BLITZKRIEG - Sins And Greed
Mehr über Blitzkrieg
- Genre:
- Heavy Metal
- Label:
- Metal Nation Records / Rough Trade
- Release:
- 01.08.2005
- Hell Express
- Standing Still
- Rise
- Traitor's Gate
- Excessive Force
- Escape From The Village
- Eyes Of The World
- Calm Waters (Instrumental)
- Desolation Angel
- Silent Scream
- Jeckyl & Hyde
- Hell Bent For Leather (JUDAS PRIEST-Cover)
- Eyes Of The World (akustische Version)
Brian Ross ist seit fünfundzwanzig Jahren Sänger von BLITZKRIEG und hat in dieser Zeit mit ständig wechselnden Besetzungen eine Hand voll hervorragender Alben eingespielt. Die Band war mit ihrer ersten Single ein entscheidender Einfluss für METALLICA, und dennoch erfuhr die britische Stahlschmiede nie die breite Anerkennung, die sie meiner Meinung nach verdient hätte. Nun liegt das mittlerweile sechste Studioalbum vor, und erneut scheinen die Promotionsmöglichkeiten des Labels derart eingeschränkt zu sein, dass kaum jemand etwas davon mitbekommen hat. Das ist sehr schade, denn "Sins And Greed" ist aus meiner Sicht ein echter Überhammer geworden, wie ihn die ganze Garde der "großen" NWoBHM-Bands in den letzten Jahren nicht eingespielt hat.
Schon der dynamische Einstieg mit 'Hell Express' gibt sich als echter Dampfhammer, wie man ihn nur selten zu hören bekommt. Zwar ist das Stück simpel strukturiert, aber es hat einen unheimlichen Drive und kann mit Bridge und Refrain der Extraklasse aufwarten. Allgemein ist es wie immer Brian Ross, der mit seiner angenehmen, teilweise recht weichen und dennoch völlig einzigartigen Stimme das herausragende Merkmal von BLITZKRIEG darstellt. Was der Mann jedoch bei fast jedem Stück auf "Sins And Greed" abzieht, ist schlicht und ergreifend nicht von dieser Welt. Da ist es ganz egal, ob wir uns 'Standing Still' mit seinen einschmeichelnden Melodien und locker rockenden Riffs oder das groovende und etwas moderner arrangierte 'Rise' vornehmen, bei dem Brian auch verstärkt im richtig hohen Bereich zu Werke geht. Hier brennen sich die überirdischen Hooklines unmittelbar ins Hirn ein und gehen dort auch nicht mehr raus. Auch auf den ersten Blick weniger spektakuläre Stücke wie etwa das stampfende Midtempo-Stück 'Traitor's Gate' entfalten eine fesselnde Langzeitwirkung, so dass sich die Herrschaften mit Fug und Recht damit rühmen dürfen, ein Album ohne nennenswerte Schwächen geschaffen zu haben. Dafür kann es mit Glanzlichtern im halben Dutzend aufwarten, zu denen das explosive und fast schon leicht thrashige 'Excessive Force' ebenso zählt wie der absolute Ohrwurm 'Escape From The Village', dessen Gesangsmelodien für mich zum Fesselndsten gehören, was ich dieses Jahr bisher gehört habe. Hier bewegen sich BLITZKRIEG auf demselben Niveau wie einst mit unsterblichen Klassikern wie 'Vikings', 'A Time Of Changes' oder 'The Sentinel', und das will wahrlich was heißen. Daran schließen sich die traumhaft gefühlvolle Ballade 'Eyes Of The World' und das kurze Instrumental 'Calm Waters' an, bevor zu 'Desolation Angel' richtig flott und heavy abgerockt werden darf. Richtig stark ist dann wieder das düster-dramatische 'Silent Scream'. 'Jekyll And Hyde' gibt durch seinen Wechsel zwischen balladesken und erbarmungslos harten Passagen schön die Schizophrenie der Hauptperson der literarischen Vorlage wieder, bevor Brian mit dem auch live schon oft gespielten JUDAS PRIEST-Cover 'Hell Bent For Leather' seinen alten Helden Tribut zollt. Nach einigen Minuten Stille endet ein großartiges Werk mit einer akustischen Version der Ballade 'Eyes Of The World'.
Der Sound klingt übrigens etwas druckvoller und zeitgemäßer als zuletzt, wobei das klassische Metalgewand aber erhalten bleibt und keine Kratzer abbekommt. Damit sollte die Band sowohl sämtliche Anhänger der alten Schule ebenso begeistern können wie auch jüngere Fans, denen der klassische NWoBHM-Sound mitunter ein wenig zu angestaubt klingt. Nachdem zudem das Songmaterial voll überzeugt, wäre es Zeit, dass die Metalwelt endlich aus ihrer Lethargie erwacht und erkennt, was für eine geniale Band sie da stets mehrheitlich links liegen gelassen hat. Für mich ist "Sins And Greed" jedenfalls ohne Zweifel eines der bisher besten Alben des Jahres und das überzeugendste BLITZKRIEG-Werk seit "Ten", auf dem sich einer der besten und unterbewertetsten Sänger der Szene in Topform präsentiert. Überhaupt ist BLITZKRIEG eine der wenigen NWoBHM-Bands, die es meines Erachtens nicht nur schaffen, ihrem Frühwerk ebenbürtige Nachfolger zur Seite zu stellen, sondern jenes sogar zu übertreffen. Schlagt mich, aber ich seh's halt so. Da solltet ihr definitiv mal reinhören, auch wenn ihr BLITZKRIEG bisher nur dem Namen nach gekannt habt.
Anspieltipps: Hell Express, Escape From The Village, Eyes Of The World
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle