BLACKMAIL - Blackmail - 1997 - 2013 (Best Of + Rare Tracks)
Mehr über Blackmail
- Genre:
- Indie Noise Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Unter Schafen Records
- Release:
- 24.04.2020
- When I Start Today
- Gone Too Soon Too Far
- Ken I Die
- Same Sane
- It Could Be Yours
- Evon
- Moonpigs
- Everyone Safe
- (Feel it) Day by Day
- It's Always A Fuse Live At Full Blast
- Today
- The Light Of The Son Is The Son Of The Light
- Booth Baby
- Euthanasia
- Foe
- Slow Summer
- Love Like Blood
- Mad World
- Carmine
- Dare Defender
Schicker Überblick oder Einblick in das Schaffen einer der Besten, die wir hatten.
Das hätte ich auch nicht erwartet, und dann kam die Ankündigung, dass es eine Retrospektive der deutschen Gitarrenrockinstitution BLACKMAIL geben wird. Überraschend ja, denn in vielen Plattenregalen dürften die stilbildenden Werke des Quartetts aus Koblenz soweiso schon stehen. Nun auf zwei Teilen eine Art Best Of? Warum nicht, fragt mich die zweite Frage. Um meine persönliche Geschichte dazu zu entdecken, muss ich vor allem an die Erweckung durch das Debüt "Blackmail" denken, das furios gleich mit 'Blink/ I Get Numb' einstieg und ich gleich mit. Abgeschrägte, ständig abstürzende Gitarrenblitze, ein Drumsound wie aus der Leereimerabteilung eines abgebrannten Baumarkts mit fiesem Noisegeschrei letztendlich.
Und immer wieder Überraschungen, ein Knaller auf den nächsten. Folgend 'When I Start Today', was dann die Meute bald in den Konzerten dem charismatischen Blickfang Aydo Abay entgegenmitbrüllte. Und mit 'Tomorrow Never Knows' auch psychedelischer Noise. Ganz für mich. Mit "Science Fiction" war die Band dann in Gipfelnähe angekommen. Zunehmend auch mit Effekten und Spielereien wie Flötentönen, Gesangsexperimenten und endlich auch dieser Abay-Melancholie, die das Gitarrenbrüderpaar Ebelhäuser so grandios unterfütterten. Parallel dann die Entdeckung von Kurt Ebelhäusers Zweitband SCUMBUCKET, die sich auf demselben Hochlevel bewegte. Der Mann wurde auch als Produzent immer bekannter, was heute sein Hauptbeschäftigung ist, wie man liest und vor allem hören kann.
Kurzum, das hat Suchtcharakter. 'Nostra' oder 'Smoke Gutter' hat es nicht auf die Sammlung geschafft, schade. Das Nick-Drake-Cover 'Riverman auch nicht, aber da muss man für den autonomen Nick Drake-Sampler sowieo eine Hörempfehlung nachschieben. "Bliss Please" dann voll mit Charakterstücken, nicht mehr so bissig, fand ich. Mit dem Album verlor ich etwas das Interesse, da mir die Rauheit etwas abhanden gekommen war. "Friends Of Foe" auch noch angeschafft, aber damit war ich raus. Es gab Zerwürfnisse, hörte ich. Vermehrt Nebenprojekte. 2011 Sängerwechsel. Viel Lob, ich misstrauisch.
Abgehakt. Eine tolle deutsche Band will wiederentdeckt werden. 'Same Sane' ist ja schon ein Knaller, eingängig, Frühstücksfernsehen bis HELMET-Vorprogramm möglich. Aber BLACKMAIL war da ja schon diejenige Truppe, die HELMET einladen hätte können. Daher bin ich auch recht froh, so eine schöne Überblickssammlung mitankündigen zu dürfen. In den Stoff ab 'Moonpigs' fummle ich mich nun Stück für Stück voran, das Gitarrenspiel der Ebelhäusers ist immer noch voller Schmackes und Schmuck, der Gesang der späten BLACKMAIL angebracht, aber nicht mehr so prägnant, wie ich wiederum feststelle. 'Euthanasia' hat wieder diesen dreckigen angenervten Smog, den ich so anziehend finde, manchmal flirrt mir das zuviel Nebel im Hintergrund herum. Der Reduktion wegen war das mein Aufreger.
"Love Like Blood", ein Duett, Doppelgesang der Hauptprotagonisten, wunderbar gelungen. Das nächste Cover 'Mad World' als Ohrwurm, 'Carmine' liebe ich. Sofort. Und daher gelten meine Schlussgedanken auch der Rhythmussektion aus Carlos Ebelhäuser und Mario Matthias, die alles auf Albenlängen zusammenhielten. Immer. Vielleicht bringen gute Kritiken, die auch ich hier abschließlich abschieße, ein neues Album dieser ungewöhnlichen Band hervor.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben