BLOOD CEREMONY - Living With The Ancients
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2011
Mehr über Blood Ceremony
- Genre:
- Retro Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Rise (Irascible Distribution)
- Release:
- 15.03.2011
- The Great God Pan
- Coven Tree
- The Hermit
- My Demon Brother
- Morning Of The Magicus
- Oliver Haddo
- Night Of The Augury
- The Witches Dance
- Daughter Of The Sun
Jethro Tull und Satan?
BLOOD CEREMONY aus Ontario, Kanada haben bereits im Jahr 2008 mit ihrem selbst betitelten Erstwerk für Aufsehen gesorgt. Nicht nur, weil die momentan etwas gehypte Okkultrockwelle noch gar nicht hoch geschwappt war und sie somit als Vorreiter für eben jene Bewegung anzusehen sind, sondern ebn auch, weil BLOOD CEREMONY musikalisch einiges zu bieten haben. Betrachtet man die Band um Sängerin Alia O'Brien nämlich einmal losgelöst von ihrem Image, so darf man sich an herrlicher Musik erfreuen, die längst in Vergessenheit geratene Tugenden und Traditionen wieder aufleben lässt.
So ist das grundsätzliche Klangbild von BLOOD CEREMONY tief in den 70ern verwurzelt. Alles klingt organisch, warm und echt. Man fühlt sich sofort pudelwohl und hat das angenehme Gefühl direkt neben einem amtlichen Röhrenverstärker die Ohren frei gepustet zu bekommen. Obendrein erfreut der additionale Einsatz von Flöte und Orgel respektive Piano. Das gibt sehr feine Farbtupfer im eh schon facettenreichen Musikspektrum der Band. Hört man als Außenstehender jetzt den Begriff "Okkultrock" denkt man wahrscheinlich sofort an extrem düstere Musik. Im vorliegenden Fall trifft dies die Sache allerdings nicht ganz zu. Allein durch den geschickten Einsatz der Flöte klingt die Musik eher treibend-rockig als mystisch und düster. Natürlich gibt es mit 'Oliver Haddo', welches ein Pseudonym des Meisters Aleister Crowley ist, auch extrem dunkle Klänge, die man, nicht allein aufgrund der gesprochenen Passagen zu Beginn, gut und gerne als Untermalung einer schwarz-weißen Hexenjäger-Verfilmung benutzen könnte. Das zauberhafte 'Coven Tree' lässt den Hörer allerdings beinahe mit Frühlingsgefühlen zurück. Eine herrliche Achterbahnfahrt also, bei der auch gerne mal ganz offensichtlich bei den Dinosauriern geklaut wird. Und was liegt bei einer Band mit einer Flöte näher als mal eben ein bisschen in die Mottenkiste von JETHRO TULL zu schauen? Aha. Und so betrachte ich 'Mornings Of The Magicians' mal eben als Verbeugung vor den großen Helden. Auch die Gitarrenführung kombiniert hier ganz exzellent Momente von BLACK SABBATH, die natürlich eh allgegenwärtig sind, und eben Ian Andersons Bande. Lustig, dass Mister Iommi ja sogar mal kurz bei Tull war. Aber das nur für die Beamten unter den Lesern, die kleine Statistiken führen, anstatt mal richtig die Sau raus zu lassen.
Zurück zu BLOOD CEREMONY: Natürlich gibt es zahlreiche Parallelen zu THE DEVIL'S BLOOD, aber BLOOD CEREMONY sind rein musikalisch die abwechslungsreichere Band. Und das nicht bloß aufgrund der Instrumentierung. Dies hier ist mehr im Rock verwurzelt, während THE DEVIL'S BLOOD einen höheren Anteil an Heavy Metal beinhaltet. Hinzu kommt, dass Alina deutlich tiefer singt als Farima, wobei mir deren Stimmfarbe besser gefällt. Aber das sind alles sehr subjektive Kriterien.
Ob das nun ein Trend, ein Boom oder gar ein Hype ist, juckt mich relativ peripher, denn es zählt ja letztlich nur, ob mir das Gehörte gefällt oder nicht. Und rein musikalisch ist das für mich tausend Mal spannender als die ganzen aktuellen Bands, die nur aufgrund eines zeitgemäßen Klangbildes wuchtig und dynamisch klingen. Diese Musik hier ist echt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae