BLURRED VISION - Organized Insanity
Mehr über Blurred Vision
- Genre:
- Pop Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Cherry Red Records
- No More War
- Rollin' On
- Tonight
- Long May You Run
- Promise
- Dear John
- Arms Of Our World
- All I Wanted
- Wherever You Are
- The Keeper
- Organized Insanity
Alles andere als verrückt
Musik in "gut" oder "schlecht" einzuteilen, entpuppt sich oft als schwieriges Unterfangen. Von daher plädiere ich dafür, Musik als "gut" zu interpretieren, wenn sie Emotionen auslöst (Frustration vielleicht außen vor gelassen). Musik als Trostspender in schwierigen Zeiten, als Ventil bei angestauter Aggression und passender Soundtrack bei übermäßig guter Laune. Das Schubladen-Denken, das wir Kritiker oftmals an den Tag legen, zwingt uns automatisch dazu, nur eine, höchstens zwei Gefühlslagen verarbeiten zu können. Mit diesem Hintergrund möchte ich auch schon früh die hohe Benotung für BLURRED VISIONs Debütalbum "Organized Insanity" erklären. Denn diese elf Stücke schaffen das Kunststück, für jede Emotionalität die passende Antwort parat zu halten. Ob es nun daran liegt, dass BLURRED VISION nur schwer einem Genre zuzuordnen ist oder dass die dreiköpfige Kanada-Mannschaft schlicht und ergreifend schöne Musik an den Tag legt, kann auch ich abschließend nicht klären. Fest steht jedoch, dass dieser radiotaugliche Prog-Rock-Pop-Mix mit dem lieblichen Duft der Melancholie für große Gefühlsausbrüche sorgen kann.
Bei Traurigkeit baut "Organized Insanity" auf, gibt Kraft und Halt, bei fröhlichem Gemüt erwischt man sich in der vollen Spielzeit von knapp 48 Minuten mit einem Lächeln und der Gewissheit, mit sich und der Welt im Reinen zu sein, bei den Ärgernissen, die im Alltag lauern, hat man durch den Songelfer die Chance, durchzuschnaufen, abzuwinken und die Wut verkochen zu lassen. Ich glaube, ihr wisst, worauf ich hinaus will. BLURRED VISION zeigt sich dabei als spielfreudige Band, die jedoch keinen überflüssigen Ton auf ihrem Album verwurschtelt hat, schnell zur Sache kommt und dennoch sehr viel Platz für die verschiedensten Interpretationen bietet. Im Speziellen sind es die Refrains, die für die angesprochene Emotionalitätsbewältigung sorgen. In dieser Hinsicht ragen vor allem 'Rollin' On', 'Dear John', 'All I Wanted' sowie das fabelhafte Titelstück am Ende der Platte heraus. Im Allgemeinen ist "Organized Insanity" trotz der Ruhe, die es ausstrahlt, ein abwechslungsreiches und, ich hoffe es damit angedeutet zu haben, auch spannendes Album, bei dem man nur schwer erahnen kann, für welches Gefühl BLURRED VISION im nächsten Song den passenden musikalischen Spiegel entworfen hat. Kleine Soundexperimente, wie niedliche Sci-Fi-Geräusche oder ein leicht verzerrtes Klangbild, sorgen dabei für zusätzlichen Charme.
"Organized Insanity" verdient einfach besondere Worte, da dieser Elfer auch besondere Musik bereit hält. Solche Musik, solch einfach strukturierte, aber komplett unterschiedliche Songs, solche mal poppig-flockige, mal poppig-rockige, mal poppig-proggige Kunstwerke, hört man nicht mit den Ohren, man hört sie mit dem Herzen. Generell ist Musik eine Herzensangelegenheit, die mit selbigem gehört wird, doch das soll hier nur am Rande zum Thema werden. BLURRED VISION jedenfalls hat ein Album entworfen, auf das ich noch sehr gerne zurückgreifen werde, wenn ich neben all dem Thrash Metal, Todesblei, klassischen Stahl und schnellem Kraftmetall mal Lust verspüre, mich fallen zu lassen, meine Gedanken abzuschalten und mich voll und ganz meinen Emotionen hinzugeben.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp