BORKNAGAR - Empiricism
Mehr über Borknagar
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Century Media
- Release:
- 22.10.2001
- The Genuine Pulse
- Gods Of My World
- The Black Canvas
- Matter & Motion
- Soul Sphere
- Inherit The Earth
- The Stellar Dome
- Four Element Synchronity
- Liberated
- The View Of Everlast
BORKNAGAR zählen seit "Quintessence" zu den innovativsten, experimentierfreudigsten und musikalisch anspruchsvollsten Schwarzwurzelkapellen des Erdballs. Neben anderen Combos wie SATYRICON, EMPEROR, AGATHODAIMON und mit Abstrichen auch MAYHEM eine der leider viel zu seltenen Erscheinungen im Black Metal-Bereich, die sich weder um gängige Trends noch um stilistische Marschrouten schert, sondern konsequent auf die Realisierung von musikalischen Visionen hinarbeitet.
Diesen Weg beschritten BORKANAGAR bereits mit dem ´98er-Album "The Archaic Course", auf dem sich Simen Hestnaes (DIMMU BORGIR) für die Vocals verantwortlich zeichnete. Mit "Quintessence" wurde dieser grosse Schritt zur Perfektion vollendet, und doch dürfte die Erwartungshaltung an das neue Werk "Empiricism" wirklich hoch sein. Der Grund dafür ist das Mitwirken von VINTERSORG-Alleingänger A. Hedlund, den BORKNAGAR-Mastermind Oystein G. Brun für die Gesangsarbeit verpflichten konnte.
Hedlund ist selbstredend mehr als ein Ersatz, wobei es auch zu bemerken gilt, dass ein BORKNAGAR-Output nicht an der Besetzung der Mikro-Position zu bewerten ist. Aber mit Hedlund, so scheint es, haben BORKNAGAR endlich den Mann gefunden, den es brauchte, um ein ebenso bodenständiges wie fortschrittliches Album zu schreiben, ein Werk, das durch stilistische Vielfalt genauso zu überzeugen weiss wie durch jederzeit nachvollziehbare Arrangements.
"Empirircism" ist die Vertonung Skandinaviens, dessen wunderschöne Landschaft mit all ihren Gegensätzen in musikalische Ausdrucksformen transferiert. Hier finden sich alle erdenklichen Emotionen, wiedergegeben mit den unterschiedlichsten Stilelementen. Zu Beginn bei "The Genuine Pulse" noch dunkel rasend - und trotzdem mit fast schon fröhlich zu nennenden Melodien liebäugelnd -, so fängt "Gods Of My World" fast schon balladesk an, ohne jedoch die Black Metal-Wurzeln zu verleugnen. Jeder Song erzählt eine Geschichte, ist in sich geschlossen und könnte völlig alleine stehen. Alle zehn zusammen ergeben ein Kunstwerk, welches nur noch schwer mit Worten zu beschreiben ist, welches so allumfassend ist, dass es mir beim alleinigen Zuhören schon die Sprache verschlagen hat. Meister Hedlund glänzt stets durch glasklare, hymnisch anmutende und wunderschöne cleane Gesangsparts, nur um dann wieder in dunkle Raserei und böses Gekeife zu verfallen - je nach dem, wie es die musikalische Untermalung erfordert. Das alles bietet er beispielsweise bei "Soul Spehere", einem der Albumhighlights.
Die Befürchtung, BORKNAGAR könnten mit ihm zu sehr an VINTERSORG angelehnt sein, zerstreut sich schnell im Winde. Nicht nur, dass BORKNAGAR eine völlig andere Grundausrichtung und einen deutlich geringeren Folk-Anteil haben, sondern thront auch über allen Kompositionen der Geist von Mastermind Oystein Brun.
Dieser hat sich diesmal erneut begnadete Musiker ins Boot geholt, besonders hervorzuheben wäre Tieftöner Tyr (ex-EMPEROR), der mit seinem abwechslungsreichen, anspruchsvollen und für BM-Verhältnisse sehr unkonventionellen Stil ("Gods Of My World") sehr deutlich macht, wieso er zu den Besten der Szene gezählt wird. Aber auch Tastenmensch Lars Nedland oder Drummer Asgeir Mickelson (SPIRAL ARCHITECT) wissen zu überzeugen und unterstützen den avantgardistischen Anstrich BORKNAGARs.
Lediglich einen oder zwei Blizzards mehr hätte ich mir in dieser Reise über Täler, Berge, Wälder und Seen gewünscht, etwas mehr (kontrollierte) Raserei, da dieser Aspekt meines Erachtens nach ein wenig zu kurz kommt und der Chose etwas die Dynamik raubt.
Auf "Empiricism" wird von den Black Metal-Grundbausteinen über Progressive Rock-Elemente bis hin zu Farbtupfern aus der neoklassischen/romantischen Ecke ("Matter & Motion") eine Unzahl an Stilen nahtlos in das Gesamtgeschehen eingefügt, hier sitzt jedes Break, passt jeder Akkord und stimmt jeder Refrain - insofern vorhanden - den Hörer glücklich. BORKNAGAR haben endlich die rundum perfekte Scheibe abgeliefert, für die sie nun hoffentlich auch den verdienten Lohn zumindest in Form von Anerkennung ernten werden.
Anspieltipps: The Genuine Pulse, Soul Sphere, The Stellar Dome, The View Of Everlast
- Redakteur:
- Rouven Dorn