BOMB, ADAM - New York Times
Mehr über Bomb, Adam
- Genre:
- Rock
- Label:
- Mausoleum Records
- Lyin´ With Dogs
- More Or Less
- New York Child
- Cheyenne
- Doom Glorified
- Walk The Other Way
- Kick It Out
- Saluda A Lola
- Heaven Come To Me
- MacDougal Street
- Anxiety
- It´s Only Rock ´n´ Roll
Das nun auch auf dem europäischen Markt erhältliche ADAM BOMB-Album "New York Times" hat eine lange Entstehungsgeschichte, die den Rahmen dieser Rezension sprengen würde. Aber ich will mal versuchen, euch in ein paar Worten einen groben Überblick zu geben: Angefangen hat das Ganze eigentlich 1990 damit, dass der Gitarrist und Sänger Adam Bomb unbedingt ein Album mit dem Produzenten Jack Douglas (u.a. AEROSMITH, CHEAP TRICK, ALICE COOPER) aufnehmen wollte. Nach langem Hin und Her klappte das dann auch und Adam Bomb nahm mit Bobby Chouinard (Schlagzeug) und weiteren New Yorker Musikern zwölf Songs auf. Ursprünglich waren nur drei Songs geplant und eine Budget von $ 5.000 veranschlagt, doch am Ende kostete der Studioaufenthalt dann um die $ 100.000. Da Adam Bomb aber wegen eines früheren Albums auf eine Promotion-Tour nach Europa musste, wurden die Songs erstmal zurückgehalten, doch als er zurückkam, war das Studio pleite und die Mastertapes waren verschwunden. Ein paar Jahre später bekam Adam Bomb dann einen Anruf, dass die Tapes wieder aufgetaucht wären und er sie für $ 5.000 bekommen könnte. Nachdem er die Mastertapes wieder hatte und mit Bobby Chouinard, Kenny Aaronson (Bass) und Alan St. John (Keyboards) sechs weitere Songs aufgenommen hatte, wollte er schließlich das Album veröffentlichen - wir schrieben bereits das Jahr 1997. Doch kurz bevor es soweit war, starb Bobby Chouinard und alle Pläne wurden wieder über den Haufen geworfen. Lange Rede - kurzer Sinn: Adam Bomb hat sich letztes Jahr entschieden, "New York Times" doch noch zu veröffentlichen, und zwar in den USA über sein eigenes Label Get Animal. Nachdem in diesem Jahr auch noch ein Deal mit Mausoleum Records zustande kam, ist das Album nun auch auf dem europäischen Markt zu haben.
Den Einstieg finden ADAM BOMB mit dem relativ flotten "Lyin´ With Dogs", das im Wesentlichen die musikalische Marschroute für die nächsten knapp 53 Minuten ausgibt. Die Jungs bewegen sich stilistisch irgendwo zwischen dem Rock ´n´ Roll der ROLLING STONES (eher mehr) und dem Glam Rock der Achtziger Jahre (eher weniger). Dass diese Mischung im Jahre 2002 eher altbacken anmutet, liegt auf der Hand, aber auch 1990 war damit ganz sicher kein Innovationspreis zu gewinnen. Während beim Opener die Gitarrenriffs noch ziemlich dominant sind, schalten ADAM BOMB bei "More Or Less" mindestens soundso viele Gänge zurück, so dass ein balladen-mäßiger Song herauskommt. Die Melodie geht relativ schnell ins Ohr, aber irgendwie will sie dort nicht bleiben. Ähnliches gilt auch für das nachfolgende "New York Child" (im Booklet wurden übrigens der dritte und vierte Song vertauscht), das zwar wieder mit einer auffälligeren Gitarrenarbeit aufwarten kann, aber dennoch als seichter Softrock-Song durchgeht. Nachdem sich dieses "Spielprinzip" bewährt (?) hat, ist auch bei "Cheyenne" der melodische Aspekt ganz weit im Vordergrund, doch leider ist die Melodieführung auch hier viel zu belanglos, so dass auch dieser Song nicht lange im Ohr hängen bleibt. "Doom Glorified" verlässt das Fahrwasser der vorhergehenden Songs auch nicht wirklich, auch wenn hier der Schlagzeuger wenigstens wieder seine Daseinsberechtigung hat. Auch Adam Bomb himself kann durchaus seine Akzente setzen, doch auch wenn sich dieser Song von den vorigen abhebt, so ist er doch noch weit entfernt, ein wirklich gutes Stück Musik zu sein. Bei "Walk The Other Way" scheint die Band dann aber aufgewacht zu sein, denn nach einem gesangsdominierten Anfangsteil gehen die Jungs für ihre Verhältnisse richtig kraftvoll zu Werke und man kann hier sogar von Riffs und anderen rockigen Elementen sprechen. ADAM BOMB scheinen Gefallen am etwas höheren Tempo gefunden zu haben, denn auch "Kick It Out" kommt relativ flott daher, ohne jedoch die ohrwürmisch-schnulzige Melodieführung zu vernachlässigen. Und danach ist das Kapitel mit den etwas schnelleren Songs auch schon abgehakt, denn "Saluda A Lola" kommt wieder sehr ruhig daher. Zu Beginn kann Adam Bomb mit ein paar südländischen Licks aufwarten (bei diesem Songtitel auch nicht besonders überraschend), aber ansonsten plätschert der Song vor sich hin. Doch damit nicht genug - mit "Heaven Come To Me" folgt danach auch noch eine Herz-Schmerz-Ballade. Auch dieser Song bietet nichts wirklich Besonderes und es fällt eigentlich nur der kaugummige Gesang auf (jedoch nicht unbedingt positiv). Tempo-mäßig ist anschließend auch bei "MacDougal Street" keine Steigerung zu erkennen, aber wenigstens haben es ADAM BOMB hier geschafft, eine Melodie zu kreieren, die auch mal ein bisschen im Ohr hängenbleibt. Und danach kommt dann sogar das "Highlight" (relativ gesehen) des Albums, denn bei "Anxiety" dringen beispielsweise richtig harte Gitarrenriffs an mein Ohr. Habe ich unbewusst die CD gewechselt? Denn irgendwie passt dieser Song so gar nicht zum Rest von "New York Times", und das im positiven Sinne. Für 1990 ist dieser Song mit seinen zum Teil rappigen Vocals auch relativ modern ausgefallen, auch wenn mich der "Spoken words"-Teil am Ende sehr stark an GUNS N´ ROSES´ "Get In The Ring" erinnert (wer hat da nun bei wem geklaut - schließlich kamen die "Use Your Illusion"-Scheiben erst 1991 heraus). Den Abschluss bildet dann mit "It´s Only Rock ´n´ Roll" eine Cover-Version des ROLLING STONES-Klassikers, die aber alles andere als essentiell ist. ADAM BOMB halten sich 1:1 ans Original, und deshalb ist das hier eher ein Nachspielen als ein Covern. Na, wem´s gefällt?!?
Um ehrlich zu sein - ich persönlich fand es spannender, Adam Bombs ausführliche Erläuterungen (zwei A 4-Seiten) zur Entstehung von "New York Times" zu lesen als dann die zugehörige Scheibe zu hören. Natürlich ist es schon so, dass auf diesem Album auch ein paar ganz gute Songs bzw. Songideen zu finden sind, aber der Großteil plätschert halt einfach nur vor sich hin. Als Berieselungsmusik in einem Supermarkt eignet sich diese Scheibe ganz gut, aber für einen ordentlichen Musikgenuss vor der heimischen Anlage taugt sie nur sehr bedingt. Ich will jetzt keinen davon abhalten, dieses Album anzutesten oder gar zu kaufen - dem einen oder anderen kann es ja durchaus gefallen -, aber in meinem CD-Player wird sich "New York Times" so schnell nicht wieder finden.
Anspieltipps: Lyin´ With Dogs, Walk The Other Way, Anxiety
- Redakteur:
- Martin Schaich