BöLZER - Lese Majesty
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2019
Mehr über Bölzer
- Genre:
- Black/Death Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Lightning & Sons (AISA Music)
- Release:
- 15.11.2019
- A Shepherd In Wolven Skin
- Æstivation
- Into The Temple Of Spears
- Ave Fluvius! Danu Be Praised!
In einer eigenen Liga.
Es ist manchmal eine Wohltat, wenn eine Band wie BÖLZER ohne großen Rummel einfach eine neue Scheibe raushaut. Insbesondere dann, wenn das Material so eigenständig und stark ist wie "Lese Majesty". Ob Album oder EP, der Nachfolger des hochgelobten "Hero" erweist sich nicht nur auf den ersten Eindruck als ebenbürtig, sondern bietet allerorts Details, mit denen man sich wahrlich in einen Rausch hören kann.
Schon in der ersten Minute von 'A Shepherd In Wolven Skin' zeigt sich das Duo von seiner Schokoladenseite und erzeugt mit den wahnsinnig treibenden Drums und einem ätherischen Gitarrenspiel diese einzigartige Atmosphäre, auf die man sich bei BÖLZER stets verlassen kann. Der Klargesang, mit dem wir ja auf "Hero" schon Bekanntschaft gemacht haben, kommt auch hier wieder zum Einsatz. Und er nimmt der Musik BÖLZERs keinen Funken Derbheit, sondern lässt höchstens eine kurze Verschnaufpause vor dem nächsten Frontalangriff zu. Nach den ersten zehn Minuten ist diese verdient, auch wenn die dreieinhalb Minuten von 'Æestivation' meinen Puls eher oben halten.
Vollgas ist also die Devise, wobei man natürlich 35 Minuten voller Adrenalin erst einmal auf Band bekommen muss. BÖLZER gelingt das, scheinbar mit Leichtigkeit. Das Strickmuster wird eigentlich kaum verändert, trotzdem langweilt "Lese Majesty" zu keiner Sekunde. Das Gemisch aus polternden Trommeln und den sich endlos windenden Gitarren ist schlichtweg zu explosiv. Auch wenn 'Into The Temple Of Spears' und die anderen Songs auf "Lese Majesty" keine Ansammlung an wilden Taktarten beinhalten, so gibt es hier mehr Dynamik und rhythmische Raffinesse als bei der gesamten Konkurrenz. Wobei BÖLZER inzwischen so einzigartig klingt, dass man sich die Konkurrenz-Frage guten Gewissens schenken kann.
"Lese Majesty" wird noch beeindruckender durch die Tatsache, dass man sich sicher sein kann, wie souverän und brachial das Duo jeden Song auch live darbieten wird. Die sich scheinbar babylonisch auftürmenden Gitarrenakkorde mit der Spannung zwischen Rhythmusgitarre und Leadgitarre in Personalunion haben einerseits so viel Eier, dass auch Oliver Kahn bedient wäre, andererseits ist jeder komponierte Ton der Schweizer ein kleines Kunstwerk. Die konsequente Weiterentwicklung eines bereits eigenständigen Sounds ist eine Fähigkeit, die nicht jede Band beherrscht. BÖLZER ist nicht nur in dieser Hinsicht ein Maßstab im extremen Metal.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Nils Macher