BONEBAG - Noli Me Tangere
Mehr über Bonebag
- Genre:
- Alternative Prog Rock
- Label:
- Quixote Music / Pängg
- Release:
- 07.09.2007
- Disgust
- Oliver Sudden
- Feeling Sam
- Positive
- Weightless
- Mmm
- Lifeline
- Picture Perfect
- Noli Me Tangere
- A Word Of Appreciation
Lust auf anspruchsvolle, eingängige und originelle Musik? Schwer zu finden in Anbetracht des verrückten Release-Overkills der letzten Jahre, nicht wahr? Aber vielleicht habe ich hier etwas für euch. "Noli Me Tangere" heißt das aktuelle Album der Niederländer BONEBAG, das soeben bei dem grandiosen Heidelberger Label Quixote Records erschienen ist. Die kreativen Köpfe hinter dieser Formation sind Gitarrist Ronald Utens und Schlagzeuger Arno Menses; die beiden teilen sich auch den Gesang, wobei Ronald die meisten Soloparts übernimmt. Arno Menses? Der Name kommt euch bekannt vor? Klar, der Gute ist so ganz nebenbei auch noch Sänger der anbetungswürdigen Prog-Institution SIEGES EVEN. BONEBAG gibt es seit 2002, doch Ronald und Arno musizieren schon deutlich länger miteinander. Und man hört "Noli Me Tangere" ganz deutlich an, dass die beiden sich als Komponisten und Musiker blind verstehen und exzellent harmonieren. Einen Longplayer namens "Positive" sowie diverse EPs haben die Herren in den letzten Jahren in Eigenregie unters Volk gebracht. "Noli Me Tangere" bietet nun einen repräsentativen Querschnitt dieser Frühwerke.
Das Faszinierende an der Musik von BONEBAG ist, dass sie auf zwei verschiedenen Ebenen gleich gut funktioniert. Oberflächlich betrachtet ist "Noli Me Tangere" eine gut reinlaufende, lebendige, melodische Rockplatte mit einigen härteren Ecken und Kanten. Die meisten Hooklines zünden ziemlich schnell, ohne aufdringlich zu wirken, das Klangbild ist insgesamt angenehm warm, rund und dynamisch. Doch wenn man sich etwas mehr Zeit nimmt und die Platte ganz in Ruhe und mit voller Aufmerksamkeit anhört, erschließt sich der BONEBAG-Sound noch einmal ganz neu. Und das nun, meinen Damen und Herren, ist für mich ein Kriterium großer Kunst: etwas höchst Anspruchsvolles und Feinsinniges zunächst einmal ganz einfach aussehen bzw. klingen zu lassen. Man entdeckt mit der Zeit so viele tolle Dinge auf "Noli Me Tangere", dass man die Scheibe gar nicht mehr aus dem Player nehmen mag vor lauter Neugierde, was da noch so verborgen liegt.
Will man es dann doch auf einen möglichst einfachen Nenner bringen, könnte man sagen: BONEBAG verbinden auf grandiose Weise Alternative Rock mit Prog Rock, BEATLES und SOUNDGARDEN light. Damit liegen sie in Sachen musikalischer Philosophie gar nicht so weit von den göttlichen KING'S X entfernt. Manchmal gibt es da auch direkte Parallelen wie in 'Lifeline' zum Beispiel, doch die sind selten. Trotzdem denke ich, dass Fans von Ty Tabor und Doug Pinnick ihre ganz besonders helle Freude an "Noli Me Tangere" haben werden. Doch der BONEBAG-Sound erscheint unendlich reichhaltig und vielschichtig. Da kommt bei 'Disgust' eine Strophen-Melodie daher, die auch von einer frühen DANZIG-Solo-Platte stammen könnte. In 'Oliver Sudden' wird in einen locker-flockig-fröhlichen Singalong-Rocker ein fieses ALICE IN CHAINS-Riff reingeworfen. 'Feeling Sam' ist wiederum gar nicht so weit weg von aktuellem SIEGES EVEN-Stoff. In 'Positive' wird mit einem frechen Grinsen die Disco-Soul-Legende HOT CHOCOLATE zitiert ("Everyone's a winner, baby, that's the truth"). Im überschäumenden 'Mmm' treffen DIRE STRAITS auf schweißtreibenden Heavy Rock, funkige Klänge und fantastische Gesanglinien. Und so weiter, und so fort ...
"Noli Me Tangere" ist also sowohl eine sehr unterhaltsame Rock-Platte als auch eine musikalische Abenteuerreise für Leute, die gerne etwas genauer hinhören. Perfekter kann man es eigentlich kaum treffen. In einer besseren Welt stünde dieses Album schon ganz oben in den Charts. Den Namen BONEBAG sollten sich aufgeschlossene Rock-Fans jeglicher Couleur unbedingt auf den Einkaufszettel schreiben.
Anspieltipps: Disgust, Positive, Mmm, Lifeline
- Redakteur:
- Martin van der Laan