BLEED - Somebody's Closer
Mehr über Bleed
- Genre:
- Nu Metal
- Label:
- 20 Buck Spin
- Release:
- 26.08.2022
- Burnt (By The Sun)
- Silver
- Enervation
- Somebody's Closer
Wirklich spannender Einstand der Nu-Metaller aus Texas.
Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, als hätte ich schon einmal etwas von den Texanern BLEED gehört, wenn ich mir das Artwork der neuen EP "Somebody's Closer" so anschaue. Das Logo erinnert mich unheimlich an (HED)P.E. und auch das Artwork weckt Erinnerungen an die Nu-Metal-Hochphase in den frühen Zweitausendern. Ein kurzer Blick in die Credits löst das Rätsel dann flott, denn auch wenn wir es hier mit dem Debüt einer Newcomerband zu tun haben, zeichnet mit Frank Maddocks ein bekannter Künstler für das Artwork verantwortlich, der bereits mit den DEFTONES und LINKIN PARK gearbeitet hat. So erklärt sich natürlich auch mein Dé·jà-vu beim Anblick der EP.
Und der Eindruck, das hier alles schon einmal erlebt oder gesehen zu haben, endet nicht bei der optischen Erscheinung. Nein, auch die insgesamt vier Songs klingen unheimlich bekannt und zitieren ganz offenkundig und ungeniert die Größen des Nu Metals. Gerade die Gitarren, die mit großen Akkorden und massiven Soundwänden arbeiten, erinnern mich dabei unheimlich an Page Hamilton von HELMET und DEFTONES-Saitenhexer Stephen Carpenter. Geschürt wird die Parallele zu den letztgenannten Genre-Titanen auch durch den Gesang von Ryan Hughes, der zwischen melancholischem Flehen und druckvollen Schreien spielend wechselt und durchaus hier und da an Chino Moreno denken lässt. Mit einer einfachen DEFTONES-Kopie haben wir es hier aber trotzdem nicht zu tun, denn in den insgesamt vier Kompositionen bedienen sich die US-Amerikaner auch bei Acts wie P.O.D., SEETHER oder STAIND.
Verpackt wird dieses Mashup der Nu-Metal-Szene in kompakten und überraschend fesselnden Kompositionen, die sich allesamt nicht vor der eben genannten, namhaften Konkurrenz verstecken müssen. Schon der Opener 'Burnt (By The Sun)' ist ein richtiger Volltreffer mitsamt mächtigem Riffgewitter und toller Hookline, während 'Silver' mit seinen bissigen Gitarren und melancholischen Melodien wohlige Erinnerungen an das DEFTONES-Debüt "Adrenaline" weckt. Höhepunkt der EP ist für mich aber das folgende 'Enervation', das sich wohlig an die "White Pony"-Ära der offensichtlichen musikalischen Vorbilder anlehnt und sich sofort ins Gedächtnis beißt. Der abschließende Titeltrack geht dagegen eher in eine modernere Richtung und bedient sich bei ILL NINO und P.O.D., was sich vor allem im packenden Drum-Groove niederschlägt, der die Nummer zu einer guten Untermalung fürs nächste Nackenmuskeltraining macht.
Bedienen sich die Texaner ab und an etwas zu sehr bei den DEFTONES? Vielleicht, denn der Einfluss von Moreno, Carpenter und Co. ist quer durch die vier Kompositionen hindurch klar zu hören. In Anbetracht der Tatsache, dass der Nu-Metal-Sektor zuletzt allerdings wenig spannende Newcomer hervorbringt, ist "Somebody's Closer" für mich trotzdem ein höchst spannendes Debüt, das bei mir jetzt schon die Lust auf den ersten, für 2023 angekündigten Langspieler weckt.
- Redakteur:
- Tobias Dahs