BORKNAGAR - Origin
Mehr über Borknagar
- Genre:
- Acoustic Rock
- Label:
- Century Media
- Release:
- 30.10.2006
- Earth Imagery
- Grains
- Oceans Rise
- Signs
- White
- Cynosure
- The Human Nature
- Acclimation
- The Spirit Of Nature
Das Wort "Origin" bedeutet auf Deutsch unter anderem "Anfang" oder "Ausgangspunkt", was als Titel hervorragend zum neuen, akustischen Werk von BORKNAGAR passt. "Ausgangspunkt" deswegen, weil Bandkopf Øystein G. Bruns das Grundgerüst seiner (Achtung, tolle Stilbeschreibung!) Avantgarde-Progressive-Post-Black-Metal-Werke schon immer zunächst akustisch skizziert habe. Statt jedoch wie sonst üblich eine Schubkarre voll Blastbeats drüberzukippen, engagierte er dieses Mal Streicher und Flötisten. Und "Anfang", weil sich das schwedisch-norwegische Kollektiv textlich überraschenderweise (hüstel) mit den Ursprüngen des Universums, der Menschheit und überhaupt befasst. Auch wenn mir der schon ziemlich lange andauernde Akustik-Trend dezent auf den Keks geht, so sind es doch gerade Bands wie BORKNAGAR, bei denen ein solches Album einerseits Spannung verspricht, andererseits aber eine durchaus logische Konsequenz darstellt, da sich bereits auf den früheren Werken melodisch-folkloristische Elemente wiederfanden.
Nach etlichen Durchläufen folgt ein wenig Ernüchterung, weil bei diesem Experiment meiner Meinung nach nicht nur in Sachen Spielzeit (36 magere Minuten!) viel mehr drin gewesen wäre. "Origin" basiert zu weiten Strecken auf kuschligen Akustikgitarren-Klängen, die hübsch anzuhören sind, aber "hübsch" war bisher nicht unbedingt ein Wort, das ich mit der Musik von BORKNAGAR assoziiert habe. Die jubilierende Flöte ist allgegenwärtig, ein paar Streicher kommen hier und da zum Einsatz, Aushilfs-Bassist Erik Tiwaz aka Tyr (EMPEROR, SATYRICON) liefert dazu tolle Bass-Linien, und Ausnahme-Schlagzeuger Asgeir Mickelson beweist auch in den ruhigen Momenten sein Können. Das ganze ist durchaus gefällig, aber etwas zu gleichförmig und brav für diese normalerweise eher unberechenbare Formation. Hinzu kommt, dass Vintersorg, der immerhin schon das dritte Album in Folge einsingt, in letzter Zeit etwas omnipräsent war (neben seinen Solo-Scheiben gab es die Projekte FISSION und CRONIAN) und ich mich an seiner Stimme, die sich hier auf den klaren Gesang beschränkt, daher ein wenig satt gehört habe.
Verstärkt wird der Eindruck, dass BORKNAGAR hier teilweise unter ihrem Niveau agieren, durch die wenigen, etwas experimentierfreudigeren Passagen, die auch in diesem engen musikalischen Korsett durchaus möglich sind, allerdings viel zu selten aufblitzen. Vintersorg, der zuweilen im Chor mit sich selbst singt (was somit die Frage der Live-Tauglichkeit der Stücke im Keim ersticken dürfte), setzt z. B. in 'Oceans Rise' (einer Neu-Adaption des "The Archaic Course"-Openers) etwas Sprechgesang ein. Überraschend vielseitig wird sein Organ jedoch erst im orchestralen und irgendwo leicht schrägen 'White', in dem er sogar ein wenig an einen seinen Vorgänger, Simen Hestnaes, erinnert. Mit mehr Songs dieses Kalibers wäre "Origin" klasse, so ist es leider viel zu zahm.
Anspieltipps: Zum Einschlafen alles außer 'White', zum Aufwachen genau dieses.
- Redakteur:
- Elke Huber