BLINK 182 - California
Mehr über Blink 182
- Genre:
- Indie Rock / Pop Punk
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- BMG / Warner
- Release:
- 01.07.2016
- Cynical
- Bored To Death
- She's Out Of Her Mind
- Los Angeles
- Sober
- Built This Pool
- No Future
- Home Is Such A Lonely Place
- Kings Of The Weekend
- Teenage Satellites
- Left Alone
- Rabbit Hole
- San Diego
- The Only Thing That Matters
- California
- Brohemian Rhapsody
Starkes Comeback der Pop-Punk-Pioniere!
Es passiert selten, dass ein Album bereits vor dem eigentlichen Release so kontrovers diskutiert wird wie der neue Output der Pop-Punker BLINK 182. Dabei haben sich im Fan-Lager der Amerikaner zwei Fronten gebildet, deren Meinungen kaum unterschiedlicher sein könnten. So gibt es zum einen die Anhänger von Tom DeLonge, die noch immer fest davon überzeugt sind, dass BLINK 182 nach dem überraschenden Ausstieg des Co-Fronters und Gitarristen im vergangenen Jahr niemals hätte weitermachen dürfen. Andere sehen im exzentrischen und vielbeschäftigten DeLonge den unüberwindlichen Bremsklotz in der Karriere der Punker, der durch immer neue Solo-Projekte regelmäßig den Plänen seiner Kollegen Travis Barker und Mark Hoppus in die Quere kam. So ist es dann auch kein Wunder, dass sich die beiden verbliebenen Mitglieder bereits kurz nach DeLonges Ausstieg in Studio begaben, um gemeinsam mit ALKALINE TRIO-Fronter Matt Skiba die neue Scheibe "California" einzuzimmern. Ob das schlussendlich die richtige Entscheidung war, das können am Ende nur die insgesamt sechzehn Songs der neuen Platte unter Beweis stellen.
Rein musikalisch bestätigt sich dabei schnell der Eindruck, den bereits die erste Single 'Bored To Death' vermitteln konnte: BLINK 182 ist zurück in der Spur und liefert mit "California" die wohl eingängigste Platte seit dem Megaseller "Take Off Your Pants And Jacket" aus dem Jahr 2001 ab. Gleichzeitig mit Tom DeLonge scheinen dabei auch die Klangexperimente verschwunden zu sein, die vor allem beim Vorgänger "Neighborhoods" negativ auffielen und die insgesamt dafür sorgten, dass die Comeback-Scheibe des Trios weit hinter den hohen Erwartungen zurückblieb. Auf "California" ist davon aber nichts mehr zu hören, stattdessen regieren geradlinige Punk-Gitarren und kompaktes Songwriting das Gesamtbild, wodurch Songs wie die erste Single 'Bored To Death', 'Teenage Satellites' oder der flotte Rocker 'Kings Of The Weekend' direkt beim ersten Hördurchlauf ins Ohr gehen und sich dort hartnäckig festsetzen.
Neben der durchaus vorhandenen Rückbesinnung auf die eigene Hochphase setzt das Trio aber auch weiterhin auf die leicht melancholische Seite, die vor allem auf dem selbstbetitelten "Blink 182" zum Vorschein kam und die auch dem neuen Album sehr gut zu Gesicht steht. Hier zeigt sich auch am stärksten der Einfluss von Neu-Mitglied Matt Skiba, der beim Songwriting für BLINK 182 seine eigene musikalische Vergangenheit nicht komplett leugnen kann, wodurch sich insbesondere beim tollen Opener 'Cynical', 'Los Angeles' und dem Titeltrack 'California' der ALKALINE TRIO-Vibe in den Sound des neuesten BLINK 182-Albums einschleicht. Überraschenderweise funktioniert diese Kombination allerdings wirklich gut und sorgt insgesamt dafür, dass "California" frisch und neu klingt, ohne dabei die Fans mit einer zu großen Kehrtwende vor den Kopf zu stoßen.
Trotz des durchweg positiven Eindrucks, den die Scheibe bis hierher bei mir hinterlassen hat, vermisse ich aber doch spätestens beim dritten Hördurchlauf langsam das unglaublich charismatische Organ von Tom DeLonge, der in der Vergangenheit mit seinen Vocals immer einen wunderbaren Kontrast zu den eher geradlinigen Gesangsmelodien von Mark Hoppus geliefert hat. Matt Skiba hingegen klingt rein stimmlich so sehr nach Mark, dass es stellenweise kaum hörbare Unterschiede zwischen den beiden gibt, wodurch natürlich das tolle Wechselspiel der beiden Stimmen nicht mehr zur Geltung kommt. Da nützt es auch nichts, dass Mark, Travis und Matt allesamt großartige Leistungen im Studio abgeliefert haben, die Lücke, die Toms Abgang im Sound von BLINK 182 hinterlassen hat, können sie nicht vollständig schließen.
Trotz diesem Kritikpunkt bleibt "California" insgesamt aber ein mehr als würdiges Comeback der Amerikaner, das für jeden Fan von melodischem Punkrock ein absoluter Pflichtkauf ist. So frisch und energiegeladen hat man die Jungs jedenfalls seit dem grandiosen "Take Off Your Pants And Jacket" nicht mehr gehört und mit dem bereits erwähnten 'Cynical', dem kritischen 'No Future' oder 'Bored To Death' haben Mark, Travis und Matt auch einige Hits im Gepäck, die sich im Vergleich zu alten Großtaten keineswegs verstecken müssen. Natürlich macht sich das Fehlen von Tom DeLonge dabei auf dem neuen Langspieler durchaus bemerkbar, aber ich für meinen Teil höre deutlich lieber frisches Material mit Matt Skiba am Mikrofon, als noch weitere zehn Jahre darauf zu warten, dass sich Herr DeLonge endlich einmal wieder ausreichend Zeit für die Band nimmt, der er seinen heutigen Status innerhalb der Szene verdankt. Also, weiter so!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs