BLACK SABBATH - Vol. 4
Mehr über Black Sabbath
- Genre:
- Heavy Metal / Doom Metal / Stoner Rock
- Label:
- Vertigo
- Release:
- 25.09.1972
- Wheels Of Confusion/The Straightener
- Tomorrow's Dream
- Changes
- FX
- Supernaut
- Snowblind
- Cornucopia
- Laguna Sunrise
- St. Vitus Dance
- Under The Sun/Every Day Comes and Goes
Der vierte Geniestreich einer einzigartigen Band
Innerhalb der starken BLACK-SABBATH-Diskografie hat jedes Album einen besonderen Stellenwert und selbst in Fankreisen kann man sich nicht auf eine klare Nummer 1 einigen. Dabei wird aber "Vol. 4" gerne ausgelassen, obwohl es zusammen mit seinem Vorgänger "Master of Reality" DIE Blaupause des Stoner Rock schlechthin ist. Neben dem Vorläufersound für KYUSS und Co gibt es hier auch die meisten psychedelischen Spielereien von BLACK SABBATH zu hören, die man auf einem Album versammeln kann. Kompositorisch mag es "bessere" Vertreter im Katalog geben, doch in seiner kauzigen Einzigarkeit langt keine andere LP der Metal-Urväter an den vierten Streich heran.
Die Grundsubstanz ist trotzdem die gleiche wie bei allen SABBATH-Werken der Ozzy-Ära: göttliche Riffs, die Iommi aus dem Handgelenk schüttelt wie eh und je, die pulsierende Rhythmusgruppe und last but not least der nasale Gesang, wie er nur von einem Ozzy Osbourne kommen kann. Soweit so gut, wäre da nicht die gute Portion Verrücktheit, mit der man es zu tun bekommt. Es spricht wahrlich Bände, wenn Tony Iommi sich bei der Frage zur Entstehung von "Vol. 4" vor allem an Kokain erinnert. Den ganz großen Zaunpfahlwink hat aber das Plattenlabel unterbunden, indem man den ursprünglich von der Band veranschlagten Titel "Snowblind" abgelehnt hat. Die ersten Takte des gleichnamigen Tracks sollten reichen, um diese Anekdote aufzulösen.
Glaubt man den zahlreichen Geschichten, hätten sich auch BLACK SABBATH bei den Aufnahmen beinahe aufgelöst. Die Tatsache, dass sie es nicht getan haben und dass "Vol. 4" trotz aller Spontanität ein perfekt produziertes Werk ist, macht umso deutlicher, mit was für einer Ausnahmeband wir es hier zu tun haben. Songs wie 'Showblind' oder 'Wheels Of Confusion' sind Ohrwürmer, wie sie unverkennbar für den bandeigenen Sound sind. Doch unter der Oberfläche werden die Arrangements vielschichtiger, wie die Keyboard-Harmonien bei besagter Schneeorgie deutlich machen. Eine Entwicklung, die man auf dem nachfolgenden Album "Sabbath Bloody Sabbath" noch stärker vernehmen kann.
Mit 'Laguna Sunrise' ist außerdem ein wunderbares Kleinod auf Vinyl gepresst worden, das es wohl zu keinem anderen Zeitpunkt in der Bandhistorie auf einen Longplayer geschafft hätte. Aber es wäre nicht Iommi, wenn wir hier etwas anderes als die Magie des simplen Songs spüren würden. Natürlich gibt es dutzend Songs, die mehr stilprägend oder abgefahrener sind, aber das Nachspielen dieses Songs auf meiner Akustikgitarre gehörte zu den ersten Dingen, an die ich mich aus meiner Frühphase als SABBATH-Fan erinnern kann.
Abschließend bleibt nur noch festzuhalten: kauft "Vol. 4", wenn ihr euch für Metal-Fans haltet. Und wenn es schon im Regal neben den anderen Klassikern der besten Band aller Zeiten steht, kauft es noch einmal und verschenkt es an ketzerische Freunde, die noch zum guten Geschmack bekehrt werden müssen. Denn der bürokratisch gewählte Titel ist das komplette Gegenteil dieses vor Ideen übersprudelnden, zeitlosen Albums. Und so gehet hin, lauschet der letzten drei Minuten des Albums und kniet in Ehrfurcht.
Anspieltipps: 'Under The Sun/Every Day Comes and Goes', 'Snowblind', 'Laguna Sunrise'
- Redakteur:
- Nils Macher