vancouver. Sechs Jahre nach Album Numero drei "Wilderness Heart". Und sie kommt mit Donnerhall aus der Deckung geschossen, die schlicht "IV" betitelte Scheibe. Nicht weil die Musik so ruppig wäre, sondern weil ein mächtiger Soundwall den Hörer umhüllt - ganz gleich, ob es brachiale, verzerrte Slomo-Riffs sind oder psychedelisches Flirren. Diese Band kann einfach nicht belanglos klingen. Obwohl "Wilderness Heart" gegenüber dem Zweitwerk "In The Future" (2008, für mich ein Referenzalbum des Psychedelic-Rock-Sektors insgesamt) etwas, nun ja, abstank, bietet "IV" von Anfang bis Ende hochwertige Klangkunst. Der Gesang ist noch eine Spur ergreifender geworden, der spacige Touch tönt vordergründiger und die Melodien sind so ausdrucksstark, dass das teilweise auch PINK FLOYD nicht besser hinbekommen hätte.
Zudem ist die Vielseitigkeit hervorzuheben: Da gibt es Songs, die durch treibende Riffs bestechen ('Constellations') oder verzerrt sägende Klampfe mit verspielt gniedelndem Keyboard mischen ('Mothers Of The Sun') als auch Stücke, die sich nach monumentalem Film-Soundtrack anhören ('Line Them All Up') oder als beschwingte Synthie-Nummern ('Florian Saucer Attack', 'Cemetery Breeding') um die Ecke kommen. Da ist reichlich Psychedelic und Space Rock drin, ein wenig Art Rock auch und hin und wieder lässt sich sogar ein leichter Gothic-Touch erahnen. So bekommt man auch eine knappe Stunde Musik unterhaltsam und spannungsgeladen hin. Selbst die beiden neunminütigen Longtracks '(Over And Over) The Chain' und 'Space To Bakersfield' (Gänsehaut!), die sich in sehr bedächtiger Gangart spacig treiben lassen, flachen auch über diese Länge nicht ab und das will schon was heißen.
Der glockenklare Gesang von Stephen McBean und Amber Webber, der eindringlich bis hypnotisch das Ohr umschmeichelt, umrahmt nicht nur das musikalische Treiben, er bildet im fortwährenden Wechsel aus Einklang und Kontrast, das Zentrum der Songs. Die andere wesentliche, stetig wiederkehrende Komponente sind die Synthie-Klänge, die etliche Songs auch in der Melodieführung prägen. Hier trifft das Spacige von HAWKWIND auf den Einfach-Rock von LED ZEPPELIN und das Sphärisch-Verträumte von PINK FLOYD. Das Ganze als schnöden "Retro Rock" abzutun, würde "IV" nicht gerecht, denn da steckt so viel mehr drin. Der Name BLACK MOUNTAIN ist somit auch nicht programmatisch, also dunkel und monolithisch, zu verstehen - die Band schillert vielmehr in den buntesten Farben. Auch wenn mich das Albumcover nicht so anspricht, die beiden trippigen und völlig unterschiedlichen Videoclips zu 'Mothers Of The Sun' und 'Florian Saucer Attack' sind zudem echte Hingucker.
Fazit: Auf Album Nummer "IV" hat BLACK MOUNTAIN die Palette noch einmal um einige Farben erweitert - ein Album, in das man sich fallen lassen kann und das zum Abrocken genauso wie zum Träumen einlädt. Natürlich steckt da immer noch viel "Flower Power" drin, aber vor allem ist es der Band gelungen, im bewährten Gewand einige neue Dinge auszuprobieren oder weiter zu treiben. Dass dies in solch hochwertiger Manier geglückt ist, nötigt einigen Respekt ab.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer