BLEEDING THROUGH - Declaration
Mehr über Bleeding Through
- Genre:
- Hardcore / Black Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 26.09.2008
- Finnis Fatalis Spei
- Declaration (You Can't Destroy What You Cannot Replace)
- Orange County Blonde And Blue
- Germany
- There Was A Flood
- French Inquisition
- Reborn From Isolation
- Death Anxiety
- The Loving Memory Of England
- Beneath The Grey
- Seller's Market
- Sister Charlatan
<em>Der</em> Überhammer des Jahres!
Heftig zerreißende Scheiße, was ist denn hier passiert? Nachdem BLEEDING THROUGH Anfang 2006 mit "The Truth" ihre bis dato mainstreamigste Veröffentlichung ablieferten, hatten viele diese ehemals so wegweisende Hardcore-Truppe bereist abgeschrieben. Viel uninspirierter Clean-Gesang, zahnlose Produktion, unspektakuläres Riffing. Und vor allem: kein Charakter.
Viel ist seitdem passiert. Bandgründer und -urgestein Scott Danough hat sich von der Band getrennt, Jona Weinhofen (Ex-I KILLED THE PROM QUEEN) stieß hinzu und man überwarf sich mit Trustkill Records. Als Folge davon erscheint "Declaration" in Europa über Nuclear Blast und rückt somit deutlicher in den Fokus der Öffentlichkeit. Gottseidank, denn BLEEDING THROUGH haben mit sehr großem Abstand ihr brutalstes, abwechslungsreichstes und düsterstes Album überhaupt abgeliefert. "Declaration" ballert an allen Ecken und Enden aus vollen Rohren. Schwer beladen und anhaftend wie tiefschwarzes Pech dröhnt der Titelsong als alles vernichtender Opener aus der Box. Der eindimensionale Sound von "The Truth" scheint völlig vergessen - stattdessen überziehen die Kalifornier ihre Hardcore-Rüstung mit einer dicken Schicht aus sphärischem Black Metal und epischen Industrial-Anleihen. Das gesamte Paket ist vielseitiger, dichter, interessanter und fieser als je zuvor - und steht den Jungs und dem Mädel ausgezeichnet.
Speziell im Falle der Varianz haben BLEEDING THROUGH einiges zu bieten. Die Gitarrenarbeit ist nach Danoughs Weggang zwar ein Eckchen bodenständiger und weniger verspielt, dafür wurde in diesem Bereich jegliches Fallbeispiel herangezogen. Die Bandbreite reicht von eingängigen Splitterbomben wie 'Orange County Blonde And Blue' über rapide Vollgastracks wie 'Seller's Market' bis hin zu hochklassigen Alleskönnern namens 'There Was A Flood' oder 'Death Anxiety'. Die Krönung ist schließlich das unfassbar mächtige, breite und zerstörerische 'Sister Charlatan', das nichts außer verbrannter Erde zurücklässt.
Erfreulich ist, dass vom typischen Metalcore-Einerlei wenig bis nichts zu hören ist. Klar werden auch die Hardkerner ihren Spaß an den fiesen Beatdowns finden, aber BLEEDING THROUGH kosten den Vorzug des eigenen Sound voll aus. Vor allem Fronter Brandan hat sich gefühlte drei Klassen nach oben entwickelt. Das Spektrum reicht vom gewohnt aggressiven Shouting über sägendes Schwarzmetall-Gekreisch bis hinzu gefühlvollen Clean-Passagen, die jegliche Kraftlosigkeit abgelegt haben und mit jedem Wort unter die Haut gehen. Highlight ist hierbei sicherlich 'Death Anxiety', das auch die erste Videosingle des Albums ist. Inhaltlich geht es dieses Mal nicht nur um den Hass auf die Ex, sondern auch um die Erfahrungen, welche die Band während ihrer Touren (speziell durch Europa) gesammelt hat (die mit europäischen Ländernamen gespickten Songtitel verraten hier bereits einiges).
Nachdem im Laufe der letzten Alben der Anteil an Keyboard-Passagen immer mehr zurückgefahren wurde, packen BLEEDING THROUGH dieses Mal wieder mindestens zwei Schippen oben drauf. Ob nun markanter Klangteppich, akzentuierter Horror ('Germany') oder Leadmelodie - Martha leistet sich keinerlei Ausfall. Und auch wenn man es fast schon in die Liga der ungeschlagenen Pathoskönige DIMMU BORGIR schafft, wirkt es doch stets stimmig und passend. Denn genau dieser orchestrale Touch ist es, der BLEEDING THROUGH den Charakter zurückgibt, der letztens schmerzlich vermisst wurde. Wenn das neue Material live auch nur halb so kräftig einschlägt wie auf Scheibe, dürfen die Hardcoreler diesmal wirklich behaupten: "This place was armageddon".
Gibt es jetzt eigentlich überhaupt noch irgendetwas an "Declaration" auszusetzen? Eigentlich nicht viel - Brandan & Co. dürften hier mit ziemlicher Sicherheit einen der Überhammer des Jahres abgeliefert haben. Einzig die hohe Brutalitätsdichte ohne Verschnaufpausen könnte für ein wenig Überforderung beim ungeübten Hörer sorgen - alle anderen müssen hier fast schon zuschlagen. Welcome back, BLEEDING THROUGH!
Anspieltipps: Orange County Blonde And Blue, There Was A Flood, Sister Charlatan
- Redakteur:
- Dennis Hirth