BODY COUNT - Merciless
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/24
Mehr über Body Count
- Genre:
- Hardcore / Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Century Media
- Release:
- 22.11.2024
- Interrogation
- Merciless
- Purge
- Psychopath
- Fuck What You Heard
- Live Forever
- Do Or Die
- Comfortably Numb
- Lying MF
- Drug Lords
- World War
- Mic Contract
Die beste Platte seit dem Debüt!
BODY COUNT war in den frühen 90ern ein Stückweit musikalische Jugendkultur und gehörte zum Pflichtprogramm für alle Revoluzzer in der damaligen Crossover-Landschaft. Das selbstbetitelte Debüt gehört definitiv zu den zehn meistgehörten Alben meiner privaten Sammlung und wird bei entsprechendem Frustaufkommen auch heute gerne noch aufgelegt, um gemeinsam mit Ice-T das F-Wort so weit zu pushen, dass es eigentlich schon überstrapaziert scheint. Nach der recht langen Pause feierte Die Truppe vor einigen Jahren ein bärenstarkes Live-Comeback, war auf Scheibe aber nicht mehr ganz so intensiv wie in den Anfangstagen. Dies mag einmal daran liegen, dass das frühe Material in seiner extrem straighten Gestaltung und wütenden Ausprägung einzigartig bleiben sollte, sicherlich aber auch daran, dass man mit BODY COUNT immer noch jene besondere Art von gemeinen Attacken verbindet, die das Ensemble heute nicht mehr in jenem Maße bieten kann - und vielleicht auch nicht mehr möchte. Während das Rap-Metal-Original auf der Bühne nach wie vor ordentlich abräumt und gerade in Sachen Gitarrensound so ziemlich alles in die Tasche steckt, was livehaftig ein Brett ins Publikum schmeißen mag, ist der jüngere Output nicht mehr ganz so spektakulär, auch wenn er on stage immer noch ordentlich ballert. Von daher habe ich meine persönlichen Erwartungen an "Merciless", den lange angekündigten neuen Silberling, auch bewusst ein wenig zurückgehalten. Ich wurde immens positiv überrascht, dass BODY COUNT anno 2024 mal wieder richtig fetten neuen Stoff anbieten kann.
Die zwölf neuen Stücke präsentieren eine noch vielseitigere Band, die nur selten in den Rückspiegel schaut und von den brachialen Momenten der Anfangszeit nur noch partiell etwas aufbewahrt hat. Wenn Ice-T in 'Psychopath' und 'Merciless' ein paar verbale Schellen verteilt, hat das schon etwas Nostalgisches, allerdings sind diese Parts nur noch gelegentlich aktiv, wohingegen die eher experimentelle Seite diesmal überraschenderweise überwiegt. So hat BODY COUNT zum Beispiel ein richtig cooles Cover zu PINK FLOYDs 'Comfortably Numb' aufs Album platziert, mit 'Live Forever' ein melodisches Metalcore-Gourmetstück (samt Howard Jones als Gastvokalisten) in die Reihen gestellt und mit 'Drug Lords' ein ordentlich aufgefettetes Stück 90er-Metal eingezimmert, bei dem Max Cavalera seine besonderen Qualitäten noch besser zur Schau stellen kann als auf den letzten Releases seiner beiden Hauptkapellen. Ob hier womöglich die Neuaufnahmen der alten Klassiker geholfen haben? Ganz egal, auch hier hat BODY COUNT im Verbund mit einigen legendären Mitmusikern einen echten Kracher am Start, der der Konkurrenz noch einmal zeigt, wo im modernen Crossover der Hammer hängt.
Letzteres gelingt der Band schließlich aber auch auf Albumdistanz. "Merciless" ist vielseitig, unberechenbar, manchmal erstaunlich melodisch, vor allem aber ein echtes Kantholz, das man als das wohl effektivste seit der Wiederbelebung bezeichnen darf - und auch muss. Ein paar gute Songs hatte ich sicherlich erwartet, ein 'no-filler-all-killer'-Werk stand aber irgendwie nicht in Aussicht. Umso erfreulicher also, dass die kreative Energie endgültig zu BODY COUNT zurückgekehrt ist. Erstmals freue ich mich bei den Gigs nun auch auf frisches Material und nicht nur auf die Klassiker - das ist definitiv eine sehr große Errungenschaft!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes