BLINDSIDE - The Great Depression
Mehr über Blindside
- Genre:
- Crossover
- Label:
- DRT Entertainment/Soulfood
- Release:
- 05.09.2005
- The Great Depression
- This Is A Heart Attack
- Ask Me Why
- We're All Going To Die
- Yamkela
- Put Back The Stars
- Fell In Love With The Game
- City Lights
- We Are To Follow
- You Must Be Bleeding Under Your Eyelids
- My Alibi
- Come To Rest - Hesychia
- This Time
- When I Remember
Jetzt geben BLINDSIDE aber Gas! Eine DVD, zwei Re-Releases und ein gerade mal ein Jahr altes, bis dato aktuelles Album, das steht auf der Haben-Seite der letzten zwölf Monate. Und die Jungs bleiben nicht ruhig, denn schon wieder sind BLINDSIDE mit einer neuen Platte am Start, zeigen sich dabei aber von ihrer bislang emotionalsten und ruhigsten Seite. Bereits "About A Burning Fire" bewegte sich von der eher Crossover-lastigen Soundausrichtung der Neunziger radikal weg und enthielt mehr und mehr Postcore-Elemente. Und auch die aggressiven Shouts wichen immer mehr dem eher melodischen, teilweise wirklich melancholischen Gesang, bei dem Christian Lindskog erneut eine verdammt starke Figur abgibt. Inspiriert von einem längeren Afrikatrip, ist es gerade der Sänger, der auf der neuen Platte "The Great Depression" Akzente setzt. Melodisch, zurückhaltend, bedrückt und sehr gefühlvoll tritt er an die Hörer heran, und nur noch ganz selten lässt er heftige Eruptionen zu, ja eigentlich nur im eher punkigen 'Come To Rest - Hesychia'. Aber auch die Musiker pflegen einen eher dezenten Kurs, greifen vermehrt auf Samples zurück und legen nicht mehr so großen Wert auf krachige Gitarren. Da lässt man es lieber ein ganzes Stück entspannter zugehen und hat dabei auch des Öfteren mal Mainstream-Klanglandschaften eingefügt. BLINDSIDE sind nunmal anno 2005 auch keine Unbekannten mehr, können es sich also leisten, Experimente einzugehen.
Und die Experimentierfreudigkeit zeichnet das neue Album auch aus, wenngleich ich mir sicher bin, dass Fans der ersten Stunde erhebliche Probleme mit "The Great Depression" haben werden, weil sich BLINDSIDE doch wirklich sehr geöffnet haben. Manchmal ist es sogar schon fast poppig, was einem da aus den Boxen entgegenkommt, speziell im letzten Drittel der Scheibe. Ungeübte Ohren würden in 'When I Remember' ein Britpop-Stück sehen, 'We Are To Follow' der modernen Kanada-Rockschiene zuschreiben und 'You Must Be Bleeding Under Your Eyelids' unter Radiorock einordnen. Doch wenn man sich erstmal mit dem ganzen Material beschäftigt und auch die emotionalen Hintergründe erforscht hat, betrachtet man die Sache von einer ganz anderen Seite. Dann wird man nämlich auch feststellen, dass "The Great Depression" ein in sich geschlossenes Kunstwerk mit massiven Stimmungswechseln, jedoch auch einer zielstrebigen und trotz der Vielzahl der Elemente homogenen Ausrichtung ist, die sich aber erst erschließen lässt, wenn man die vierzehn Stücke in ihrer Gesamtheit betrachtet.
Hinzu kommen die sehr persönlichen Texte, in denen Christian Lindskog sich und seine Gefühle bis in den letzten Weinkel auslebt, natürlich ohne dabei gekünstelt zu erscheinen. Der Sänger ist einfach eine Ausnahmeerscheinung auf seiner Position und füllt das eher ruhige und bedrückte Werk mit Farbe. Selbst als Verfechter der BLINDSIDE-Frühphase ziehe ich deshalb den Hut vor diesem Album und dem hohen Anspruch, den die Schweden mittlerweile an den künstlerischen Anteil ihrer Arbeit stellen. Weniger Energie, mehr Emotion, damit muss der alte Fan sich zwar begnügen, wird aber schnell auch einsehen, dass dies der einzig richtige Weg für diese ambitionierte Truppe ist. Meinen Respekt!
Anspieltipps: We're All Going To Die, Yamkela, We Are To Follow, This Time
- Redakteur:
- Björn Backes