BLUE ÖYSTER CULT - Blue Öyster Cult
Mehr über Blue Öyster Cult
- Genre:
- 60s-70s / Rock / Psychedelic
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Sony
- Release:
- 26.06.2001
- Transmaniacon MC
- 'm On The Lamb But I Ain't No Sheep
- Then Came The Last Days Of May
- Stairway To The Stars
- Before The Kiss, A Redcap
- Screams
- She's As Beautiful As A Foot
- Cities On Flame With Rock'n'Roll
- Workshop Of The Telescopes
- Redeemed
- Donovan's Monkey (Demo)
- What Is Quicksand (Demo)
- A Fact About Sneakers (Demo)
- Betty Lou's Got A New Pair Of Shoes (Demo)
Schon 1972 werden Städte mit Rock'n'Roll befeuert!
Ob eine Band mit dem Namen SOFT WHITE UNDERBELLY jemals Erfolg haben kann? Schwer zu sagen, denn die Hauptakteure hinter diesem Zusammenschluss ändert den Namen ihrer Band, nachdem sämtliche Demos von den Plattenlabels Ende der 60er abgelehnt werden. Die neue Überschrift lautet BLUE ÖYSTER CULT und unter diesem Banner erscheint im Jahr 1972 ein selbst betiteltes Debütalbum. So schräg wie der Bandname ist auch die gebotene Musik. Denn man wandelt quer durch den psychedelischen Notengarten, kokettiert mit Sci-Fi Themen und spielt dem Hörer durch den Einsatz mehrerer Sänger immer wieder auch akustische Streiche.
So eröffnet das treibende 'Transmaniacon MC' den Reigen mit drei Gitarren gegen ein Rock'n'Roll-Piano und dem tiefen Gesang von Eric Bloom. Heute würde man das wohl Proto-Metal nennen, damals dürfte ein Vielschar der Zuhörer verwirrt gewesen sein. Textlich geht es um den schlimmen Vorfall beim 69er Altamont-Festival, was additiv sicherlich auch nicht zum erleichterten Hörkonsum zu zählen sein dürfte. Wenn man im direkten Anschluss 'I'm On The Lamb But I Ain't No Sheep' lyrisch und auch musikalisch komplett kryptisch bleibt, ist der Hörer mehr als irritiert. Was erwartet man aber auch bei so einem Songtitel? Aha.
Ganz anders, schon wieder, der von Gitarrist Donald Roeser aka Buck Dhamra vorgetragene Anti-Drogen-Song 'Then Came The Last Days Of May'. Fast schon behutsam, mit wundervollen Gitarrenmelodien und sanfter Rhythmik umgarnt man hier den Lauscher. 'Stairway To The Stars' zeigt dann schon mal deutlicher die Richtung der kommenden Jahre auf. Düster, mystisch und von einer beschwörenden Gesangsmelodie getragen, ist das eine Nummer, die ich bis heute zu den Highlights des gesamten Kataloges zählen würde. Das grandiose Intermezzo im Mittelteil zeigt, was heute kaum noch eine Band wagt: Pianountermalung, grandioser Saitenzauber und rhythmische Verspieltheit. Fantastisch! Das Seitenfinale bildet der Boogie-Woogie-Rocker 'Before The Kiss, A Redcap'. Fein.
Wenden wir die Schallplatte, gibt es mit dem psychedelischen 'Screams' gleich eine weitere Facette des musikalischen Öysterversums zu hören. Gesungen von Bassist Joe Bouchard, bekommen wir hier einen farbenfrohen Räucherstrauß im Planetarium überreicht. Die sphärischen Tastenklänge machen Laune. Mit fernöstlichen Klängen kommt 'She's As Beautiful As A Foot' um die Ecke. Das könnte ich mir wunderbar auf einem Nick-Cave-Album vorstellen. Augen zu und schweben!
Bevor man zu sehr abdriftet, folgt nun nicht nur der wohl bekannteste Song des Albums, nein, es ist auch der härteste. 'Cities On Flame With Rock'n'Roll' ist für damalige Verhältnisse ein echtes Brett. Nicht umsonst ist diese Nummer bis heute in der Setlist der Band zu finden. Weiter im Takt geht es mit dem psychedelischen 'Workshop Of The Telescopes'. 'Redeemed' ist da beinahe fröhlich beschwingt und kommt mit einem erstaunlich entspannten Instrumentarium um die Ecke. Der mehrstimmige Gesang und die beinahe folkig-county-lastigen Gitarrenklänge zeigen eine ganz neue Facette des BÖC-Soungs. Coole Nummer.
Auf meiner Neuauflage folgen nun noch drei Songs von früheren Demos, auf denen man sehr gut hören kann, dass die Band noch in ihrer Findungsphase ist. So ist 'Donovan's Monkey' schon ziemlich dicht im THE-DOORS-Fahrwasser aufgenommen, was mich aber überhaupt nicht stört, da die Nummer ziemlich fein abrockt. 'Quicksand' ist ebenso ruhig, hat aber auch schon diese spacige Note, die man in späteren BÖC-Songs so liebt. Das ist ein Song, den ich mir sogar im damaligen Radio vorstellen könnte. Was mich besonders erfreut, ist dieser extrem transparente Klang, bei dem auch der Bass so wunderbar warm im Untergrund herumblubbert. Davon hätte ich heute gern mehr. Und auch 'A Fact About Sneakers' geht in diese Richtung. Leicht verspieltes Drumming, alles etwas verhallt aufgenommen und Gitarren, die einfach nur um den Punkt herum zwirbeln. Macht Laune. Wie auch das abschließende 'Betty Lou's Got A New Pair Of Shoes', welches als ziemlich coole Rock'n'Roll-Nummer zu bezeichnen ist.
So kann man also zusammenfassen, dass die Truppe bereits auf ihrem Debütalbum vor über 50 Jahren recht abgefahrene und teils sogar wegweisende Songs schreiben konnte. Dass man danach erst den wirklichen BÖC-Sound finden würde, war da noch nicht klar. Dass man heute ausgerechnet die ersten drei Alben – gern als "Black & White"-Phase bezeichnet – als kreative Hochphase von BLUE ÖYSTER CULT bezeichnet ist beinahe etwas ulkig, soll aber die Klasse der Frühwerke nicht schmälern. Allerdings ist manches noch ein bisschen unausgegoren auf diesem Debüt.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Holger Andrae