BORGIA - Ecclesia
Mehr über Borgia
- Genre:
- Black Metal / Death Metal / Progressive
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Paradigms Records
- Release:
- 26.10.2009
- Le Bûcher Des Vanités
- Par La Croix Et La Bannière
- Litanie Du Misanthrope
- Des Martyrs... Allégorie De La Foi
- Te Deum
- Extasis
- Flagellum Dei
- Conquistadores
- Habemus Papam
Beklemmend-faszinierendes Debütalbum über menschliche Abgründe.
"Gott ist eine Maschine - seine Erschaffer ist die Kirche". Dieser Ausspruch in Latein schlägt einem beim Öffnen des Pappschubers dieser CD entgegen. Betrachtet man dazu im Kontext das Booklet mit den bedrohlichen und morbiden Kohlezeichnungen, ahnt der Hörer schnell: Das hier wird kein Kindergeburtstag! Und in der Tat, BORGIA liefern einen sehr dichten und unheimlich intensiven Mix aus Black- und Deathmetal ab, der mit einer ordentlichen Portion Experimentierfreudigkeit gespickt ist. Bis dato haben es die Franzosen nur zu ein paar Demos gebracht, doch mit diesem Debüt verschaffen sie sich eindrucksvoll Gehör. BORGIA steht für "Blasphemie Obsignati Resignaculo Germaninferorum In Aeternum" und ist außerdem der Name einer spanisch-italienischen Adelsfamilie, aus deren Reihen im 15. Jahrhundert zwei Familienmitglieder zum Papst ernannt wurden. Auch zu dieser Zeit war gute Lobbyarbeit schon wichtig! Schaut man auf die Texte, welche uns die Franzosen präsentieren, ist der Zusammenhang sicher nicht ganz ungewollt.
BORGIA schildern die Verbrechen, die im Namen der katholischen Kirche begangen worden sind, wie beispielsweise Hexenverbrennungen, Kreuzzüge oder Folter. Dabei geht es ihnen in dem Konzeptalbum nicht darum, die Religion beziehungsweise Gott zu beleidigen oder als schlecht darzustellen. Es wird vielmehr in die Abgründe menschlichen Handelns geblickt und aufgezeigt, wozu die Menschheit alles fähig, um ihre Taten zu legitimieren. Das unterscheidet sie vielleicht am stärksten von den Genrekollegen. Vorgetragen werden die Geschichten größtenteils in französisch, wobei streckenweise mit spanischen und lateinischen Phrasen gearbeitet wird. Das verleiht der Sache eine besondere Note und macht es dem Hörer nicht gerade einfach, die Texte von Anfang an richtig zu verstehen. Er wird somit gezwungen, sich näher mit der Materie auseinander zu setzen. Dieser Fakt ist sicher so gewollt, denn zum nebenbei hören, eignet sich diese Scheibe keinesfalls. Auch aus musikalischer Sicht machen es die Franzosen einem nicht gerade leicht, denn es gibt schon mal untypische Wechsel und unmelodische Sequenzen. Die sich tief durch die Gegend sägenden Gitarren werden größtenteils nicht hervorgeholt, dennoch sprühen einige Songs vor Aggressivität. Auf der anderen Seite herrscht oft eine furchteinflößende Stimmung, die durch den wehleidigen bisweilen klagenden Gesang und diabolischen Riffs verstärkt wird.
Einzelne Lieder herauszupicken macht nicht viel Sinn, denn das Werk sollte als Ganzes betrachtet und gehört werden. Wer mehr auf die typischen musikalischen Schemata steht, der wird hier definitiv ein Problem haben, denn BORGIA passen weder so richtig in eine Schublade, noch unternehmen sie einen Versuch das überhaupt zu wollen. Für alle die gern mal experimentellere Sachen hören, kann das ein tolles Hörerlebnis werden. Die Musik ist streckenweise abstoßend und faszinierend zu gleich. Darin liegt wohl das Erfolgsgeheimnis, denn auf den der Inhalt der Stücke trifft das nämlich auch zu.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Swen Reuter