BLACK SPACE RIDERS - We Have Been Here Before
Mehr über Black Space Riders
- Genre:
- Psychedelic Rock / Alternative Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Cargo Records
- Release:
- 21.10.2022
- Crawling In
- Crawling (Down With Everything)
- Trapped In An Endless Loop
- Almost (The) Lost
- This Flow
- Shine
- AAAAAAAAAAARRRRRRGGGH
- We Have Been Here Before
- Beautiful
- Fear No More
- In Dust
- Leaving The Hill
- A Whisper
- Queen Of The Light
- Worlds Collide Dans Ma Tete
Münster still rocks!
Vier lange Jahre hat es gedauert, bis auf den "Amoretum"-Doppelpack ein neues Langeisen folgte. Und was soll ich sagen - die Münsteraner haben es schon wieder getan. Den ureigenen Stilmix beibehalten und weiter zur Perfektion getrieben, sowohl in den harten riffgetriebenen Passagen als auch in puncto Ohrwurmmelodien. Was jetzt etwas banal klingt, ist in diesem Falle aber ein wunderbar ausbalancierter und vielseitiger Mix aus Psychedelic Rock über Post, Stoner und Progressive Rock bis Alternative Metal. Diese originelle Mischung war auch auf den vorherigen Alben bereits ein herausragendes Alleinstellungsmerkmal, doch auf "We Have Been Here Before" finde ich die heftigen Nummern noch tighter und prägnanter als bislang, und auch unter den ruhigeren Nummern finden sich etliche Melodien für die Ewigkeit. Und auch wenn diese ruhigen, harmonischen Passagen sehr viel Charme haben, so sehr liebe ich die BLACK SPACE RIDERS für ihre räudigen, furiosen Riff-Abfahrten, man erinnere sich nur an die beiden "Amoretum"-Opener 'Lovely Lovelie' bzw. 'Before My Eyes'. In diesem Fahrwasser eines sofort zu Beginn die Stoßrichtung klarmachenden Krachers kommt nun (nach kurzem Intro) auch 'Crawling (Down With Everything)' - inklusive Slide-Gitarre im Refrain - daher. Was für ein packender Song und catchy as fuck! Und hier spürt man auch sogleich eine immer mal wieder hervortretende punkige fuck-off-Attitüde, desgleichen in der schlicht 'AAAAAAAAAAARRRRRRGGGH' genannten Nummer, die entsprechend rotzig durch die Botanik knattert. Auch 'Trapped In An Endless Loop' und 'Shine' sind ordentliche Breitseiten.
Diese wuchtigen Songs fräsen sich förmlich ins Hirn, dafür bot insbesondere "Amoretum Vol. II" allerdings noch ein paar mehr Ausflüge in abseitigere Genres, z.B. Heavy Folk ('Sláinte'), Disco-Beats ('Body Move') oder einen zwölfminütigen Space-Rock-Trip ('The Wait Is Never Over'). In dieser Hinsicht bleibt man auf "We Have Been Here Before" ein bisschen mehr bei seinen Leisten, aber legt in puncto Songwriting meines Erachtens noch eine Schippe drauf. Hinzu kommt unglaublich vielseitiger wie charismatischer Gesang, den sich JE und SEB teilen und der ebenfalls ein Wiedererkennungsmerkmal ist. Beim Schlusssong 'Worlds Collide Dans Ma Tete' dann sogar auf Französisch. Ein wirkungsvolles Stilmittel ist auch das Spiel mit der Zunahme an Intensität innerhalb eines Songs; das wird beispielsweise bei 'Almost (The) Lost', 'Beautiful', 'In Dust' oder 'Queen Of The Light' (das "hektische" Ende dieses Tracks mit der verzerrten Gitarre ist echt cool) perfekt zelebriert, wenn man es zunächst zwei, drei Minuten etwas gemäßigter angehen lässt, bevor die Nummer gehörig an Fahrt aufnimmt und damit einen beträchtlichen mitreißenden Effekt ausspielt. Auch das hört sich banal und gewöhnlich an, ist aber einfach wunderbar in Szene gesetzt.
Manche Bands werden im Laufe der Zeit ruhiger und verspielter, und diese Facette ist auch weiterhin tragendes Element in einigen der Songs; dennoch beschreiten die BLACK SPACE RIDERS durchaus auch den umgekehrten Weg, denn der einstige Space Rock ist inzwischen deutlich reduziert und den zentral platzierten, fulminanten Riffmonstern gewichen. Es gibt quasi erstmal wildes Headbangfutter anstatt verschwurbelter Trips auf die Ohren, zumindest in der ersten Hälfte der Scheibe, erst nach dem Titeltrack geht es generell etwas gediegener zu. Zum Träumen einladende und mit tollen Melodien ausgestattete Verschnaufpausen in der wilden Achterbahnfahrt hören etwa auf die Namen 'This Flow' und 'Leaving The Hill'. Zum Ende von "We Have Been Here Before" geht dann allerdings doch phasenweise ein bisschen die Prägnanz verloren, angesichts eines doch etwas einschläfernden Songs wie 'A Whisper' oder den längeren ruhigen Passagen im über zehnminütigen Schlusstrack, sonst hätten die BLACK SPACE RIDERS dieses Mal sogar an der Höchstnote kratzen können. Dass die Tendenz auch nach den beiden "Amoretum"-Scheiben weiterhin steil nach oben zeigt, ist mit diesem Werk allerdings unbestritten. Münster still rocks!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer