BLOODGOOD - Dangerously Close
Mehr über Bloodgood
- Genre:
- Hard Rock / Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Doolittle Group
- Release:
- 29.11.2013
- Lamb Of God
- Run Away
- Child On Earth
- I Will
- Bread Alone
- Pray
- I Can Hold On
- Run The Race
- Father Father
- Man In The Middle
- Crush Me
- In The Trenches
- The Word
Alte Helden mit herausragendem Sänger veröffentlichen neues Album.
Es gibt viele große Sänger und gerade im Hard Rock und Heavy-Metal-Bereich zählen Persönlichkeiten wie Ronnie James Dio, Bruce Dickinson und Rob Halford wohl zu denen, die als erste zu nennen sind. Man kann diese Liste natürlich (individuell) erweitern und es sind Geoff Tate (QUEENSRYCHE) oder Eric Adams (MANOWAR) zu nennen, die ebenso herausragende Stimmen haben. Aber egal wie man diese Namen listet: Einer hätte dabei seinen Platz verdient und würde bestehen, lediglich sein Bekanntheitsgrad kann nicht mithalten und das ist Les Carlsen von BLOODGOOD!
BLOODGOOD spielt seit jeher Hard Rock und Heavy Metal auf höchstem Niveau und hat Ende des Jahres 2013 nach 22 Jahren noch einmal ein Studioalbum herausgebracht. Warum die Band nie den Ruhm der angesprochenen Formationen erreicht hat, ist Spekulation, aber ihre christliche Prägung im Heavy-Metal-Bereich mag nicht zwingend förderlich gewesen sein. Man kann dazu stehen wie man möchte, BLOODGOOD ist authentisch, und neben ihren besonderen musikalischen Fähigkeiten überzeugen die Musiker als Persönlichkeiten mit positiver Ausstrahlung und Charakter. BLOODGOOD hat dies vor kurzem in Ennepetal wieder live unter Beweis gestellt und über all die Jahren weder an Anziehungskraft noch an herausragender Klasse eingebüßt. Gerade Les Carlsen, inzwischen Mitte 60, kann nach wie vor mit seiner Stimme glänzen und Gänsehautatmosphäre erzeugen! Diese rauchige und in den Höhen vibrierende Stimme ist atemberaubend und einzigartig, Carlsen besitzt enormes Charisma - mit diesem Sänger in der Band kann man nur gewinnen. Doch können auch seine Mitstreiter Glanzpunkte setzen, wie Namensgeber Michael Bloodgood, der unwiderstehlich seinen Bass zupft. Vor allem die Gitarrenfraktion sorgt jedoch für weiteres Aufsehen: Wer ein Duo bestehend aus Paul Jackson und Oz Fox (STRYPER) in seinen Reihen hat, braucht sich vor niemandem zu verstecken. Diese beiden harmonieren prächtig und begeistern mit ihrem Spiel (die Ballade 'Father Father' besticht beispielsweise durch ihre Lead-Gitarrenarbeit) auch auf dem neuen Album. Die Formation wurde durch Kevin Whisler (ex-WATCHMEN) ergänzt, der bereits 1989 ("Out Of The Darkness") ein Teil der Band war. Für Rhytmus-Fanatiker ist es bedauerlich, den erneuten Abgang von Mark Welling am Schlagzeug zu sehen (sein herausragendes Spiel hat den Klassiker "Detonation" 1987 veredelt), jedoch passt Whislers Stil vermutlich besser zur aktuellen Ausrichtung von BLOODGOOD.
Neben STRYPERs beeindruckend starkem "No More Hell To Pay" steht nun "Dangerously Close" im Regal. BLOODGOOD aus Seattle war zwar nicht so erfogreich wie STRYPER, jedoch hat auch die Truppe um Les Carlsen eine treue Fangemeinde und die christliche Szene maßgeblich beeinflusst. Unvergessen ihre Klassiker 'Crucify' und 'Messiah', die praktisch als Metal-Musical auf ihren Konzerten dargeboten wurden. Daneben stehen zahlreiche weitere Hits, die ebenfalls aussagekräftig sind: 'Accept The Lamb', 'Anguish And Pain', 'What's Following The Grave', 'Killing The Beast', 'Alone In Suicide', 'Eat The Flesh', 'Battle Of The Flesh' und 'Black Snake' sind dabei vorrangig zu nennen. Sie stehen für die beiden Meilensteine "Bloodgood" (1986) und "Detonation" (1987). Auch in den Folgejahren hat BLOODGOOD erfolgreiche Alben veröffentlicht, aber diese beiden Werke sind es, die sie unsterblich machen. Daneben steht ihre Musical-anmutende, herausragende Live DVD "Rock Theater" vom Konzert in ihrer Heimatstadt aus dem Jahre 1990. Sie zementiert den Heldenstatus, welcher BLOODGOOD für zahlreiche Fans bis heute innehat. Seit einigen Jahren ist BLOODGOOD nun wieder aktiv (durch schwere Krankheit und Problemen mit dem Management wurde man zwischenzeitlich aufgehalten) und hat es jetzt tatsächlich gepackt, ein weiteres Studioalbum zu veröffentlichen. Dieses kommt sogar im klassischen BLOODGOOD-Stil daher, allerdings nicht so roh und zügellos wie in den Anfangstagen. Die Produktion ist druchvoll und professionell ausgefallen, mit ausreichend "Dreck" im Gitarrensound. Man merkt den Musikern gar nicht an, dass sie so lange weg gewesen sind. Sie gehen mit Spielfreude zu Werke und man spürt, dass viel Energie in "Dangerously Close" gesteckt wurde. Gemastered wurde die CD übrigens von David Zaffiro (Gitarrist von BLOODGOOD 1985 - 1988), der auch beim Mix mitgeholfen und 'Run Away' mitgeschrieben hat.
Das Album beginnt mit 'Lamb Of God' und gleich am Anfang steht ein Hit mit einprägsamen Melodien. Man erkennt sogleich eine seiner Lieblingsbands wieder, denn die typischen Kennzeichen von BLOODGOOD sind vorhanden. Das treibende 'Run Away' ist eine gefällige, rockende Nummer und mit 'Child On Earth' folgt direkt der nächste Höhepunkt der CD: Zunächst etwas langatmig anmutend, steigert sich die Komposition immer mehr und liefert sogar altes BLOODGOOD-Feeling mit Gänsehautathmosphäre! Leider kann die CD dieses hohe Niveau nicht durchgehend halten: Die Kompositionen sind gelungen und es macht einfach Freude BLOODGOOD zu hören, aber die echten Kracher bleiben aus. Mit 'Bread Alone' beispielsweise haut man eine Heavy-Nummer mit ordentlich Dampf und Double-Bass-Rhytmen heraus, um vollends zu überzeugen hätten die Gitarren-Riffs aber an dieser Stelle druckvoller ausfallen müssen. So steht ein guter Song mit gezügeltem, anstatt schmetterndem Rhytmus. Die ansprechenden Gesangsmelodien und der posige Hintergrundgesang von Oz Fox sorgen insgesamt für einen positiven Eindruck, Euphorie entsteht jedoch nicht. Wenn man BLOODGOOD in seiner Jugend gerade auch wegen des Härtegrades geliebt hat, wünscht man sich an manchen Stellen noch etwas mehr Geschwindigkeit oder Biss. Dies stellt ein Jammern auf sehr hohem Niveau dar, denn man muss der Band attestieren, dass sie an Härte wieder zugelegt hat. Insgesamt sind alleine Les Carlsen und die Gitarrenfraktion jeden Cent wert. Wenn man sich auf die sanfteren Stücke ('I Will', 'I Can Hold On', 'Father Father' und 'Crush Me') einlässt, so wird einem "Dangerously Close" umso mehr gefallen. 'Run The Race' hätte auch auf "Out Of The Darkness" (1989) stehen können, wäre dort jedoch ebenfalls nicht außergewöhnlich aufgefallen. Mit 'Man In The Middle' bekommt man nochmal härtere Kost geboten und für den leicht orientalischen Einfluss steht Oz Fox, der damit seinen Einfluss auf BLOODGOOD und sein Talent zum Komponieren unter Beweis stellt. Davon darf es gerne mehr sein! Von den letzten drei Songs 'Crush Me', 'In The Trenches' und 'The Word' bringt die BEATLES-Coverversion am meisten Spielfreude zu Tage. "Dangerously Close" ist ein interessantes und abwechslunsgreiches Album geworden - BLOODGOOD schlägt einen großen Bogen und die Musiker haben wieder neue Aspekte (bei den langsameren Titeln sowie durch das Mitwirken von Oz Fox) einfließen lassen. Erstklassige musikalische Leistungen und einige Spitzen sorgen für eine ansprechende Veröffentlichung, die für jeden Hard-Rock-Fan etwas zu bieten hat.
Alles in allem bleibt die prägnante Stimme von Les Carlsen das große Markenzeichen von BLOODGOOD. Er machte sich auch außerhalb von BLOODGOOD in verschiedenen Projekten einen Namen und sang beispielsweise im bekannten Musical "Hair". "Dangerously Close" ist ein lohnendes Album geworden, das zahlreiche Melodien vorzuweisen hat und die Fans zufrieden stellen sollte. Alleine dass die Band noch am Leben ist und berechtigte Hoffnung besteht, sie einmal mehr live bewundern zu können, gibt ein gutes Gefühl. Neben den positiven Punkten und dem gewohnten BLOODGOOD-Gefühl hätten es aber noch ein paar magische Momente mehr sein dürfen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Lang