BLUTHARSCH, DER - The Wolvennest Session
Mehr über Blutharsch, Der
- Genre:
- Ambient/Psychedelic
- Label:
- WKN
- out of darkness deep
- unreal
- evil love
Eine interessante Erfahrung.
Ich will ehrlich sein: Als ich mir die 3-Track-CD "The Wolvennest Sessions" der Band DER BLUTHARSCH AND THE INFINITE CHURCH OF THE LEADING HAND schicken ließ, hatte ich keine Ahnung, was mich erwartet. 39 Minuten mal X später habe ich noch immer keine Ahnung, wie ich das Gehörte richtig einsortieren kann. Aber gemäß dem Motto "Ist das Kunst oder kann das weg?" gebietet sich alleine schon aus Respekt vor dem Künstler die Auseinandersetzung mit "The Wolvennest Sessions".
Die bis auf Bandname und Albumtitel unbedruckte Papphülle der CD bietet außer der Frakturschrift keinerlei Hinweise auf das musikalische Innenleben des Tonträgers, und wenn ich nicht die zahlreichen wortfreudigen Internet-Quellen befragt hätte, wäre ich niemals auf die Idee gekommen, DER BLUTHARSCH stünde in irgendeiner Form wegen der Verwendung faschistischer Ästhetik oder Kriegssymbolik in der Kritik. Denn 'out of darkness deep' ist eine 19:09 Minuten lange Noise-Drone-Experimentier-Nummer mit spärlich verwendetem Gesang. Bis auf den Vorwurf der Harmlosigkeit könnte die Nummer auch aus der Feder von Michael Gira stammen.
Auch das deutliche kürzere (nur 10:12 Minuten) 'unreal' ergießt sich in opulenter Latenz, lässt sich aber anhand des vitaleren Gesangs gut vom vorherigen Track unterscheiden. Auf der Psychedelic-Skala steht es dem Vorangegangenen aber in nichts nach, so dass der Hörer erst durch das abschließende 'evil love' (09:15 Minuten) von seinem Trip gelöst wird. Denn da wo soeben noch Ambient-Klänge und sanftes Geklimper die Atmosphäre vorgaben, flimmert sich jetzt eine LowFi-Klampfe in charmanter, aber ungefährlicher Black-Metal-Manier durch die Soundcollage.
Es gibt ganz bestimmt eine Zielgruppe für die krautigen Experimente des Albin Julius (der Kopf hinter diesem Projekt). Und diese sucht ihre Glückseligkeit nicht in "Songs", sondern in sphärigen Klanginstallationen. Durch seine perseverative Ästhetik ist "The Wolvennest Sessions" beinahe zur schmerzvollen Katharsis bestimmt, wenn das Material doch nicht so harmlos daher kommen würde. So kann ich dem Hörspiel lediglich attestieren, eine interessante Erfahrung gewesen zu sein. Für die man am besten mehrere Tage Abstand zwischen den Hördurchgänge einplant.
- Redakteur:
- Nils Macher