BLOODY MARY - Party Music For Graveyards
Mehr über Bloody Mary
- Genre:
- Gothic Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Valery Records
- Release:
- 10.09.2010
- Velvet
- Better Down
- Sobibor
- Fallen Christ
- Somebody To Love
- Before You Fade
- Dreamer
- Gettin`Older
- Pet Sematary
- The Right Way
- Deathly Gone
- The Reason
Süßer Gothic-Rock-Cocktail, dem es an Würze fehlt.
Soso, die passende Musik für die Friedhofsparty will uns also der italienische Fünfer kredenzen. Beim Blick auf das Albumcover und auf die Jungs sollte dem optisch schon mal nichts im Wege stehen, denn beides macht eine Menge her und verspricht ein schön-schauriges Hörerlebnis zu werden. Wie beim gleichnamigen Cocktail mixen die Jungs ihren Sound aus diversen Bestandteilen zusammen. THE 69 EYES und H.I.M. sind dabei die Grundzutaten und hier und da wird mit THE CURE oder FIELDS OF THE NEPHILIM etwas abgeschmeckt und nachgewürzt. Klingt also vielversprechend.
Mit dem Opener 'Velvet' stellt sich alsbald jedoch die Ernüchterung ein. Zwar beginnt er recht interessant mit verzerrter Stimme und elektronischen Spielereien, doch bald mutiert er zu einer typischen Gothic-Pop-Nummer. Die ist zwar fetzig, aber weder macht sich Kreativität noch Düsterheit breit. Wollten wir nicht Party auf dem Friedhof machen? Das nachfolgende 'Black Down' entschädigt sofort wieder, denn es wird ein wenig härter und düsterer, so wie sich das für die Aufmachung gehört. In diese Kerbe haut nur noch 'Deathly Gone'.
Ist der Rest damit schlecht? Nein! BLOODY MARY verstehen es bestens, gefällige und nachhaltige Refrains aus dem Hut zu zaubern, wie beispielsweise bei 'Sobibor' oder 'Somebody To Love'. Die Platte hat einiges an Ohrwurmpotenzial zu bieten, das zwar nichts wirkliches Überraschendes präsentiert, aber dafür macht fast jeder Song Spaß und schlimme Fehltritte gibt es gar keine. Das liegt wohl mit daran, dass Mika Jussila seine Finger im Spiel hatte und den Stücken den typisch finnischen Sound verpasst hat. Der wirkt stellenweise gar zuckersüß, doch besteht ab und an die Gefahr, in Richtung Belanglosigkeit zu steuern.
Nimmt der italienische Tross an Fahrt auf oder erhöht den Härtegrad, wird das Geschehen wesentlich interessanter, als wenn dem Sound zu viel Zuckerguss verpasst wird, was gut bei 'Gettin`Older' zu hören ist. Über das Cover zu 'Pet Sematary' von THE RAMONES kann man durchaus streiten. Zum einen wurde dieses Stück bereits von gefühlten 10.000 Combos vorher neu interpretiert, zum anderen ist der Sinn bei elf eigenen Songs mit einer Spielzeit von gut einer dreiviertel Stunde nicht ganz nachzuvollziehen. Okay, dafür ist die Version ganz annehmbar. Sie passt gut ins Gesamtbild hinein: Solide aber wenig spannend.
Am Ende der Platte stellen wir also fest, dass sich die Optik von Band und Cover nur ansatzweise im Sound widerspiegelt. Etwas mehr Freude am Experimentieren und Ausprobieren hätte die Scheibe durchaus zu einem Überflieger mutieren lassen können, die dann auch die Toten zur Friedhofsparty bewegt hätte, denn vieles ist einfach zu stark vorhersehbar und bekannt. So werden sie wohl in ihren Gruften und Gräbern weiter ruhen und lieber den Lebenden den Vortritt lassen, zu diesem Album zu feiern. Zugute halten muss man den Jungs auf jeden Fall, dass sie tolle Songs mit ausgeklügelten Melodien geschaffen haben. Die sind gut arrangiert, nur mangelt es zu sehr am berühmten i-Tüpfelchen.
Anspieltipps: Sobbibor, Dreamer, Deathly Gone
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Swen Reuter