BLINK 182 - One More Time ...
Mehr über Blink 182
- Genre:
- Pop Punk
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Columbia Records
- Release:
- 20.10.2023
- Anthem Part 3
- Dance With Me
- Fell In Love
- Terrified
- One More Time
- More Than You Know
- Turn This Off!
- When We Were Young
- Edging
- You Don't Know What You've Got
- Blink Wave
- Bad News
- Hurt (Interlude)
- Turpentine
- Fuck Face
- Other Side
- Childhood
Das kompletteste und beste Album der Bandgeschichte!
Lange hat es so ausgesehen, als müssten sich Fans darauf einstellen, dass die Zukunft der Pop-Punker BLINK-182 ohne Gitarrist und Sänger Tom DeLonge stattfinden würde. Immerhin wurde er recht erfolgreich durch ALKALINE TRIO-Fronter Matt Skiba ersetzt, mit dem Travis Baker und Mark Hoppus zwei durchaus erfolgreiche Alben aufnahmen. Doch dann wurde bei Mark im Juni 2021 Krebs diagnostiziert, was die komplette Situation auf den Kopf stellte. Angestachelt durch den Schicksalschlag und die entfernte Möglichkeit, dass Hoppus die Erkrankung nicht überleben könnte, besann sich Tom DeLonge auf die lange Freundschaft mit seinen beiden Kollegen und das, was er wirklich machen möchte: Mit BLINK-182 Musik schreiben. Das Ergebnis dieser erneuten Zusammenarbeit hört auf den Namen "One More Time ..." und ist vielleicht das kompletteste Album, das BLINK-182 jemals aufgenommen hat.
Der entscheidende Schritt für den Erfolg dieser Scheibe war dabei wohl, dass es das Trio geschafft hat, die vergangenen Jahre und diversen Streitigkeiten innerhalb der Band auf eine erwachsene und sehr ergreifende Art aufzuarbeiten, ohne dabei den jugendlichen Elan und den oftmals fast dümmlichen Witz der Anfangstage zu verlieren. Wie nachdenklich das neue Album ist, zeigt schon der Opener 'Anthem Part 3', der natürlich den beiden in Fankreisen geliebten Songs gleichen Namens folgt, die ähnliche Thematik aber mit der Weisheit des Alters betrachtet. Ein bisschen klingt es so, als würde sich die übrigens großartige Nummer lyrisch direkt an die beiden Vorgängersongs wenden. Ein ganz toller Einstand, der aber bei weitem nicht der einzige ernste und melancholische Track des Silberlings ist. 'More Than You Know' und auch 'You Don't Know What You've Got' sind zwei weitere Tracks, die mit überraschend harten Tönen und trotzdem eingängigen Melodien die Krankheit von Mark und die damit verbundene Möglichkeit eines frühzeitigen Ablebens auf emotional packende Art und Weise aufarbeiten. Die Ballade 'One More Time' geht sogar noch einen Schritt weiter und verarbeitet ganz offen und ungeschönt ehrlich die Tatsache, dass die drei Freunde offensichtlich private Katastrophen brauchen, um wieder zusammenzufinden. Ein wirklich berührender Song, gerade wenn man als Fan die Geschichte der Band verfolgt hat.
Doch keine Sorge, es gibt längst nicht nur ernste Themen auf "One More Time ...", denn auch der Witz und die beschwingten Pop-Punk-Hymnen kommen anno 2023 nicht zu kurz. So sind etwa 'Dance With Me' und auch 'Fell In Love' absolut großartige Nummern, die Hits wie 'First Date' oder 'All The Small Things' in nichts nachstehen. 'Edging', das ja bereits vor einigen Monaten als Single veröffentlicht wurde, ist ein weiterer unverschämter Ohrwurm, der einem nicht mehr aus dem Ohr gehen will. 'Bad News' und 'When We Were Young' nehmen dagegen den Ball direkt bei den beiden Vorgängern auf, die ohne Tom DeLonge aufgenommen wurden und hätten etwa auf "California" sehr gut gepasst. Und auch Tom darf seine Erfahrungen außerhalb von BLINK-182 einbringen, wenn 'Blink Wave' munter den Sprung in Richtung Synthwave wagt und eine ganz neue Facette des Bandsounds offenbart. Dass die Scheibe natürlich auch mit einer mächtigen Produktion aufwartet, dürfte wohl niemanden überraschen, immerhin ist Schlagzeuger Travis Baker inzwischen so etwas wie der Produktionsgott, wenn es um Pop-Punk geht und hat schon diverse Künstler ins rechte klangliche Licht gerückt.
Insgesamt bin ich damit jetzt einmal so frei und behaupte, dass "One More Time ..." das kompletteste und wahrscheinlich sogar beste Album der gesamten Bandgeschichte ist. Mir haben die Amerikaner ja - bei aller Liebe für die großen Hits - sowieso schon immer besser gefallen, wenn sie in Tracks wie 'Stay Together For The Kids' oder 'Adam's Song' eher ernste Themen angepackt haben, weshalb die deutlich geerdetere Herangehensweise auf dem neuen Album natürlich perfekt zu meinen Vorlieben passt. Entsprechend sollten auch Punker hier einmal ein Ohr riskieren, die das Trio sonst immer als Mainstream-Klamauk abgetan haben, denn anno 2023 steckt deutlich mehr emotionale Tiefe hinter der hübsch aufpolierten Fassade, auch wenn natürlich die beschwingt-lustigen Radio-Hits nicht fehlen. Also eigentlich ein Album, bei dem wirklich für jeden etwas dabei sein sollte.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs