BLIND EGO - Numb
Mehr über Blind Ego
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Red Farm Records/Farmland Music
- Release:
- 03.04.2009
- Lost
- Guilt
- Numb
- Leave
- Death
- Change
- Seek
- Risk
- Torn
- Vow
- Change Reprise
Mit seinem zwweiten Solowerk distanziert sich Kalle Wallner noch klarer von RPWL
Während Kalle Wallner bei seiner Stammformation RPWL vorwiegend mit verspielten Prog-Arrangements arbeitet, gilt seine Combo BLIND EGO als zielstrebigeres Pendant, gerade was das deutliche kompaktere Songwriting anbetrifft. Mit "Numb" legt das Soloprojekt des versierten Gitarristen nun das zweite Studioalbum nach und kreiert hier noch eine deutlichere Distanz zu den bajuwarischen Underground-Heroen - und das bekommt der Musik erstaunlich gut.
"Numb" ist viel deutlicher auf den Punkt komponiert, mitunter auch heavier auf den sechs Saiten, vor allem aber mit leichter nachvollziehbaren Hooklines ausgestattet. Werden die Melodien bei RPWL weitestgehend in ein ausuferndes Arrangement eingebunden und sind lediglich teil eines großen Ganzen, stehen sie hier häufiger im Vordergrund, dominieren bisweilen sogar das Songgerüst. Weiterhin spielt auch die emotionale Komponente im Sound von BLIND EGO eine zunehmend große Rolle. Schon zu Beginn offenbart sich dadurch in Nummern wie 'Guilt' und 'Numb' ein wunderbarer Wechsel zwischen deftigen Grooves, melancholischen Harmonien und einprägsamen Gesängen, dies alles getragen auf eindrucksvollen Spannungsbögen, wie man sie - nun schließt sich der Kreis doch noch - von Kalles anderer Band kennt. Letztere schimmert aber dennoch eher selten in den Tracks von "Numb" durch, zumal sich auf der aktuellen BLIND EGO-Scheibe neben 'Change' nur wenig wirklich vertrackte Passagen befinden. In der gleichnamigen Reprise zum Schluss wird hier der Faden zwar noch einmal aufgenommen, aber auch für Freunde von eher kompakterer Kost nachvollziehbar zu Ende gestrickt.
Allerdings, und das mag im Resümee jetzt erstaunlich klingen: "Numb" ist dennoch ein ziemlich verproggtes Album, dessen wahre instrumentale Eleganz sich erst bei der gezielten Tiefenanalyse herausstellt. Gerade im Rhythmusbereich passiert in den elf Stücken eine ganze Menge, auch wenn dies durch die vordergründigen Melodien immer wieder kaschiert wird. Doch die Kunstfertigkeit des zweiten Albums dieser definitiv aufstrebenden Projekttruppe ist unbestritten und führt "Numb" in die oberste Liga des europäischen Prog-Metals - und genau dorthin, wo "Mirror" noch keinen verdienten Platz einnehmen konnte. Denkbar also, dass Wallner auch langfristig zweigleisig fahren wird und den Projektcharakter von BLIND EGO ad acta legt. Das Potenzial hierfür ist fraglos gegeben!
Anspieltipps: Numb, Leave, Torn
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes