BLUT AUS NORD - Ethereal Horizons
Mehr über Blut Aus Nord
- Genre:
- (Atmospheric) Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Debemur Morti Productions
- Release:
- 28.11.2025
- Shadows Breathe First
- Seclusion
- The Ordeal
- The Fall Opens The Sky
- What Burns Now Listens
- Twin Suns Reverie
- The End Becomes Grace
Der Traum eines kosmischen Giganten.
Es ist immer wieder beeindruckend, wenn sich eine Band neu erfindet und gleichzeitig rückbesinnt. Für BLUT AUS NORD gilt das auf dem neuesten Werk "Ethereal Horizons" in vollem Maße. Schon die ersten, sehr sphärischen Klänge, gefolgt von einer kosmischen Wall-of-Sound, machen klar: Das Kapitel "Horror-Black-Metal", wie zuletzt auf "Disharmonium – Nahab" zelebriert, ist beendet. Stattdessen erwartet uns der dunkle Traum eines ätherischen, uralten fremden Wesens, das direkt aus den Tiefen der schwarzen Leere des Alls zu stammen scheint.
Man ringt unweigerlich um Metaphern, um diese Musik zu beschreiben. Denn in einer Sache bleibt BLUT AUS NORD sich treu: Das 1994 gegründete Projekt aus der Normandie schafft auch auf seinem 16. Studioalbum eine völlig einzigartige Klanglandschaft. Der Opener 'Shadows Breathe First' dient als Exposition: Warme, raunende Riffs, tiefe Lead-Gitarren, unheimliches Wimmern, schnelle Beats und das knarzige Krächzen vereinen sich nicht zu einem Song, sondern zu einem Trip. Das ist im besten Sinne progressiv, wurzelt im Black Metal, flirtet, ach was, knutscht aber offen mit Shoegaze und Post-Attitüden.
BLUT AUS NORD erfindet sich neu, indem das Projekt das Beste aus 30 Jahren Bandgeschichte neu zusammensetzt: Das nervöse, alles aufsaugende der jüngsten Alben verschmilzt mit der verdrogten Psychedelik der "Hallucinogen"-Phase und dem rohen Black Metal der Frühwerke. Das Projekt wird dadurch greifbarer und griffiger als je zuvor. Fans finden hier Versatzstücke ihrer Lieblingsstücke; kurioserweise wird die Musik dadurch auch für Neuhörer zugänglicher.
Um auch BLUT AUS NORD-Fremden einen Eindruck zu geben: 'The Ordeal' erinnert mit seinen panoramaartigen Arrangements zum Beispiel an die "Vertebrae"-Phase von ENSLAVED. Die entrückten, harmonischen Vocals lassen an die Landsmänner von ALCEST denken. 'Twin Suns Reverie' könnte als Zwischenspiel auf einem 90er New Wave-Synthie-Prog-Album funktionieren. Und 'The End Becomes Grace' greift munter groovende Goth-Metal-Ideen auf, nur um sie dann in atmosphärischen Black-Metal-Klängen aufzulösen. Natürlich dürfen in der Liste auch die Vorväter dieser Richtung nicht fehlen, AGALLOCH. Mit 15 Alben im Rücken funktioniert der bandinterne Vergleich für "Ethereal Horizons" allerdings am besten.
BLUT AUS NORD liefert erneut ab und schlüpft als spannende Reise durchs All aus der Metamorphose. Ich stehe dem Entrückten im Post Black Metal normalerweise kritisch gegenüber, weshalb ich dem Atmospheric-Subgenre oft skeptisch begegne. Wenn es aber so eindringlich und tiefenwirksam wie bei BLUT AUS NORD kredenzt wird, steige ich gerne in meine Serenity und lasse mich auf die Reise ein.
In Punkten ist "Ethereal Horizons" mit Sicherheit auf Augenhöhe des Vorgängers. Was an abartiger Horror-Atmosphäre aus dem Hause Lovecraft verloren geht, kommt über die eindringliche Tiefe und dem Spiel aus Harmonie, Layer über Layer und rockigen Momenten zurück.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer


