BOKOR - Anomia 1
Mehr über Bokor
- Genre:
- Modern Progressive Groove Metal
- Label:
- Scarlet Records/SPV
- Release:
- 26.01.2007
- Crawl - The Sermons And Dreams Of John Duncan Thunstall
- Best Trip
- The Island Of St. Menee (Beach Of The Living Dead)
- Convert Into
- Migrating
- Avert Your Eyes
Ein BOKOR ist ein Voodoo-Priester, der Zombies zum Leben erwecken kann. Das hat zumindest meine Recherche ergeben, die ich mich ob des seltsamen Bandnamens, der bei mir eher Assoziationen zu Hundefutter oder Marssonden hervorrief, anzustellen genötigt sah. Klingt ziemlich evil, ist aber kaum geeignet, um die Musik auf "Anomia 1", dem Debüt-Album der Band eben jenes Namens, treffend zu beschreiben. BOKOR wollen modern und grenzenlos sein. Nachdenklich und schwermütig sind sie auch. Und sie mögen TOOL. Das hört man ihrer Platte überdeutlich an. Was den Innovationsfaktor bereits wieder massiv in den Keller drückt. Schade auch.
Doch BOKOR haben noch mehr zu bieten, obwohl man nicht behaupten kann, dass die anderen Zutaten weniger zeitgeistig und schwermütig wären. Zur hypnotisch-beklemmenden, komplexen TOOL-Komponente gesellen sich fette, psychotische Grooves à la MASTODON und etwas Bosheit und Hektik von SYSTEM OF A DOWN. Garniert wird das Ganze mit ein paar Messerspitzen hippen Depri-Progs der Marke ANATHEMA und PORCUPINE TREE. Soweit kann ich dem Info durchaus zustimmen, was die grundsätzliche Beschreibung des Sounds angeht, nur von OPETH-Einflüssen kann ich nichts entdecken, auch wenn man objektiv betrachtet natürlich nicht allzu weit entfernt ist von Gott Åkerfeldt und seiner Mannschaft. Doch deren Wurzeln sind und bleiben im Death Metal - und außerdem können die etwas, was den Jungs von BOKOR partout nicht gelingen will: Sie können Spannungsbögen aufbauen und nach Belieben wieder einstürzen lassen, so dass man unweigerlich von der Musik mitgerissen und in sie aufgesaugt wird. BOKOR grooven zwar anständig, aber das Material kann nicht wirklich begeistern, die Songs plätschern irgendwie am Hörer vorbei, ohne dass die Dramatik und Intensität der großen Vorbilder auch nur ansatzweise erreicht wird.
'The Island Of St. Menée' und 'Best Trip' wirken seltsam unentschlossen und ziellos, das ewig lange 'Migrating' ist gar eine phänomenale Schlaftablette vor dem Herrn. Selbst ein Song wie 'Convert Into' blubbert erstmal über drei Minuten völlig nichtssagend vor sich hin, bis dann endlich die heftige Eruption kommt, inklusive Brüllvocals und wilder instrumentaler Abfahrt - der wohl beste Moment des Albums. Da hätten BOKOR weitermachen sollen, dieser Part geht unter die Haut und gewinnt die volle Aufmerksamkeit des Hörers. Da können die Musiker noch so lange damit kokettieren, dass sie konventionelle Songwriting-Schemata außer Kraft setzen und ihre künstlerische Freiheit voll ausleben: Ihnen fehlt einfach die Klasse dazu! Mal eine orientalisch angehauchte Gitarre hier, mal ein paar vertrackte, düstere Rhythmen dort, das alles über teils grungigen, teils sphärischen Klangteppichen ist ja schön und gut, aber so etwas können einfach nur ganz wenige große Künstler wirklich fesselnd umsetzen. Also, Jungs, zurück in den Proberaum und reifen! Und dran denken, dass es meistens nicht gut kommt, wenn man versucht, allzu viele Einflüsse miteinander zu verquirlen.
Anspieltipps: Crawl - The Sermons And Dreams of John Duncan Thunstall, Convert Into
- Redakteur:
- Martin van der Laan